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Mädchen, so generell gefragt: Habt ihr eigentlich große Angst schwanger zu werden?

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Die Jungsfrage Inzwischen habe ich auch Frauen getroffen, die sich ein Kind wünschen, aber das ist eher neu für mich. Die letzten zehn Jahre meines Lebens waren doch mehrheitlich Mädchen um mich herum, die vor einer Panne beim Verhüten genauso große Angst hatten wie ich. Mit dem Unterschied eben, dass sie nach einer solchen Panne die Hauptrolle hätten spielen müssen, während ich als Mann bei aller Liebe doch immer nur Kollateral-Betroffener wäre. Aber auch als solcher hatte ich gelegentlich das zweifelhafte Vergnügen, nächtelang in ungemütlichen Visionen zu liegen, in denen ich den achtzehnjährigen Vater gab oder als Zwanzigjähriger eine Zwillingsgeburt zu verantworten hatte. Ich habe tagelang an der Grenze zum Wahnsinn auf das Eintreffen diverserer Blutungen gewartet und einmal tatsächlich auch zehn unerträgliche Minuten bei einem Frauenarzt um eine „Pille danach“ gebettelt. Als Junge verflucht man in solchen Momenten nicht nur die Fruchtbarkeit der eigenen Lenden und die Lust, die einen über nicht vorhandene Ersatzkondome oder vergessene Pillen großzügig hinweg vögeln ließ. Man stellt dann etwas töricht sogar das ganze Prinzip Sex in Frage. Warum kann es denn bitte nicht erst ab 25 dabei ernst werden, warum müsst ihr Frauen denn unbedingt ab sofort Kindsmaschinen sein, warum kann nicht einfach mal Spaß sein, ohne dass irgendwo im Hinterkopf ein Funken Panik mit ins Bett steigt? Nun lässt sich diese kleine Jungs-Panik ziemlich schnell beruhigen, wenn ihr uns – im Pannenfall - versichert, dass ihr gerade eh keine furchtbaren Tage habt, dass ihr die Pille immer regelmäßig genommen habt oder anderweitig keine Gefahr besteht. Wir glauben das alles sehr gerne. Aber wie geht es eigentlich euch im Angesicht einer möglichen Schwangerschaft? Habt ihr nicht jedes Mal noch viel mehr Angst davor? Denkt ihr jedes Mal beim Sex daran? Oder entwickelt sich da einfach eine gewisse Lässigkeit, weil es dann doch sooo schrecklich nicht wäre, oder weil es immer noch Mittel und Wege gibt…? Die Mädchenantwort kannst du auf der nächsten Seite lesen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Mädchenantwort: Jungs, das ist so eine Sache mit eurer Frage, denn da hängt ein ganzer Rattenschwanz an Unter-Fragen dran. Grundsätzlich würde ich sagen, wir sind mit Mitte 20 aus dem Alter raus, in dem wir uns große Sorgen machen müssten, ungewollt schwanger zu werden. Nicht, weil die Wechseljahre schon bevorstehen, sondern weil es eigentlich kein so großes Desaster mehr wäre. Eigentlich. Denn eigentlich soll das doch im Studium der beste Zeitpunkt mit dem Kinderkriegen sein und eigentlich ist man doch keine 15 mehr und eigentlich wollen wir doch auch Kinder und würden das schon irgendwie hinkriegen, jetzt. Ja, eigentlich. Und damit komme ich zur eigentlichen Frage und ihrer Antwort: Nöö, Angst haben wir nicht – vorausgesetzt, derjenige, der uns da gerade ungeplant schwängert, ist jemand, den wir uns auch als Vater unserer Kinder vorstellen könnten. Sprich: jemand den wir lieben und den wir nicht erst seit gestern kennen. In diesem Idealfall brauchen wir uns nicht sorgen - machen uns aber trotzdem manchmal Gedanken, weil uns bewusst ist, dass schwanger werden bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und sein Leben umzukrempeln. Und weil wir leider immer noch nicht so genau wissen, wie gut sich das dann eigentlich am Ende vereinbaren lässt: Das Kind, der Beruf, das Leben überhaupt und so. Dann ertappen wir uns dabei, dass wir plötzlich merkwürdige Rechnungen aufstellen: Was mache ich wohl heute in neun Monaten und wie würde ein Kind das beeinflussen? Wäre es nicht eigentlich perfekt, zeitgleich mit Anmeldung der Diplomarbeit schwanger zu werden? Ich zum Beispiel sinniere abends im Bett manchmal laut über das „was wäre wenn“ und treffe dabei auf meinen völlig unbekümmerten Mann, der sich wohl selbst einen Achtlingswurf jetzt sofort vorstellen könnte, während sich in meinem Kopf der aktuelle Kontostand, die Berufspläne und „eigentlich will ich doch“ zu einem verworrenen Knäuel von „ABER!s“ verwursten. Doch egal, wie verkopft wir sind, insgeheim wissen wir doch: Irgendwie würde es schon gehen und ganz bestimmt würden wir uns am Ende auch freuen, wenn es doch schon früher passierte. Ja, wir sind da entspannter geworden und denken ganz bestimmt nicht mehr beim Sex darüber nach. Schließlich wissen wir mittlerweile ziemlich gut, wie das geht mit der Verhütung. Ganz anders sieht die Lage aus, wenn ihr nicht unsere Liebe fürs Leben, sondern der Ex seid, mit dem wir leider doch noch mal in den Federn gelandet sind. Oder der Typ, der nach dem siebten Bier plötzlich doch irgendwie sexy aussah. Oder gar jemand, der schon einen Ring am Finger hat, aber in uns noch mal das große Abenteuer gesucht hat, während wir nach dem Aus der letzten Beziehung erstmal die Pille abgesetzt haben. Dann ist es fast egal, ob wir 15 oder 25 sind: dann fangen wir doch wieder an, uns hinterher die Horror-Szenarien auszumalen. Wir googlen vorsichtshalber noch mal die statistische Sicherheit von Kondomen und sind uns anschließend sicher, dass wir zu den zwei bis 12 Prozent gehören, bei denen was schief gelaufen ist. Wie damals, als nach dem Spanienurlaub die Regel eine Woche überfällig war und wir stundenlang überlegten, wie wir es unseren Eltern am besten beibringen. Jedes Unwohlsein wird dann schon als Zeichen einer Schwangerschaft gedeutet, wir warten nur darauf, morgens kotzend aufzuwachen und sind uns plötzlich nicht mehr sicher, wie wir eigentlich wirklich zum Thema Abtreibung stehen. Also Jungs, so leid es mir tut, aber: Ob wir Angst vor der Schwangerschaft haben oder nicht, liegt letztlich irgendwie auch an euch. marie-piltz

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