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Mädchen, erklärt mal eure Enthaarungs-Geheimnisse!

Illustration: Federico Delfrati

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Liebe Mädchen,

bei uns gibt es zwei Arten, sich den Bart zu rasieren: nass und trocken. Falls man einen hat. Und falls man das überhaupt will. Um die sonstige Körperbehaarung kümmern wir Durchschnittstypen uns recht wenig, sofern wir nicht Pornodarsteller oder metrosexuell veranlagt sind.

Schauen wir aber mal zu euch rüber, tut sich eine schier unendliche Vielfalt an Möglichkeiten auf, sich unerwünschter Haare zu entledigen: rasieren, epilieren, Kaltwachsstreifen, Brazilian Waxing, Schokoladen-Dingsen, Sugaring, Lasern, Enthaarungscreme, Lichtbestrahlungsabtötung....

Im Laufe unserer Beziehungen zu euch begegnen wir dabei immer neuen Methoden und merken, wie verschieden Frauen sich dieser Haare annehmen und oft auch mehrere Varianten kombinieren. Ihr geht dann zum Beispiel einmal im Monat zum Waxing, dazwischen rasiert ihr euch trotzdem irgendwo und manchmal hören wir dann auch wieder das surrende Epiliergerät und spitze Schreie aus dem Bad. Gilt also: Je mehr, desto besser? Oder schwören manche auch nur auf die eine Supermethode? Wobei, ganz zufrieden seid ihr eigentlich nie.

Die Suche nach der besten Haarentfernungsformel scheint bei euch eine Art Lebensaufgabe zu sein, ein sisyphosartiger Kampf gegen die Natur. Denn auch, wenn mittlerweile viele eine Befreiung vom gängigen haarlosen Schönheitsideal forden: Frauen, die selbstbewusst mit Hotpants und haarigen Beinen durch die Stadt flanieren, kennen zumindest wir nur von gehypten Instagram-Profilen, die sich genau diesem Thema verschrieben haben, und nicht aus unserem Alltag.

Könnt ihr uns also einfach mal erzählen, wie sich diese ewige Suche nach der richtigen Methode gestaltet? Wann fängt sie an? Und: Hört sie vielleicht doch irgendwann auf?

Eure Jungs

Die Mädchenantwort

maedchenfrage

Liebe Jungs,

welch leidiges Thema! Eins kann ich euch gleich sagen: Sehr viele von uns sind regelmäßig sehr wütend, dass die Gesellschaft und die Mode uns dieses haarlose Schönheitsideal aufgezwungen haben. Denn kaum etwas fühlt sich am Morgen, wenn wir mit schweren Lidern unter der Dusche stehen, so sehr nach Zeitverschwendung an wie Beine, Achseln und Intimregion rasieren. Noch dazu sorgt es regelmäßig für unangenehme Schnittwunden oder Entzündungen und macht uns jedes Mal aggressiv, wenn wir im Drogeriemarkt sind, weil wir dort wieder daran erinnert werden, dass die Enthaarungsmafia (oder wer auch immer dahinter steckt!!!) Enthaarungsprodukte für Damen zu einem sehr viel höheren Preis verkauft als Enthaarungsprodukte für Männer.  Es nervtnervtnervtnervtnervtnervtnervt.

So viel erstmal zur Grundstimmung. Ja ja, wir wissen auch, dass wir es einfach bleiben lassen könnten – aber ihr wisst ja selbst, wie schwer es ist, sich von gesellschaftlichen Normen frei zu machen. Vor allem, wenn sie einem seit der frühsten Jugend eingebläut wurden. Womit wir beim eigentlich Thema wären: der Leidensgeschichte unserer Enthaarung.

 

Es beginnt – wie so vieles, was schlecht ist – in der Pubertät. Meistens rasiert sich irgendeine Freundin schon oder eine große Schwester oder die Cousine, die man bewundert, und weist einen darauf hin, dass man ja auch mal könnte. Erst dann fällt einem überhaupt erst auf, dass die Haare an den Beinen irgendwie anders geworden sind, dunkler und dicker, und dass unter den Achseln auf einmal auch welche sind. Und erst dann fängt man an, das eklig zu finden. 

 

Das erste Rasieren führen die meisten dann mit einem geliehenen Rasierer durch – der von Freundin oder Schwester oder Cousine oder der Nassrasierer von Papa aus dem Badezimmerschrank. Oft passiert das heimlich und so unwissend, dass die Enthaarungs-Anfängerin statt Rasierschaum bloß Wasser oder den Schaum des Duschgels benutzt. Viele junge Mädchen sind schon mal mit wie Feuer brennenden Beinen draußen rumgelaufen und haben trotz Schmerz nicht auch nur eine Miene verzogen. Dafür Respekt an uns.

