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Viele junge Frauen (und sicher auch einige junge Männer) sind ganz aus dem Häuschen, weil heute in Deutschland ein Buch erscheint, auf das sie warten, seit vor zwei Jahren bekannt wurde, dass die Autorin dafür dreieinhalb Millionen Dollar Vorschuss bekommen hat: Lena Dunhams autobiografische Essay-Sammlung „Not That Kind of Girl“. „A young woman tells you what she’s ‚learned’“ lautet der Untertitel (der leider mit „Was ich im Leben so gelernt habe“ übersetzt wurde) und ja, das erzählt sie wirklich: Liebe und Sex, Körper, Freundschaft, Arbeit, das sind die erwartbaren Bereiche, die sie abhandelt, aber eben auch die wichtigsten, wenn man erwachsen wird. Manchmal denkt man beim Lesen „Kenn ich!“, manchmal „Ach du meine Güte, zum Glück kenne ich das nicht!“ und immerhin fast nie „Laaangweilig!“ Der Mehrwert für den Leser ist so mittel, aber das Lesen erscheint, als würde man eine sehr, sehr lange „Girls“-Folge anschauen, darum werden viele junge Frauen (und sicher auch einige junge Männer), die „Girls“ mögen, sehr glücklich sein mit diesem Buch.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Erinnerst du dich?

Während der Lektüre fällt aber vor allem ein Detail auf, das vielleicht bloß erfunden ist, aber von einem erstaunlichen Gedächtnis zeugt, wenn nicht: Lena Dunham kann sich sehr oft daran erinnern, welche Kleidung sie in bestimmten Situationen getragen hat. Zum Beispiel, als sie ihren Chat-Freund Igor das erste Mal im echten Leben treffen wollte. Da war sie in der neunten Klasse. Und trug, ihrer Erinnerung zufolge, ein Tanktop, eine Cargohose und eine eingelaufene Jeansjacke. Oder als sie ihre Affäre in einer Bar in Queens gedatet hat, da trug sie Netzstrümpfen und ein graues Kostüm. Oder als sie auf eine Geburtstagsparty ging, da trug sie ein schwarzes Kleid ihrer Mutter. Und immer so weiter.  

Vielleicht hat sie gut Buch geführt. Tagebuch. Oder, wie gesagt, alles erfunden. Oder sie hat immer sehr ausgefallene Sachen getragen. Oder sie hat in ihrem Gehirn eine Verbindung zwischen „Klamotten“ und „Gefühle“ – und wenn sie sich an wichtige Momente erinnert, dann ist an diese Erinnerung kein Geruch oder ein Song gekoppelt, sondern diese pinken Leggins, die sie damals trug.  

Bei mir funktioniert das überhaupt nicht. Keine Ahnung, was ich auf dieser einen Geburtstagsparty damals anhatte oder als ich verliebt war in diesen Jungen und eine Verabredung mit ihm hatte. Ich kann mich nur mit Mühe daran erinnern, was ich an meinem Abiball getragen habe, und welches Kleid ich am Morgen des 90. Geburtstags meiner Oma ausgesucht habe, das weiß ich nur, weil es ein Foto von der Feier gibt. Ich kann mich eher erinnern, welche Kleidungsstücke ich in einer bestimmten Phase besonders häufig getragen habe (eine zu große Cordjacke mit 13 und 14, einen Nietengürtel mit 15 und 16).  

Kannst du dich gut erinnern, was du wann anhattest? In welcher Jacke, welchem Kleid, welchen Schuhen du in einem wichtigen Augenblick stecktest? Und wenn ja, wieso ist deine Erinnerung damit verknüpft? Und wenn nein, wieso nicht?

Text: nadja-schlueter - Illustration: Daniela Rudolf

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