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Die Geschichte hinter 140 Zeichen

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Tim Klimes (links) und Robin Greene wollen herausfinden, welche Geschichten hinter spannenden Tweets stecken und sie auf ihrem Blog in 140 Sekunden erzählen.

jetzt.de: Wie bist du auf die Idee gekommen, den Geschichten, die hinter Tweets stecken, nachzugehen?
Tim Klimes: Vor ungefähr einem Jahr war Twitter in der Mainstream-Diskussion angelangt und als banal abgetan. Und es stimmt ja: natürlich kommt da wahnsinnig viel Mist auf, aber dass es so pauschalisiert wurde, fand ich wahnsinnig nervig. Es gibt oft interessante, Lust machende und hintergründige Tweets. Tweets, die man sich durchliest und dabei schmunzelt. Und wenn man sich nur zwei, drei Gedanken darüber macht, haben sie ja auch schon einen Mehrwert. Ich habe mir gedacht, solchen Tweets sollte man einfach mal nachrecherchieren.

Der Gedanke, 140 Zeichen in 140 Sekunden zu übertragen ist schön. Trotzdem ist es sehr wenig Zeit, um eine Geschichte zu erzählen.
Tim Klimes: Ich war mir auch nicht sicher, ob die Zeit reicht. Das sind gerade mal etwas mehr als zwei Minuten. Ich habe mich dann auf die Suche nach einem Tweet gemacht, um es einfach mal auszuprobieren und bin auf Deef gestoßen. Er schrieb: "Du gehst ans Telefon und die New York Times ist dran..." Der Tweet hat einfach neugierig gemacht. Ich habe ihn dann angerufen, um mehr zu erfahren und am Ende eine dreiviertel Stunde mit ihm telefoniert. Er hat in seinem Blog behauptet, das literarische Wunderkind Helene Hegeman habe für ihren Roman "Axolotl Roadkill" abgeschrieben und bekam daraufhin großes Medienecho. Wir sind einfach mal hingefahren, haben bei ihm gedreht und es hat dann auch tatsächlich geklappt, die Geschichte in so kurzer Zeit zu erzählen.

Bis jetzt habt ihr zwei Beiträge gedreht, die am 1. Februar mit eurem Blog online gegangen sind. Wie soll es in Zukunft weitergehen?
Tim Klimes: Uns ist es ganz wichtig, viel über Crowdsourcing zu machen. Die Twitter-Community ist sehr aktiv und flink und wir haben uns gedacht, die müssen wir unbedingt mit einbeziehen. Wir geben den Leuten jetzt einen Monat Zeit, um uns Tweets zu senden. Am Ende des Monats wählen wir fünf davon aus, die wir zur Abstimmung auf die Seite stellen. Im Idealfall drehen wir dann einen Beitrag pro Monat. Im Moment planen wir, auf der Seite noch ein Blog einzurichten, um unsere Recherche transparent zu machen. Wir wollen die Leute auf dem Laufenden halten und zeigen, wie weit die Beiträge gerade sind, was noch fehlt.

Crowdsourcing bedeutet auch, sich von den Fans finanzieren zu lassen. Wie stellt ihr euch das vor?
Tim Klimes: Wir sind, was Kamera und Schnitt angeht, gut aufgestellt. Aber sobald es um Reisen und Übernachtungen geht, hoffen wir einfach auf die Community.

Wie weit würdet ihr denn für eine Geschichte fahren?
Tim Klimes: Je nachdem, wie wir uns das leisten können. Wenn zum Beispiel ein Hammer-Tweet aus Hamburg kommt und gerade jemand aus der Community von München nach Hamburg fährt und uns mitnehmen könnte, wäre das optimal. Es kann natürlich auch gerne jemand mal mitkommen zu einem Dreh.

Wie lange dauert es, einen Beitrag zu machen?
Tim Klimes: Die Drehzeit ist unterschiedlich. Bei Deef waren wir eineinhalb Stunden, für unseren zweiten Beitrag haben wir drei Stunden gedreht. Zum Schneiden brauche ich dann ungefähr einen Tag.

Hast du selbst auch eine Liste von interessanten Tweets, denen du gerne auf den Grund gehen würdest?
Tim Klimes: Ja, es gibt schon zwei, drei Tweets, die wir noch in der Schublade haben. Ein Backup sozusagen. Aber wir möchten jetzt erst mal abwarten, was von den Usern kommt. Ich bin total überzeugt von der Idee. Ich hoffe, dass es sich etablieren kann und die Kommunikation zwischen uns und den Nutzern gut funktioniert.


Text: stefanie-heiss - Bild: Tim Klimes

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