 

Die meisten kaufen sich dann irgendwann eigene Rasier-Utensilien. Aus Geldmangel oft irgendeinen nach Kaubonbon riechenden Schaum in einer pinkfarbenen Dose und einen Plastikbeutel voller Einweg-Rasierer, mit denen man sich viel besser aus Versehen schneiden kann als mit jedem anderen scharfen Gegenstand dieser Welt. Vor allem im Bereich der Knie, der Kniebeugen und der Knöchel.

 

Das Rasieren bleibt für viele von uns dann erst mal die Standard-Enthaarungs-Variante. Aber weil es eben so sehr nervt und der Glatte-Haut-Effekt nur so kurz ist und alles schnell nachwächst und rumstoppelt, wird irgendwann unter Freundinnen darüber diskutiert, ob das nicht irgendwie besser geht. Da kommt dann zum Beispiel die Enthaarungs-Creme ins Spiel, die jede mindestens ein mal ausprobiert, weil es so schön einfach klingt (aber dann doch ziemlich eklig ist). Und irgendeine Schlaubi-Schlaumeier-Freundin, die gerne Frauenzeitschriften liest, hebt irgendwann mal den Finger und sagt: „Man muss die Wurzeln entfernen, Leute, die Wurzeln“ und bringt mindestens zwei Methoden ins Spiel, mit denen das gehen soll: Epilieren und Wachsen.

 

An diesem Punkt teilen sich die Mädchen dann in zwei Gruppen auf: 1. Die, die genug Taschengeld haben, um sich ein Epilier-Gerät zu kaufen. 2. Die, die das mit dem Wachsen ausprobieren. Beide Gruppen eint, dass sie zukünftig Schmerzen leiden werden, um sich die Beine zu enthaaren. Die Epilier-Mädchen kämpfen mit den Tränen in den Augen gegen das schreckliche Geziepe und im Anschluss mit eingewachsenen Haaren, und die Wachs-Mädchen reißen sich schreiend die Kaltwachs-Streifen von den Schienbeinen. Manche Schienbeine laufen danach übrigens blau an. Kommt gut an im Sportunterricht.

 

Ihr müsst dabei bedenken, dass sich all diese Versuche zu einer Zeit abspielen, in der wir nicht gerade die Geduldigsten und Sorgfältigsten sind, sondern kleine pubertierende Monster, die ihren sprießenden Körpern ohnehin zu viel zumuten. Es gibt sogar Mädchen, die so richtig hart experimentieren, weil sie irgendwo mal was von dieser heißen Zuckerpaste als Alternative zum heißen Wachs gelesen haben, die man auch selbst anrühren könne, um sich damit dann die Haare aus den Beinen zu reißen (das viel beschworene Sugaring), und die danach nicht nur blaue Flecken, sondern auch noch Verbrennungen an den Beinen haben.

 

Noch schlimmer wird das Ganze, wenn wir langsam sexuell aktiv werden und feststellen müssen, dass auch die Haare im Intimbereich im gängigen Schönheitsideal leider nicht vorgesehen sind. Wir wollen euch Details ersparen, aber so viel sei gesagt: Die erste Rasur der wirklich extrem weichen und zarten Haut zwischen unseren Beinen ist eine kleine Hölle auf Erden und die Nachwirkungen sind so unangenehm, dass man froh sein kann, wenn man doch noch nicht so richtig sexuell aktiv ist.

 

Im Laufe der Zeit stellen wir fest, dass es die Methode einfach nicht gibt. Irgendwann, wenn wir längst erwachsen sind und einen festen Job haben, nehmen einige viel Geld in die Hand und lassen sich von Profis quälen, die einen (meist mit Wachs) enthaaren. Andere wählen den Radikalkahlschlag und lassen sich lasern. Das ist eigentlich wie beim Augen lasern: Sie sagen sich einfach „Es reicht, ich will ein für alle Mal Ruhe haben!“ Eine andere Gruppe von Frauen sagt das auch, aber zieht daraus die Konsequenz, sich einfach gar nicht mehr zu rasieren. 

 

Die meisten aber fügen sich in ihr Schicksal und rasieren sich drei bis sieben Mal pro Woche die Beine, schneiden sich ein bis zwei Mal pro Woche in die Knie oder die Bikini-Zone, kämpfen ein bis drei Mal im Jahr mit entzündeten Ekzemen in den Achselhöhlen, sind sehr oft wütend und träumen nachts von einer Welt, in der nie jemand (wer zur Hölle war das eigentlich???) gedacht hat, dass es doch sicher voll schön und ästhetisch wäre, wenn Frauen an bestimmten Stellen ihres Körpers keine Haare hätten, aber dass sie halt welche haben und man sie deswegen ganz dringend dazu zwingen sollte, ab sofort und bis in alle Ewigkeit viel Zeit und Schmerz und Geld zu investieren, um sie zu entfernen.

 

Haarige Grüße,

eure Mädchen 

Was die Jungs sonst noch wissen wollen:

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