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Die 24-Stunden-Kamera

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Die Fotokamera ist, das haben wir gelernt, eines der technischen Geräte das uns immer recht problemlos folgt, egal wie uns die Popkultur gerade verbiegt. Lomo oder Holga gehörten genauso zur Slacker-Ausstattung wie später die Vintage-Mittelformatkameras oder alte Polaroid-Mühlen und jetzt dauert seit einiger Zeit der Siegeszug der alles mildernden Instagram-Hipstamatic-Filterfotografie an.

Der Webstore Photojojo begleitet die hippe Abteilung der Fotokultur schon länger mit passenden Gadgets und hat jetzt ein neues Gerät im Programm, die Digital-Time-Lapse-Kamera, die ganz darauf ausgerichtet ist, Zeitraffer-Filme zu machen. Also jene schnellen Zusammenschnitte bei denen die Kamera fix an einem Ort steht und aufzeichnet, wie sich die Welt sie um sie herum dreht und die Pflicht sind bei Reportagen über den Containerhafen Hamburg oder die Bebauung des Potsdamer Platzes.

Die handliche neue Kamera soll diesen bisher recht aufwändigen Prozess vereinfachen indem sie mehrere Time-Lapse-Programme bietet, die in Abständen von fünf Sekunden bis 12 Stunden automatisch ein Bild machen und das Ganze gleich als Film speichern und nicht nur als eine Menge Einzelbilder. Mit 150 Dollar ist das Gerät nicht gerade ein Einwegprodukt, aber den Preis überstrahlen gleich die vielen hübschen Einsatzideen, die man dafür hätte. Wäre es nicht nett, den WG-Küchentisch über eine Woche lang im Zeitraffer zu sehen, oder das An- und Abschwellen der nächsten Party vom Schrank aus zu beobachten? Ist das Prinzip Time Lapse nicht eigentlich sogar die optische Entsprechung zu unserer Twitter-Kultur, wo ja auch alle einzelnen Spuren dokumentiert werden und in einem einzigen großen Film zusammenfließen?

http://www.youtube.com/watch?v=c0En-_BVbGc

Die Kamera wurde wasserdicht konstruiert und hat ein recht vielseitiges kleines Stativ dabei, das es auch erlauben würde, vom Balkon aus den eigenen Hauseingang einen Tag lang zu observieren und so endlich mal festzustellen, was da von früh bis spät rumort und wer immer die Werbezeitungen im Hausflur verteilt. Das Stakkato des Treppenhauslichts im Nachbarhaus aus einer ganzen Nacht auf eine Minute zusammen geschnitten und mit passender Musik unterlegt – es gibt bestimmt miesere Bewerbungen an der Kunstakademie. Der Verfall des Basilikum-Töpfchens, die Vermüllung des Schreibtisches, die Beobachtung des Eichhörnchen-Pfades – alles möchte man mal im Time-Lapse-Verfahren aufnehmen. Zum Reiz dieser Methode gehört es natürlich, dass man damit an Langstrecken-Entwicklungen teilnehmen kann, ohne sich die Zeit dafür nehmen zu müssen. Wer mutig ist, kann auch einfach mal seine Wohnung filmen, während er unterwegs ist. War da nicht nach fünf Stunden ein Schatten, ein Stück von einem fremden Arm? Grusel!

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