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"Mittendrin steht dann einer, der ins Pissoir schiffen muss"

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Bei Toiletten-Raves verwandelt sich das stille Örtchen in den Clubs der Stadt neuerdings in ein ziemlich lautes. Wir haben mit dem Mitorganisator der Raves, Thomas Arnberger alias Kitt Bang, über das Feiern auf dem Klo gesprochen.

jetzt.de München: Thomas, was war denn vor euren Toiletten-Raves das Verrückteste, was du auf einer Club-Toilette erlebt hast?
Thomas Arnberger: Ohgottohgott. So spannend ist das jetzt nicht. Also Sex auf Clubtoiletten ist ja nun auch nicht so schön.

Nun gut. Aber mit den Toiletten-Raves wird ja nun hoffentlich alles besser. Wie muss man sich so eine Party vorstellen?
Du kommst völlig unwissend in den Club - wir kündigen unsere Toiletten-Raves einerseits nicht groß an, andererseits gibt es in Clubs ja viel Laufpublikum oder eben Leute, die wegen dem Hauptact kommen. Gerade die Mädels gehen dann gleich zu Anfang aufs Klo, um nochmal den Lidstrich oder den Lippenstift nachzuziehen. Aber dann stehen wir Burschen da drin, möglichst blöd angezogen, mit Plattenspieler, Mischpult und megalauter Musik. Es ist also wie im eigentlichen Club. Die Party geht auf der Toilette allerdings früher los, es wird schon wahnsinnig eng, während auf der Tanzfläche noch nicht viel los ist. Mittendrin steht dann einer, der ins Pissoir schiffen muss. Es ist eben etwas trashiger, schmutziger und persönlicher als sonst im Münchner Nachtleben.

Ist es euch sonst im Münchner Nachtleben nicht trashig und schmutzig genug?
Was man zumindest beobachten kann: Fast jeder Club, der in München aufmacht, ist glattgebügelt und mit schicken LEDs ausgestattet und wird über ein Jahr lang gehypet, dann ist er wieder unten durch. Die Locations, die sich dagegen langfristig halten, sind meist die etwas kaputteren wie die Favorit Bar oder das Substanz. Vielleicht, weil da die Leute hingehen, die sich für die Musik interessieren und sich nicht nur wegknallen wollen.

Wer steckt außer dir noch hinter den Toiletten-Raves?
Die halbe Zombocombo ist dabei. Ich kümmere mich hauptsächlich darum und bin bei jedem Rave dabei. Außerdem gehören der DJ Kaput, der Mooner und der DJ Patrone zum Team.

Wie kam euch die Idee zu den Toiletten-Raves?
Die Idee kam uns, weil wir die hundertste Zombocombo-Party gemacht haben. Wir wussten, dass so viele Leute kommen werden, dass es zu eng werden wird im Kong. Deshalb wollten wir einen zweiten Floor aufmachen. Weil es im Kong aber keinen zweiten Raum gibt, dachten wir, wir nehmen einfach den Keller, also das Klo. Und das war so superlustig, dass wir gesagt haben, dass wir es regelmäßig in immer anderen Clubs wiederholen wollen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Idee zu den Toiletten-Raves entstand, weil es auf einer Party im Kong zu eng wurde. Aber auch auf dem Klo kann der Platz noch knapp werden.

Legt ihr auf der Toilette andere Musik auf als sonst?
Es ist auf jeden Fall ein bisschen raveiger. Normalerweise spielen wir nicht so richtigen Techno, sondern eher Disco. Auf der Toilette haben wir aber auch gerne mal Live-Synthesizer dabei und schrammeln herum, ganz ohne Vocals. Zumindest mal für eine Stunde, dann gibt es wieder Partymusik. Es kommt aber natürlich darauf an, was im großen Raum passiert, weil wir auch etwas anderes bieten wollen. Wenn vorne Minimal Techno aufgelegt wird, dann machen wir das nicht auch noch. Die Leute sollen sich schließlich nicht langweilen.

Die Toilette ist allerdings ein Ort, auf dem mancher sicher lieber für sich wäre. Sind manche Toilettengänger nicht auch ziemlich genervt davon, dass ihr dort auflegt?
Überhaupt gar nicht. Kein einziger hat sich bisher bei uns beschwert. Wer wirklich seine Ruhe haben will, geht einfach auf die Toiletten fürs andere Geschlecht. Das ist dann auch ok, das stört an diesen Abenden wirklich niemanden.

Ihr habt eure Raves sowohl schon auf dem Herren-WC als auch auf der Damentoilette veranstaltet. Ist die Stimmung bei den Jungs anders als bei den Mädels?
Nee, überhaupt nicht. Den Herren ist es allerdings völlig egal, ob dann noch die Girls bei ihnen auf dem Klo rumhüpfen. Das stört die gar nicht. Bei den Mädels ist es vielleicht bei ganz wenigen eher so, dass sie gerne den Lidstrich nachziehen wollen, ohne dass irgendwelche Typen dabei zuschauen. Aber die meisten Mädels finden’s super und sind die ersten, die ihre Handys zücken und mit uns Fotos machen wollen.

Was sagen die Clubbetreiber zu eurer Idee?
Unter den Clubbetreibern hat es sich mittlerweile schon herumgesprochen. Die wissen: Das ist ein großes Ding, das die Jungs durchziehen und die haben auch noch ’ne eigene Crowd, die genau deswegen kommt. Solange wir uns also darum kümmern, die Toiletten-Raves zu organisieren, finden die das super. Es ist ja schon ein gewisser Aufwand, eine zusätzliche Anlage aufzubauen und das Licht zu installieren. Aber ein bisschen Arbeit hat uns auch bei unseren Zombocombos noch nie gestört.

Und wie reagieren die DJs, die eigentlich den Club bespielen, auf die Konkurrenz auf den WCs?
Bisher gab es ja nur zwei Toiletten-Raves und im Kong war es eh unsere eigene Veranstaltung. In der Roten Sonne haben die anderen DJs aber total positiv reagiert und abwechselnd bei uns auf dem Klo mitgeravet.

Gibt es eine besonders schöne Club-Toilette, die ihr unbedingt noch einmal beschallen wollt?
Ich hab schon mal überlegt, das P1 wird ja im Moment umgebaut. Sobald die fertig sind, gerne dort. Gerade das P1 ist ja wahnsinnig schick, das wäre so richtig schön absurd.

Die nächsten Toiletten-Raves finden am 25.1. im Bob Beaman, am 2.2. im Strom und am 23.2. im Harry Klein statt.

Text: juliane-frisse - Foto: o.H.

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