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"Mir war die Modewelt zu schnelllebig, so bin ich zum Industriedesign gekommen."

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Veronika, was machst du in London?
Veronika Gombert: Ich fahre gleich zu dem Designstudio Barber Osgerby, für das ich derzeit arbeite, als Junior-Produktdesignerin bin ich für einige Projekte dabei.
 
Darfst du verraten, was du da entwirfst?
Nein, das ist wirklich streng geheim.
 
Hast du noch Zeit für eigene Entwürfe?
Ich versuche, trotz der Freelance-Arbeit für andere Designer eigene Sachen zu machen, meistens am Abend oder am Wochenende. Aber es war mir immer auch wichtig, für Firmen oder Designer zu arbeiten, die ich gut finde, ich war zum Beispiel bei Vitra und Jasper Morrison.
 
Kannst du deinen letzten eigenen Entwurf erklären?
Das sind Beistelltische und Couchtische mit einem Schraubmechanismus für Aluminiumbeine. Eine Arbeit, die ich für eine Ausstellung gemacht habe, am Anfang stand eine Holzschraube und die Aufgabe, etwas daraus zu entwickeln. Das Problem bei diesen Tischen war, dass die Beine nicht im rechten Winkel abstehen, sondern schräg, deswegen war eine hohe Genauigkeit für das Gewinde notwendig. So bin ich auf Aluminium gekommen und konnte dann mit dem Volumen dieses Materials spielen und es farbig eloxieren.
 
Wie hast du gelernt, Sachen nicht nur zu entwerfen, sondern auch zu bauen?
Schreinern habe ich mir beigebracht, eine meiner ersten Arbeiten war ein Schrank aus Holz, komplett selbst gebaut. Im Studium trifft man viele Leute, die eine Lehre gemacht haben, die konnte ich fragen, etwa wenn es darum ging, wie das Holz arbeitet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


In der Couchtisch-Serie "Screwed" hat Veronika Eiche und Aluminium fest miteinander verschraubt.
 
Bist du in einem Haushalt aufgewachsen, in dem Design ein Thema war?
Meine Eltern sind keine Architekten und unser Haus war sehr alt. Nein, aber ich hatte schon immer den Drang, was zu erfinden und schöne Sachen zu machen. Zuerst Kleider, weil ich mit 14 eine Nähmaschine geschenkt bekam, dann habe ich gezeichnet, aber das war mir zu zweidimensional und die Modewelt zu schnelllebig, so bin ich zum Industriedesign gekommen.
 
Diese Tische sehen gut und simpel aus – die könnten doch in Serie gehen?
Die Ausstellung, bei der ich diese Serie präsentierte, war in einem Hotel und ich wurde von vielen Gästen gefragt, ob man die Sachen kaufen kann. Aber es sind erstmal nur Prototypen.
 
Du willst kein eigenes Label gründen?
Klar, ich könnte dafür mit Zulieferern zusammen arbeiten. Viele junge Designer fangen auch gerade an, ihre Sachen selbst zu vermarkten, auch aus der Not heraus, dass es zu wenige freie Stellen gibt. Aber es ist ein enormer Aufwand, alleine mit Marketing und Vertrieb klar zu kommen. Ich will auch eigentlich kein Designer sein, der einfach irgendwelche Sache entwirft. Ich mag es, einen Auftrag, eine konkrete Problemstellung zu bekommen.

Hättest du also gerne den Auftrag, eine perfekte Knoblauchpresse zu gestalten?
Ja, das wäre spannend. Dazu muss man sich natürlich einen Überblick verschaffen, was es für Ansätze gibt und wo man noch etwas verändern könnte.
 
Klingt nach einem guten Beruf.
Viele nennen es Traumjob, schließlich darf ich Sachen erfinden, aber die wissen nicht, wie hart dieses Business ist. Allein in der Schweiz, wo ich ausgebildet wurde, machen jährlich etwa 200 Studenten ihren Abschluss als Designer, es gibt also immer viele Anwärter auf sehr wenige Stellen.

Text: max-scharnigg - Fotos: James Harris und Masa Hamanoi)

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