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Lesen mit Links (13): Vier Tage wach

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Das Buch

Mit den besten Freunden tanzen, nächtelang feiern, dünn bleiben, Buße tun, der ewigen Jugend hinterher hechten, verwirrte Lieben leben, zwischen zwei, drei Bands stehen - berauscht sein: In „Mausmakis blaue Pumas“ erzählt Mareile Kurtz vom chemischen Heilfasten und der Angst, sich zu Tode zu feiern.   „Ganz grob gesagt geht es um Drogen und Bulimie, und auch um viele andere Süchte, alles was damit einhergeht. Von Tanzflashs über Ekstasen, bis hin zu Depressionen, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Leere, diesem Suchen und Sehnen nach Erfüllung und Intensität und Leidenschaft. Kurz gesagt geht es um die Suche nach Gott oder dem eigenen Selbst.“ So charakterisiert die 29-jährige Mareile Kurtz ihren Partyroman „Mausmakis blaue Pumas“ und so viel kann schon mal verraten werden: Um Gott geht es nur in Rückblicken auf die Konfirmandenjugend ihrer 27-jährigen Heldin, die Angst hat, zu viel Party zu machen. Dem DJ-Gott wird trotz dieses Partymachens weniger gehuldigt - die Stars ihres Lebens, das sind andere, das sind die vielen „Social-Media-Narzissten“ genannten Ichs im Text.

Als Technoroman ist dieses Buch angekündigt. Es kommen aber auch K.I.Z., Blur, Peter Fox und Tyler, The Creator vor.  

Vier Tage, von Mittwochabend bis Sonntagnachmittag verfolgt der „autobiographisch” genannte Roman in rotziger Scripted-Reality-Weise eine hedonistische Party-WG. Diese wird angeführt von der bald 28-jährigen Emma Fröhlich, genannt EMD-Emm-A . Gemeinsam kommen sie in Clubs rauf und im heimischen Wohnzimmer wieder runter. Sie reden eine Menge Unsinn, stürzen in „Seelen-Hangover” und lästern über Modeblogger-Ischen und „Sex and the City”-Weiber. Es gibt Besuche auf Druffi-Spielplätzen, die aus Sperrmüllsofas auf einer After-Hour-Lichtung errichtet werden. Die Autorin bezeichnet ihr Buch als „Sittengemälde der Generation Party”.

Auf fast den gleichen Grundmotiven baut auch „ Nochmal tanzen “ von Maja Peter auf, ein kleiner, sehr schöner Kurzroman über die Freundschaft zwischen einer Schülerin und einer alten Tänzerin, der dennoch ein Gegensatz zu „Mausmakis blaue Pumas” ist. Denn dieses Buch ist unheimlich still, sehr zaghaft erzählt. Dennoch geht es um ähnliche Motive: um das Festhalten an der Jugend, der Unsicherheit beim Jungsein, um die Suche nach Gott, um Familienprobleme, Liebe und Sex, „ Adele" oder "Bon Iver “. Es ist eine Geschichte, die in poetischen Bildern erzählt wird, in Andeutungen. „Mausmakis blaue Pumas” kommt dagegen als ein lauter, dialoggetriebener Spaß daher. Nichts für den feinen Geist und vielleicht gerade deshalb die prägnantere Alternative zur Diskurs-Popliteratur der Intro - und Suhrkamp -Schule, die eher für Seminar als für die Clubtoilette geschrieben ist.

Mareile Kurtz:"Mausmakis blaue Pumas - über chemisches Heilfasten und die Angst, sich zu Tode zu feiern", Schwarzkopf & Schwarzkopf, 352 Seiten, 14,95 Euro.  

Die Querverweise

Die meisten Querverweise stehen schon im pseudowissenschaftlichen Anhang des Romans „ Liebestänze “ von Rainer Schmidt, in „ Kommanda “ der Mediengruppe Telekommander oder auch in Airens durchgeschalltertem „ Strobo “. Die Geschichte erinnert weniger an „ Rave “ von Rainald Goetz als ans ranzig-coole „ Raven wegen Deutschland “ von Torsun und Kulla oder „ Ausgehen “ von Barbie Markovic.

Die Updates

Spotify für Bücher: Der bekannteste britische Buchhändler Tim Waterstone, den hierzulande freilich kaum jemand kennt, möchte mit dem Dienst „ Read Petite “ schon bald eine Art Spotify für Bücher anbieten, mit einer Flatrate für viele, viele Romane. Wem das zu viele Seiten sind: bereits jetzt gibt es mit Mikrotext einen deutschen eBook-Verlag, der sich auf die kleine Form spezialisiert hat.

Feier des Lesens: Am 23. April ist Welttag des Buches , ein Feiertag für Leser und Bücher. Gut zu wissen: zugleich ist Georgstag. Nach katalanischer Tradition wurden am Georgstag Bücher und Rosen verschenkt. Das Literaturhaus in München feiert bereits zwei Tage früher, mit elf Lesungen und einem kuriosen Appell.

Alle Autoren - 2 Millionen Mal: Seit über 50 Jahren sammelt die Dortmunder Autorendokumentation Zeitungsausschnitte über deutschsprachig verlegte Belletristik-Autoren. Das Beste: Jeder kann darauf zugreifen, ähnlich wie beim KLG . Den gleichen Service bietet das Innsbrucker Zeitungsarchiv - perfekt für Deutschklausuren, Hausarbeiten und zur Befriedigung der ewigen Neugierde.

Text: jan-drees - Illustration: Katharina Bitzl

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