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Seien wir ehrlich: Es fällt schwer, ein Wort zu finden, dem so wenig Inhalt, so wenig echte Bedeutung geblieben ist wie „Geheimtipp“. Menschen, die sich auf Partys wichtig machen wollen, benutzen es noch. Ein paar Blogs vielleicht. Und Zeitungen. Klar, die schon auch noch. Die beste Pizza, der schönste Ausblick, der ruhigste See, der hippste Laden. Immer super geheim. Immer Superlativ. Immer super Blödsinn. Weil: Kennt doch eh jeder. Wegen Instagram zum Beispiel. Oder, im schlimmsten Fall, sogar aus dem „Lonely Planet“. Und weil das so ist, präsentieren wir unsere Geheimtipps – nicht. Zumindest nicht genau. Wir haben sie verrätselt. Und wer die Rätsel löst, der kann sogar etwas gewinnen: Und zwar den Tipp, den geheimen. Das sollte leichtgehen. Man kennt sie ja. Alle.  

Die längste Abendsonne

Licht. Diese Stadt lebt von ihrem Licht, das über die Berge in sie hinein fällt. Besonders natürlich im Sommer. In München scheinen die Tage dann extralang. Und hier, zu Füßen eines berühmten Mineralogen und Volksdichters, verweilt das Licht länger als irgendwo sonst in der Stadt. Nirgends bekommt man mehr Abendsonne, und das nach nur wenigen Metern sanften Aufstiegs.  

Im direkt angrenzenden Biergarten, der immer sehr voll ist, holt man ein Glas und setzt sich auf den Stein. Oft ist man fast alleine. Und wartet, friedlich abendgesonnt, dass die letzten Minuten auch noch gehen. Schaut ein bisschen auf den Fluss. Und wartet noch ein bisschen. Bis zum letzten, späten Sonnenstrahl.

Von Friedemann Karig

Das beste Helle der Stadt

Ich habe lange gedacht, ein Helles ist ein Helles. Bis ich diesen Ort fand. Diese Festung des guten Biergeschmacks, in der das Helle immer ein deutliches Stück besser schmeckt als irgendwo sonst. Es ist schwer, genau zu benennen, was daran so gut ist. Ich kann nur von meiner Reaktion berichten, wenn Wirt Klaus mir ein Glas Augustiner hinstellt. Die erste Hälfte der Halben ist innerhalb von 20 Sekunden weg. Das hat mit Durst oder Trinklaune nichts zu tun, ich habe das getestet: an 36-Grad-Sommertagen genau dasselbe wie an Acht-Grad-Herbstmatschabenden. Man kann nicht anders, als nach dem ersten Schluck noch mal ansetzen. Und dann gleich noch mal.  

Irgendwann habe ich Burgherr und Wirt Klaus gefragt, ob er was Besonderes anstellt mit seinem Bier, oder ob ich mir dessen Superheit nur einbilde.  

Klaus antwortete freundlich und bescheiden, dass es eventuell daran liegen könne, dass seine Bierfässer niemals direkt vom Lieferwagen an die Zapfanlage wandern. Sie ruhen eine Woche im kalten Keller seiner Burg. Da können sie sich erholen von dem Geschüttel des Transports. Und vor allem können sie da unten, wo es immer genau gleich kalt ist, langsam aber sicher die exakt richtige Temperatur annehmen, die den Geschmack zu voller Entfaltung bringt.

Von Christian Helten    

Die entspannteste Weinhandlung

München ist nicht sehr münchnerisch in dieser Ecke. Auch wenn die Straße des sehr berühmten Physikers an vielen anderen Stellen inzwischen renovierte Fassaden aus Glas und Beton bekommt – an diesem Block zieht die Gentrifizierung noch grußlos vorbei. Und auch drinnen in dieser Weinhandlung, die aussieht wie ein rotzfrecher Getränkemarkt, ist es weder edel noch ordentlich. Wasser-, Bier- und Saftkästen stehen ohne erkennbares System im Weg herum. Es ist dunkel und gedrängt. Im Sommer riecht es, als würde der Fußboden kleben, die Menschen geben ihr Leergut flaschenweise zurück und am Eingang lehnen immer mindestens zwei leere Europaletten. Gut möglich, dass es immer (noch) dieselben sind. Das Letzte, was man hier also erwarten würde, ist eine gute Weinauswahl. Und das Allerletzte wohl Menschen, die sich mit der Auswahl auch noch auskennen – und ihr Wissen so vermitteln, dass man gerne fragt.  

