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Bloggen in München: „Man kennt sich, man liest sich, lässt sich aber auch in Ruhe“

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Als sie anfing, hörte er schon fast wieder auf: Lisa Sonnabend und Patrick Gruban sind die beiden vermutlich bekanntesten Blogger Münchens. Patrick hat bis zum Jahr 2006 auf dem Blog minga.de geschrieben, Lisa schreibt (gemeinsam mit Maximilian Sterz) seit Ende 2005 das Stadtblog muenchenblogger.de. jetzt.muenchen hat die beiden an einen Tisch geholt, um mit ihnen über Blogs aus der Stadt zu reden und darüber, ob München eine gute Stadt zum Bloggen ist.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lisa, du betreibst Münchenblogger und arbeitest auch als freie Journalistin (unter anderem auch für jetzt.de und die SZ). Wie unterscheidet sich das? Lisa: Ich schreibe auf muenchenblogger viel persönlicher als beim journalistischen Arbeiten. Und die Kommentare zu meinen Texten sind viel direkter, die Leser stehen dort in unmittelbarem Kontakt mit mir. Nervt es euch, wenn ihr immer wieder erklären müsst, was eigentlich ein Weblog ist? Lisa: Ich bin letztens auf einer Feier genau danach gefragt worden und hatte da in der Tat so meine Probleme, es zu erklären. Ich habe dann probiert es so zu erklären, dass die Beiträge einfach chronologisch geordnet sind, stark vernetzt und verlinkt sind und auf einer bestimmten Software basieren. Die haben mich dann aber – glaube ich – für ein bisschen verrückt gehalten. Patrick: Am besten versteht man es, wenn man sich einfach mal ein Blog anschaut. Denn mittlerweile gibt es so viele unterschiedliche Formen von Blogs, dass man es nur schwer erklären kann. Früher war das noch klarer: Artikel chronologisch untereinander, Kommentare und ein Newsfeed - aber das hilft heute kaum mehr weiter. Reden wir mal über früher: Wann hast du mit minga.de angefangen? Patrick: Ende 2004. Damals wollten wir eine Boulevard-Seite für München im Netz anbieten. Vielleicht so auf dem Niveau der Abendzeitung: Kurze Knappe Sachen aus der Stadt, die die Leute interessieren und die sie zwischendurch als Newshäppchen lesen können. Das klingt fast wie die Idee von Münchenblogger, oder? Lisa: Ein bisschen schon, aber ich würde sagen: Bei uns ist es weniger Boulevard, sondern mehr wie ein Stadtmagazin. Wir machen kaum aktuelle Meldungen, sondern mehr Angebote, die die Zeitungen in der Stadt nicht so haben. Bei uns geht es mehr ums Ausgehen und da gibt es im Internet für München ja nicht so sonderlich viel. Wann habt Ihr angefangen? Lisa: Angefangen hat es im August 2005, so richtig losgelegt haben wir aber erst Ende 2005. Patrick: Da hat genau unserer erste Pause begonnen. Wir haben 2005 durchgebloggt und dann Anfang 2007 noch mal einen neuen Anlauf mit einer täglichen Blogschau aus den kleinen Blogs der Stadt gemacht. Das kam zwar gut an, hatte aber das gleiche Problem wie unser eigenes Bloggen: Wir haben nicht die Leserzahlen und das Wachstum erreicht, das wir uns vorgestellt haben. Was für Leserzahlen habt Ihr denn? Lisa: Bei uns sind es so 2500 bis 3000 Leser am Tag. Patrick: Wir hatten immer so rund 1000 Besucher am Tag. Die meisten kamen allerdings von Google, also Leute, die nach absurden Themen gesucht haben und dann auf unseren Unterseiten gelandet sind. Was ging da am besten? Patrick: Am populärsten war die Kombination von Dirndl und München. Immer rund ums Oktoberfest haben die Leute viel danach gesucht und sind dann bei uns gelandet. Das zweite Thema war ein Interview, das wir mit den Machern der Lokalisten gemacht haben, die ihre Community ja auch aus München machen. Auf der nächsten Seite: interessante Münchner Blogs und Geldverdienen mit dem eigenen Schreiben.


