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Gibt es ein Mittel gegen Neid?

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Irmingard Hegnauer-Schattenhofer ist Diplom-Psychologin in München und erklärt dieses Gefühl so: „Neid hat immer damit zu tun, dass ich beim anderen etwas wahrnehme, was ich selbst nicht habe. Das kann ein Gegenstand sein, ein Lebensstil, aber auch eine Fähigkeit. Beim Neid gibt es auch Abstufungen. Ich kann jemanden um etwas beneiden. Und dann kann ich auch noch dem anderen etwas neiden. Dann gönne ich ihm nicht, was er hat. Diese Form des Neids hat viel mit einer subjektiv wahrgenommenen Minderwertigkeit zu tun. Wenn ich anderen Menschen etwas neide, dann schätze ich in der Regel den eigenen Wert gering ein. Dieses Gefühl ist sehr negativ und wird als sehr heftig empfunden.“  

Man kann ja auch die Menschen um die verschiedensten Dinge beneiden. Meine Spezialität war auf diesem Feld, meine Freunde und Bekannten darum zu beneiden, dass sie die großen Lebensentscheidungen scheinbar so gelassen und klar fällten, während ich manchmal jahrelang vor wichtigen Entscheidungen stand und es gerade mal schaffte, sie um einen weiteren Monat nach hinten zu verschieben. Bei den Freunden sah es so leicht aus, sich für einen Mann oder eine Frau zu entscheiden und dann auch zu heiraten. Oder ein Jobangebot in einer anderen Stadt anzunehmen. Oder Kinder zu bekommen. Oder eine Beziehung zu beenden.

Wohingegen ich, so erschien es mir zumindest in den düsteren Neid-Stunden, ein zauderndes Vielleicht-Leben führte und vor lauter Entscheidungs-Vertagung zum Stillstand kam. Das Ende meiner großen Neidphase kam dann auch tatsächlich in dem Moment, in dem ich begann, die nötigen Entscheidungen zu fällen. Und als ein Bekannter mir irgendwann im Vorbeigehen sagte, er sei auf mein Leben neidisch.
Ein wirklich absurder Gedanke!

Dazu die Psychologin: „Raus aus dem Gefühl kommt man, wenn man aufhört, seinen Wert nur durch den ständigen Vergleich mit anderen abzuleiten. Man sollte sich annehmen und versuchen, zufrieden zu sein mit dem, was man hat und ist. Man kann auch lernen, Unterschiede produktiv anzunehmen. Wenn man erst einmal aufhört, irgendetwas – sei es ein Lebensstil, eine Einkommensklasse oder sonst etwas als Maßstab fürs eigene Leben anzusehen, dann hört man auf, neidisch zu sein.“  

Die Antwort von Christina Waechter, 33 Jahre, die gegen das grüne Neidmonster immer den gleichen Satz ins Feld führt: "dafür ist der (Beneidete) bestimmt schlecht in Mathe." Dass sie selbst schlecht in Mathe ist, stört bei dieser Form der Logik kein bisschen. 
Fünf Tipps für den richtigen Umgang mit Neid: 

1. Eigentlich ist dieser Gedanke selbstverständlich, aber bei besonders großen Neidanfällen vergisst man ihn leicht: Wir können in das Leben der anderen nicht hineinschauen und wir wissen nicht, wie sich das, was von außen so großartig aussieht, innen anfühlt.

2. Wer mit einem gesunden Selbstwertgefühl ausgestattet ist, wer also davon ausgeht, dass er so, wie er ist, gut genug ist, der wird auch seltener Neid auf andere spüren.

3. Wenn du Menschen sagst, dass du sie um etwas beneidest, dann wirst du bestimmt schnell feststellen, dass die das von dir Beneidete gar nicht so wertschätzen, wie du.

4. Jemandem etwas aus Neid nicht zu gönnen, ist eine sehr negative Emotion, die extrem heftig empfunden wird. Wenn du so fühlst, solltest du wirklich versuchen, aus diesem Loch wieder raus zu kommen. Mach dir klar, dass du so, wie du bist, gut genug bist. Und dass man Unterschiede zwischen den Menschen als produktiv wahrnehmen sollte.    

5. Wenn du merkst, dass ein Freund oder eine Freundin dir etwas neidet und du demjenigen helfen willst, kannst du im Gegenzug etwas bei ihm finden, was dir abgeht. Neidische Menschen können oft wenig Attraktives an sich selbst wahrnehmen und brauchen dafür Hilfe von außen. 

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