Die gibt es aber. Und das Geheimnis hinter allem lautet: Reduktion. Es gibt wenige Weine, aber die sind gut. Und die Verkäufer labern nicht. Wenn Weine The Berry Box und The Pepper Pot heißen, sagen sie: „Die schmecken genau wie sie heißen. Wenn du zwei sehr unterschiedlich gute Rote zu einem deftigen Essen mitbringen willst, dann nimmst du die beiden.“ Whisky haben und können die übrigens auch.

Von Jakob Biazza

Isarplatz mit Pool

Ich fand diesen perfekten Ort an der Isar an einem Hochsommertag Anfang August. Aus reiner Verzweiflung darüber, nie den perfekten Ort am Fluss zu finden. Und zwar erst recht nicht an Hochsommertagen Anfang August. Perfekt heißt: Wenig bis gar keine Menschen. Klare, leicht zugängliche Bademöglichkeit. Direkt daneben gemütliche Liegemöglichkeit, halb Sonne, halb Schatten. Und bitte irgendwie noch in der Stadt, von Schwabing aus mit dem Rad in höchstens zwanzig Minuten zu erreichen.  

Ich fuhr also im nördlichen Englischen Garten mit dem Rad immer weiter flussabwärts und fand nichts dergleichen. Bis ich irgendwann, als ich bereits unter zwei großen Straßen und einer Eisenbahnbrücke hindurch gefahren war, aufgab. Desillusioniert und erschöpft ließ ich mein Rad eine nur ganz leicht ausgetretene Böschung hinunterrollen und fand plötzlich, was ich die ganze Zeit gesucht hatte: In das Ufer hat sich zwischen einige Bauminseln eine Art Gumpe gefressen, die ständig von frischem Wasser geflutet wird und damit einen stattlichen Mini-Pool abgibt.   Menschen waren nur am gegenüberliegenden Ufer zu erkennen und auch da nicht viele. Keine Grillschwaden. Keine Boomboxen. Nur der Pool, nur ich allein, bis zum Hals im Wasser und über mir Bäume und neben mir Baumwurzeln und Isarkies und in der Mitte des Flusses Steine und türkisfarbenes Rauschewasser.  

Hilflos setzte ich auf der Karte meines iPhones eine ungefähre Stecknadel. So einen Ort darf man nie wieder vergessen. Bisher habe ich ihn immer wiedergefunden.

Von Mercedes Lauenstein

Suppe für die Seele

Viele denken beim Stichwort „Suppe“ ja: „Macht nicht satt.“ Oder: „Ist bloß eine Vorspeise.“ Oder einfach: „Schmeckt nicht“, weil sie direkt Bilder von einer braunen Plörre mit Eierstich drin im Kopf haben.  

Alles falsch. Suppe ist eines der unterschätztesten Essen der Welt. Das versteht man erst, wenn man in diesem einen Lokal war. In der Straße, die den Buchstaben „S“ dreimal hintereinander im Namen hat. Da kocht die Brühe nämlich 24 Stunden vor sich hin, bevor sie in Tonschüsseln ausgeschenkt wird, und man fragt sich immer, wie die das mit dem Brandschutz regeln. Ist da wohl 24 Stunden am Tag jemand da und schaut ihr beim Köcheln zu?  

Die Zeit scheint die Suppe aber zu brauchen, sie schmeckt zumindest wahnsinnig intensiv und hat gleichzeitig eine gute Schwere. So, dass man sie bei kaltem Wetter gerne zum Aufwärmen isst, bei gutem Wetter aber auch Lust hat, sie im benachbarten Park zu essen. Vorausgesetzt, man bringt seinen eigenen Topf zum Transport mit und ist äußerst charismatisch. Offiziell gibt es diese Suppe nämlich nicht zum Mitnehmen, bei selbst mitgebrachten Gefäßen soll es aber schon Ausnahmen gegeben haben.

Von Charlotte Haunhorst

Der stärkste Drink

Die Autorität von Barkeepern hängt ja stark von ihrem Habitus ab. Deshalb ist es gut, dass alle, die in dieser winzigen Bar Drinks mixen, mit ihren hochgeknöpften Hemden, den Westen und Krawatten eine quasi-militärische Strenge entwickeln. Wenn sie nämlich sagen, dass man sich für diesen speziellen Drink mindestens 40 Minuten Zeit lassen sollte beim Trinken, dann haben sie damit nämlich sehr recht. Wer ihn trotzdem hinunterstürzt, der hat gute Chancen, rundum beseelt von den Tramlinien 15 oder 25 erfasst zu werden, die nah am Ausgang vorbeifahren. Der Drink besteht quasi nur aus Schnäpsen. Und von denen hat mindestens einer 80 Prozent. Ob er damit wirklich der stärkste ist? Unsicher. Wir haben die Recherchen mit ihm beendet. Ach so: Schmecken tut er auch.

Von Jakob Biazza  

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