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Die Jungsfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Da man mit 18 all das darf, was man mit 16 eh schon ständig tut, hat der 20ste Geburtstag ein wenig von seinem Charme und seiner Besonderheit verloren. Trotzdem war ich unlängst Zeuge eines solchen Jubel-Tages, der mir nochmal die ganze Dimension von Zahlen vor Augen geführt hat: Die Freundin meiner Freundin verabschiedete sich mit einem großen Fest vom Teenagersein, hatte dazu groß auf- und im Laufe des Abends auch eingefahren, so dass sich spätnachts eine alkohol- und lautstarke Diskussion an der Frage entzündete: Ist man mit 20 noch ein Mädchen oder bereits eine Frau? Mir war das damals so egal wie ich müde war: nämlich sehr. Tags drauf arbeitete meine Freundin (schon über 20) ihren Restalkohol ab und mit mir den Abend auf. Herauskam: Ihr ist das verdammt wichtig. Sie will - wie das Geburtstagsmädchen - in keinem Fall "Mädchen" und in jedem Fall "Frau" geheißen werden. Ich sagte ihr, dass sie für mich immer "mein Mädchen" bleiben würde, dabei knuffte ich sie fernfahrermäßig in die Seite. Doch das half nichts. Ich glaube, uns Jungs ist es egal, ob man uns "einen jungen Mann" oder "einen Jungen" heißt. Im Zweifel lassen wir sogar "Typ" durchgehen. Diese geschmack- und farblose Notlösung gibt es in weiblich nicht. Deshalb meine Frage: Ist dieser Knackpunkt vom Mädchen zur Frau tatsächlich so wichtig? Und wenn ja: Wann knackt es denn dann? Und wenn dann auch unumkehrbar? Oder seit ihr manchmal Mädchen und manchmal Frauen? Erklärt's mir Mädchen-Frauen! Auf der nächsten Seite liest du die Mädchen-Frauen-Antwort


Die Mädchenantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lieber Junge, das ist eine sehr schwierige Frage und dann auch noch ausgerechnet in einer Rubrik, die Jungs- und Mädchenfrage heißt. Meines Wissens gibt es da zwar eine schlaue Antwort, aber ich selbst fühle mich der nicht so gewachsen. So ganz allgemein gesprochen stellt sich das ungefähr folgendermaßen dar: Eigentlich sollte der Begriff „Mädchen“ für Mädchen vorbehalten sein, soll heißen, weibliche Menschen unter 20. Ab dann sollten sie Frauen sein und auch als solche bezeichnet werden - von sich selbst und von Jungs wie dir. Nur, jetzt nicht mehr ganz so allgemein gesprochen: Höre ich "Frau", denke ich an Verantwortung, Steuererklärung, ausladende Schenkel und Haare, die auf der Oberlippe sprießen: also nichts besonders Attraktives. Noch schlimmer: wenn ihr Jungs den Begriff in den Satz (meist irgendwann während der Anfangsphase einer ins Nirgendwo führenden Beziehung) einwebt: "Du bist wirklich eine tolle Frau." Uff. Und ich glaube auch nicht, dass ich da total aus der Art falle. Deshalb würde ich gerne noch eine Weile Mädchen sein. Aber ich bin eben keines mehr und sollte mich schön langsam mal daran gewöhnen. Und natürlich ist diese Haltung ganz schön armselig, schließlich ist "Frau" kein Schimpfwort und sich selbst noch mit Mitte, Ende 20 als Mädchen zu bezeichnen, zeigt, wie man sich selbst sieht: klein, jung, kindlich und keinesfalls ernst zu nehmen. Noch schlimmer: die Aussicht, dass ich noch mit Ende Vierzig von mir als "Mädchen" spreche und denke und von meinen Freundinnen-Verabredungen als "Mädels-Abenden". So sieht es also meines Erachtens aus: eigentlich müssten wir Frau bevorzugen, aus dummen Gründen wählen wir aber oft das Diminutiv Mädchen. Und deshalb finde ich deine Freundin ganz schön schlau und würde bei ihr gerne einmal zur Nachhilfe gehen, damit sie mir beibringt, wie man sich souverän von einem Mädchen in eine Frau verwandelt. Und zwar, bevor es zu spät ist. penni-dreyer

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