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Wie du die Endlos-Schlange bei "Mustafa's Gemüse-Kebap" überlebst

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Mustafa's Gemüse-Kebap kommt nach München. Der Berliner Döner-Stand aka Touristenattraktion aka Marketing-Wunder, vor dessen Bude am Mehringdamm in Kreuzberg sich zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Schlange bildet, in der man eine Stunde oder mehr warten muss, bis man dran kommt, eröffnet eine Filiale am Stachus. Zum Einstand gibts Gratis-Döner. Vermutlich wird es auch hier eine Endlos-Schlange geben.

Hier sind ein paar hilfreiche Tipps, wie du die Wartezeit verringern oder zumindest sinnvoll nutzen kannst:

  • Fange eine Flüsterpost mit den anderen Wartenden an. Sie sollen dem ersten in der Schlange sagen, er soll dir einen Döner mitbestellen.

  • Hol dir, bevor du dich anstellst, woanders einen Döner. Bis du dran bist, hast du eh wieder Hunger.

  • Zahle jemand anderem dafür Geld, damit er dich später wieder in die Schlange lässt. Wir Münchner haben’s ja!

  • Nutze die Zeit sinnvoll: Bereite deinen eigenen Ayran zu.

  • Ziehe ein Lamm auf und schlachte es. Veggie my ass!

  • Halte den Anstehenden einen Vortrag, dass sie mit ihrem Berlin-Mustafa-Gehype ja eigentlich nur Opfer einer geschickten Marketing-Strategie sind und sie sich damit als Touristen outen. Empfiehl stattdessen irgendeine Dönerbude am Arsch der Welt als Geheimtipp.

  • Um noch ein paar Leute mehr loszuwerden, unterhalte dich am Telefon lautstark über Hygienemängel bei Imbissbuden.

  • Ordne die Belege für deine Steuererklärung.

  • Ruf alle Menschen an, die du seit Monaten verpeilst anzurufen. Oma, Tante Gerda, Kumpel Tom werden sich freuen.

  • Mach eine Instagram-Story, in der du jeden Schritt nach vorne einzeln dokumentierst. Hashtag #einkleinerschrittfürmicheingroßerschrittfürmeinenmagen

  • Beginne eine Diskussion darüber, ob der Verkauf von Döner außerhalb von Berlin eigentlich nicht als verurteilenswerte cultural appropriation gelten sollte.

  • Starte eine Polonaise zum Marienplatz und zurück. Wenn man schon mal so eine lange Schlange zur Verfügung hat, muss man das nutzen! <3

  • Falls die Schlange bis zum Sendlinger Tor reicht: Hilf ein bisschen auf der Baustelle mit. Dann ist die schneller wieder weg.

  • Beste Networking-Voraussetzungen: Verteile deine Visitenkarten an alle anderen Wartenden.

  • Erzähl’ den Anstehenden, dass Hafti um die Ecke gerade eine “Los Pollos Hermanos”-Filiale eröffnet. Diesmal in echt!

  • Lade alle anderen zu einem Vertrauensspiel ein. Wer traut sich, sich in der Schlange mit geschlossenen Augen nach hinten fallen zu lassen?

  • Poolparty im Stachusbrunnen.

  • Oder: Krieg im Stachusbrunnen! Nimm eine Wasserpistole mit und eröffne ein Feuergefecht mit den Kindern, die durch den Stachusbrunnen laufen.

  • Noch besser: Spendiere den Kindern im Brunnen einen Hunderter und schicke sie in den Spielzeugladen am Stachus, wo sie sich alle Wasserpistolen kaufen sollen. Dann erfreue dich am folgenden Vielfrontenkrieg.

  • Weitere Ideen für einen Krieg: Einfach mal fallen lassen, dass ja eigentlich die Griechen den Döner aka Gyros erfunden haben. Dann über die Zypernfrage eine Diskussion anfangen.

  • Anschließendes Gesprächs- und Streitthema: In den USA gilt Döner als “German Streetfood”.

  • Verteile Teilnahmezettel für ein Warteschlangen-Quiz, mit Fragen wie “Warum heißt der Stachus Stachus?”, “Wo ist von hier aus gesehen die nächste Döner-Bude, die nicht Mustafas ist?” und “Wer ist eigentlich Mustafa?” Der Sieger bekommt am Ende einen Dönergrill für die Handtasche.

  • Spiele Stadt-Land-Fluss mit der Zusatzkategorie “Döner-Zutaten”.

  • Gesprächsthema, falls alle angepisst sind vom Warten: Der Veggie-Döner an der Paul-Heyse-Unterführung macht dicht. Wegen neuer S-Bahn-Stammstrecke.

  • Weiterführendes Gesprächsthema dabei: Wie durfte der den Laden überhaupt betreiben, so ohne eigene Toilette?

  • Überlege dir den Plot für deinen ersten Roman. Vielleicht was mit Döner.

  • Überlege dir den Plot für deinen ersten Film. Vielleicht was mit Warteschlangen.

  • Überlege dir das Motiv für dein erstes Gemälde. Vielleicht was mit dem Stachusbrunnen.

  • Zwinker wahllos Leuten zu und mache ihnen Avancen. Wenn sie dich ausführen wollen, sage: Ich würde ja gern, aber ich muss in der Schlange warten.

  • Mache kleine Interviews mit den anderen Wartenden: Wie vertreiben Sie ihre Zeit?

  • Sehr wichtig: Biervorrat kaufen und während des Anstehens trinken. Wird in München nach 20 Uhr ja auch schwierig.

  • Lass dich von den 30 anwesenden Lokalreportern interviewen und erzähle ihnen, dass du keine Ahnung hast, was hier eigentlich los ist und dass du noch nie von einem Mustafa gehört hast.

  • Zeuge ein Kind!

  • Lege neben dir einen Hut auf die Straße und fange an zu singen. Songideen: “Ich habe eine Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner” oder “Döner macht schöner.” Hoffe, dass irgendein Plattenboss in der Schlange steht.

  • Ruf laut aus: “Ich kannte den Mustafa schon, bevor er groß wurde” und hoffe, dass irgendwann alle so genervt von deinem Gelaber sind, dass sie gehen.

  • Lege schnell online einen Foodblog an, auf dem du primär Döner testest. Behaupte, du seist beruflich hier. Wird aber vermutlich keine Sau interessieren, da Mustafa deine Mini-PR schon längst nicht mehr nötig hat.

  • Lies dir genau durch, wo es wirklich Münchens besten Döner gibt.

  • Bisschen Dönerschlangen-Gesprächsthemen: Der größte Döner der Welt wog knapp 2000 Kilogramm und wurde 2012 in Ankara auf den Spieß gesteckt. Mit einem Kran. 2500 Menschen aßen ihn. Und so sah das aus.

  • Wenn du endlich dran bist: Bestelle 20 Döner und verkaufe sie mit 300 Prozent Wertsteigerung weiter an die Wartenden am Ende der Schlange. That’s capitalism, baby!

 

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