Seid Ihr, Lisa, also erfolgreicher als Minga.de oder habt ihr einfach eine höhere Schmerzgrenze? Lisa: Wenn ich ein paar Tage nicht zum Bloggen gekommen bin, fehlt mir richtig was. Das ist vermutlich auch der Grund, warum wir weiter machen. Denn großes Geld haben wir auch noch nicht verdient und die Leserzahlen wachsen nicht mehr gerade rasant. Aber wir machen das vor allem aus Spaß am Bloggen. Patrick: Irgendwann wurde es bei uns einfach Routine. Und als ich mich dann morgens hinquälen musste, um einen Blogeintrag zu schreiben, haben wir entschieden: Nee, jetzt macht es keinen Sinn mehr. Wenn es weiter Spaß gewesen wäre, hätten wir sicher auch weiter gemacht. Lisa: Wobei wir langfristig schon darauf hoffen, mit muenchenblogger auch ein bisschen Geld zu verdienen. Wie geht das dann: über Anzeigen? Lisa: Anzeigen haben wir noch gar nicht auf der Seite, weil wir einfach zu wenig Zeit haben, uns darum zu kümmern. Aber wenn jemand ein Konzert sucht und bei uns findet und dann ein Ticket kauft, bekommen wir Provision – auch für CDs oder Bücher, die ein Nutzer bei uns entdeckt und gekauft hat. Patrick: Ich glaube, da steckt auf lange Sicht schon eine Menge Potenzial drin, in einem solchen Blogprojekt auf lokaler Ebene. Das ist eine Frage der Zeit, bis das jemand entdeckt, der dann auch Geld reinsteckt und das groß machen kann. Ist München eine gute Stadt zum Bloggen? Lisa: Ich glaube, München hat die optimale Größe zum Bloggen. Berlin ist einfach zu groß, München ist kompakter, aber trotzdem eine Großstadt. Man hat beispielsweise einfacher den Überblick darüber, welche guten Konzerte am Tag stattfinden. Das sind in München dann zwei oder drei und nicht zehn. Patrick: Natürlich kann man aber auch aus Berlin gut bloggen. Einer unserer ersten Mitblogger von Minga.de ist dort hingegangen und hat das Hauptstadtblog gestartet. Berlin hat den großen Vorteil, dass es dort genügend Leute gibt, die auch Zeit haben, was zu schreiben. Würdet Ihr Euch als Teil der so genannten Blogosphäre beschreiben? Lisa: Schwierig zu sagen. Im Grunde sind wir schon so eine Insel, weil wir selber kaum Kommentare bei anderen schreiben. Wir tauchen zwar auf solchen Bloglisten auf und werden irgendwo auch respektiert. Aber als Teil der Blogosphäre, die sich auch regelmäßig trifft, würde ich uns nicht sehen. Patrick: Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass es hier in München gar nicht so eine richtige Blogosphäre gibt, in der Form, dass man auf den Blogs von anderen kommentiert. Es ist mehr so: Man kennt sich, man liest sich und lässt sich aber auch in Ruhe. jetzt.muenchen: Gibt es denn so was, wie eine Münchner Bloggerstimme? Lisa: Vielleicht Don Alphonso, wenn der noch zu München zählt. Patrick: Der ist eher in Ingolstadt, oder? Ich glaube, das ist schwierig. Eine Zeitlang war Klaus Eck mit seinem PR Blog recht bekannt, aber eine Münchner Blogstimme . . . Lisa: . . . ich glaube, dass müsste dann eher persönlich gefärbt sein. Patrick: Vielleicht so wie das Tivoli-Blog von Dorin Popa. Lisa: Oder Nilz Bokelberg und Roman Libbertz, die halten sich wohl zumindest für die größten Münchner Blogger Patrick: Während meiner Minga-Zeit habe ich Roman Libbertz immer sehr gerne gelesen. Er ist ein Club-Besitzer und Jurist und dadurch eine kontroverse Person, das ist oft unfreiwillig komisch, er kann aber damit offenbar sehr gut umgehen. Das klingt nach dem bekannten München-Klischee von Nobel-Diskos und Prominenten. Gilt dieses Klischee auch für München im Internet? Patrick: Ich bin mal auf Facebook genau auf solche Gruppen von Kindern von Bayern-Profis gestoßen. Da gibt es durchaus einige typische Beispiele für dieses Klischee. Wir versuchen aber mit sub bavaria, unserem Wiki für die Subkultur, genau etwas dagegen zu haben, um zu zeigen: Es gibt auch sehr bewusst versteckte Subkultur in München. Noch mehr Stadtblogs auf der nächsten Seite:
Außer den Weblogs von Patrick (minga.de) und Lisa (muenchenblogger.de) gibt es eine Menge interessanter Fundstücke aus und über München im Netz. Hier eine kleine Auswahl:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Blogpartei: DJ Jørgenson (Valentinsstüberl, MC Müller) schreibt unter blogpartei.de über Musik in München.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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Cultpilot: Thomas E. Wald schreibt über cultpilot.de , es sei „ein unabhängiges Blogmagazin, das sich mit culturellen Themen auseinandersetzt.“


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Schramml-Frickl: Vier bloggende DJs aus der Südstadt erzählen unter schramml-frickl.de vom aufregenden Münchner Nachtleben.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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Alles aus München: Unter weisswuascht.net erzählt Sabine aus der Stadt „der Weisswuascht, des Schuabladdla und des Massgruagschdemma.“


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Münchner U-Bahn: Etwas unregelmäßig berichten Florian Schütz und Boris Merath unter muenchnerubahn.de über den Nahverkehr der Stadt. Welche lokalen Blogs liest du? Schreibst du womöglich selber aus deiner Stadt? Erzähl davon: in den Kommentaren!

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