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Mädchen, wie verhalten wir uns cool im Dessous-Geschäft?

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Die Jungsfrage: Mir ist klar, dass ich damit nicht den Originalitäts-Oscar gewinne, aber etwa zweimal im Jahr kaufe ich Unterwäsche für die Dame, die im Souterrain meines Herzens wohnt. Irgendwie kommt uns Männern die Idee des Unterwäsche-Schenkens immer einigermaßen romantisch und nett vor, wobei wir uns im Gegenzug über geschenkte Unterwäsche nur „cooldanke“ freuen. Aber das ist ja auch was anderes. Jedenfalls, wie gesagt, die Idee ist bei mir hui, die Ausführung leider meistens pfui. Obwohl ich nicht gerade das Bio-Siegel für Schüchternheit trage, werde ich in den Dessous-Geschäften und Höschenabteilungen immer sehr linkisch und verzagt. Es ist doch so, dass diese Gänge zwischen den Drehständern und Fächern mit Spitzen und Satin enger gebaut sind als die üblichen Kaufhaus-Gänge, oder? Jedenfalls stoße ich bei jeder Drehung dort vier rosa Hemdchen vom Bügel, wenn ich mich danach bücke reiße ich zwei Negliges mit, wenn ich alles wieder draufgepfriemelt habe, ist mein Kopf nicht nur rot vom Bücken, sondern auch, weil alles um mich rum zu schreien scheint: Du gehörst hier nicht her! Du machst alles kaputt! Du Mann! Dieses Gefühl wird durch den Umstand verschärft, dass ich immer der einzige Mann bin, der alleine zwischen den BHs steht. Sonst stehen da nur: Frauen, Freundinnen, Mütter mit Töchtern und vereinzelt Paare, bei denen der männliche Teil den Augenkontakt mit mir vermeidet und sonst auch mit jedem. Vor allem vor dem Doppel Mutter-Tochter und vor Schulfreundinnen habe ich immense Angst, denn die sehen mich über die Tangas hinweg gerne so an, als käme ich gerade frisch vom Lustmord. Das Problem ist: Wenn ich so einen Seidenstring in den Händen halte und drehe und wende, weil ich nicht weiß, wie man sonst Unterwäsche kauft, fühle ich mich selber höchst anzüglich. Dann flüchte ich ganz schnell, Blick auf den Boden, wie ein ertappter Spanner und kaufe die Geschenkunterhose eben online. Meine Frage jetzt: Findet ihr das wirklich unangenehm, wenn sich ein fremder Mann neben euch durch die Corsagen wühlt? Ist das so wie ein Mann auf dem Frauenklo? Sollte ich lieber gleich eine der Verkäuferinnen als Lotsin an Bord nehmen? Und wie gehe zielstrebig vor und verliere mich nicht unbeholfen zwischen den ganzen Zierlichkeiten?


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Mädchenantwort Ihr werdet lachen, aber das Problem „Unterwäschekauf“ kennen wir auch. Uns selbst ist der Unterwäschekauf ja auch peinlich genug. Zur Veranschaulichung die zwei Standardsituationen: a. Man hat einen netten Mann kennengelernt und sieht darin einen Anlass, sich endlich mal schwarz-rote Unterwäsche mit Spitze und so zu kaufen, schließlich achtet der nette Mann ja bestimmt darauf. Die Blicke der anderen Frauen im Geschäft sagen: Ha, du willst wohl verführen! Das ist aber ganz schön ordinär, das Ding! Oder: Darin siehst du aber fett aus! b. Man meint zu wissen, dass Männer sich sowieso kein bisschen um Unterwäsche scheren. Deshalb greift man zu den ein bisschen zu großen und wahnsinnig bequemen Baumwollmodellen. Und die Blicke der anderen Frauen sagen: Das ist also der Grund dafür! Du brauchst dich über gar nichts mehr wundern! Du bist so sexy wie ein Pfund Fleischsülze! Doch nun zu unserem erotikpädagogischen Ratschlag. Im Prinzip sind Männer in der Dessousabteilung kein Problem, denn eine Dessousabteilung ist keine Damentoilette. Sie müssen sich nur an ein paar Regeln halten, die ich in einem kleinen Leitfaden zusammengestellt habe, damit ihr euch zwischen Büstenhalter und Korsage bald so wohl fühlt wie im Fußballstadion: 1. Meidet reine Dessousläden. Ich vermute, es ist geschickter, in der Unterwäscheabteilung großer Kaufhäuser einzukaufen. Dort gibt es, einige Meter entfernt, in der Hut- und Schirmabteilung weitere nette Herren – und wenn das Lustmördergefühl euch übermannt, könnt ihr dort unauffällig in der Masse der karierten Schirmmützenträger aufgehen. 2. Informiert euch vorab über die Größenverhältnisse. Fragt niemals eine unterwäschekaufende Frau um Rat, so a la „Die Jenny ist so wie Sie, naja, ein bisschen schlanker um die Hüften vielleicht“. Eine solche Situation zeigt nämlich, dass ihr euch zu eingehend mit der Anatomie der Dame beschäftigt habt – und für einen Mann im Dessousladen ist es wichtig, so zu tun, als wäre Unterwäsche etwas jenseits des weiblichen Körpers Bestehendes. Auch ganz schlecht ist es, die Form der Brust mit zu Körben geformten Händen in der Luft nachzuzeichnen. Im Zweifelsfall: Lieber zu klein als zu groß kaufen. Unterwäsche kann man zwar meist nicht umtauschen, aber über ein „klar passt du in 36, Zuckerpuppe!“ würde sich auch Christine Neubauer bestimmt sakrisch freuen. Hinweis: Die meisten Mädchen tragen 75B und 38. 3. Es ist überhaupt kein Problem, eine Verkäuferin um Rat zu bitten. Dafür sind sie da. Sie sind in der Regel sehr nett zu tapsigen Jungs. Aber bitte bedenkt: Manchmal sind ältere Damen aus Ostdeutschland in Sachen Mode nicht der ideale Ansprechpartner. 4. Ihr erspart euch manchen pikierten Blick, wenn ihr nicht an der Unterwäsche riecht, bevor ihr sie kauft. Macht auch unbedingt einen großen Bogen um die Umkleidekabine. 5. Wichtig ist, dass ihr auf jeden Fall alleine Unterwäsche kaufen geht. Seid ihr mehr als einer, wird es unweigerlich dazu kommen, dass ihr wie eine Gruppe Wehrdienstleistender lustige pinke Unterwäsche-Ensembles kichernd hochhaltet, alle Frauen verschreckt und die männliche Souveränität, die ihr euch seit Jahren anzueignen versucht, schlagartig verloren geht. 6. Guckt nie, nie, nie, welche Wäschestücke die anderen Frauen in der Hand halten. Und nächstes Mal erklärt ihr uns dann, wie man im Baumarkt eine gute Figur macht, gell? dana-brueller

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