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Immer aufräumen, niemals Alkohol

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Im Proberaum schlägt das Herz einer Band. Hier entstehen die Songs, die eines Tages vielleicht jeder mitsingen kann. Deshalb besuchen wir regelmäßig junge Münchner Musiker in ihren Proberäumen. Diesmal erzählen die „Talking Pets“ von ihrer Proberaum-Odyssee und warum sie sich in ihrem neuen Bandzuhause lieber gut benehmen. Lenny, 25, Jonas, 27, Franko, 27, und Chris, 28, machen seit 2009 gemeinsam Gitarrenpop.

„Nach unserer Gründung haben wir eine gefühlte Ewigkeit nach Bandräumen gesucht. Da einige von uns außerhalb wohnen, musste der Ort für alle gut erreichbar sein, das heißt: so innenstädtisch wie möglich. Durch Zufall landeten wir in der Aidenbachstraße, dem besten Proberaum aller Zeiten, im fünften Stock und mit einer super Sicht. Bei unserer ersten Probe dort passierte allerdings das Blödeste, was uns je mit einem Proberaum passiert ist: Es gab auf dem Weg zum Ausgang eine Zwischentür, für die wir laut Hausmeister keinen Schlüssel brauchten, da sie immer offen sei. Dummerweise war sie zu, als wir gehen wollten und wir waren eingesperrt. Wir riefen die Polizei, die uns dann peinlicherweise durch eine Notausgangstür befreite. Die hatten wir in der Aufregung übersehen. Leider gibt es diese Räume heute nicht mehr, es ist jetzt ein Fitnessstudio da drinnen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Danach haben wir ein Jahr lang nur im Studio geprobt, wo wir unser neues Album aufgenommen haben. Seit drei Wochen sind wir jetzt erst hier, in den Räumen einer Giesinger Musikschule. Hier proben auch viele andere Bands. Wir hatten einfach einen Zettel an die Tür gehängt. Schon rief der Vermieter an und sagte uns zu. Wir teilen uns den Raum mit einem Trommelgruppenlehrer, zwei Basslehrern und zwei Schlagzeugern. So zahlen wir im Moment nur 150 Euro im Monat für zwei feste Tage in der Woche: Donnerstag immer abends nach der Uni und der Arbeit ab 18 Uhr und Samstag von 14 bis 18 Uhr. Wir halten uns strikt an diese Abmachung, für Streits wegen Unzuverlässigkeiten sind wir mittlerweile zu alt. Das hat auch was mit Respekt zu tun: Seine Freundin lässt man ja auch nicht warten, wenn man sich verabredet hat.
 
Spätestens um 23 Uhr müssen wir aus dem Raum raus sein, eigentlich schon um 22.30 Uhr. Das ist gar nicht so schlecht. Wir lieben es zwar im Bandraum abzuhängen und Musik zu machen, aber der Geruch hier nervt: Hinter diesem Schuppen liegt ein Ziegenstall. Wenn wir hier rauskommen, stinken wir recht stark nach Ziege. Übernachtungsaktionen oder Parties passieren hier also nicht. Das ginge aber schon allein wegen der Lautstärke nicht, immerhin sind hier auch gleich Wohnhäuser nebenan. Ansonsten kommen Proberaumexzesse aber auch deshalb nicht zustande, weil wir beim Proben überhaupt keinen Alkohol trinken. Das hat sich bewährt.
 
Wir haben den Raum hier nicht besonders dekoriert, alles was hier hängt sind Pläne, wer wann drinnen ist und was alles verboten ist: Rauchen, Unordnung und so weiter. Wir wollen uns hier nicht zu breit machen und vor allem wollen wir am Anfang auch nicht anecken, denn wenn man sich den Raum mit so vielen Leuten teilt, birgt das viel Streitpotential. Super ist unsere Türklingel: ein rotes Fahrradlicht, das anfängt zu leuchten, wenn jemand klingelt – unser Spielen übertönt ja jeden Klingelton.

Wir möchten gern wieder woanders hin, wo wir nicht alles teilen müssen oder so brav aufräumen. Kürzlich haben wir uns den sogenannten Tombola Container im ehemaligen Kunstpark angeschaut, aber der ist zu klein und da drinnen ist auch kein guter Sound. Es bleibt also spannend, wo wir als nächstes landen. Wir machen uns aber keine großen Sorgen, sondern haben eine Art „Gottvertrauen“, dass irgendwann was kommt.

Was wir hier gut finden: Die Lage ist für den Sommer toll. Gleich hinter dem Raum fängt ein kleines Waldstück an, das direkt an die Isar führt. Mit einer befreundeten Band namens Kafkas Orient Bazar wollen wir dort viel schwimmen gehen.“

Text: mercedes-lauenstein - Foto: Juri Gottschall

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