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Das ist: Samar Badawi, gerade inhaftierte Frauenrechtlerin

Foto: dpa

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Das ist ...

... Samar Badawi, 34, die sich in ihrem Heimatland Saudi-Arabien für ihre Rechte als Frau einsetzt und am Montag in Dschidda festgenommen wurde. Sie ist die Schwester des Bloggers Raif Badawi, der eine zehnjährige Gefängnisstrafe absitzen muss. Dazu musste er 50 öffentliche Peitschenhiebe ertragen, was von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert wurde. Badawis "Vergehen": Abfall vom Islam. Was seine Schwester Samar verbrochen haben soll, ist bisher unklar. Vermutlich geht es aber um ihren Einsatz zur Befreiung ihres Ex-Mannes, der ebenfalls für seine politische Arbeit inhaftiert wurde. 

Die kann ...

... als Frau in Saudi-Arabien kein normales Leben führen.

Bereits vor der aktuellen Verhaftung hatte Badawi immer wieder Probleme mit der ultra-konservativen Gesetzgebung: Als sie 2009 vor ihrem prügelnden Vater in ein Frauenhaus flüchtete, zeigte dieser sie mehrfach wegen Ungehorsams an. Parallel dazu lernte Badawi einen Mann kennen, den sie heiraten wollte. Ohne die Erlaubnis des bisherigen männlichen Vormundes darf eine Frau in Saudi-Arabien allerdings nicht in die Ehe gehen - der Vater verbot die Hochzeit. Daraufhin zeigte Badawi ihn an: Wer seine Tochter unnötig lange zum Single-Dasein zwingt, begeht laut saudischem Gesetz ebenso eine Straftat. Verhaftet wurde allerdings seine Tochter. 2010 kam sie nach sieben Monaten Haft frei und konnte ihren Onkel als neuen Vormund eintragen lassen.

Die geht ...

... trotz aller Einschüchterungen seit Jahren gegen die Einschränkungen im Alltag von Frauen in Saudi-Arabien vor: Als ihr die Behörden keinen Führerschein ausstellen wollten, klagte sie mit anderen Frauen auf ihr Recht zum Autofahren. 2011 reichte sie dann als erste saudi-arabische Frau überhaupt eine Klage auf ihr Wahlrecht bei den damaligen  Kommunalwahlen ein.  Unter dem Hashtag #saudiwomenrevolution protestierten daraufhin zahlreiche Frauen für ein Ende ihrer Unterdrückung.  Nachdem König Abdullah nachgegeben hatte, konnten sich Frauen bei der darauffolgenden Wahl im Jahr 2015 erstmals als Kandidatinnen aufstellen lassen und abstimmen. Im selben Jahr überreichte ihr Hillary Clinton den International Women of Courage Award.

Wir lernen daraus,...

... dass sich das saudische Königshaus weiterhin nicht zu schade ist, auch bekannte AktivistInnen vor den Augen der Weltgemeinschaft kurzerhand einzukassieren und zu bestrafen. 2015 waren es die Peitschenhiebe für Raif Badawi und die Massenhinrichtung von 47 Menschen, inklusive dem schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr, die für Empörung sorgten. 2016 soll der Regimekritiker Ali al-Nimr ans Kreuz genagelt werden, ein Neffe von Nimr al-Nimr. Und auch der Fall von Raif Badawis Schwester Samar wird sich in die traurige Liste an Gründen einreihen, warum der Westen seine Zusammenarbeit mit dem "Stabilitätsanker im Nahen Osten" vielleicht endlich einmal überdenken sollte. 

Nur Google weiß, ...

... dass Saudi-Arabien trotz der aktuellen Geschehnisse den Vorsitz  eines Beratergremiums des UN-Menschenrechtsrats behält.

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