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Was muss ich beachten, wenn ich als Frau alleine reise?

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Ein soziales Jahr in Panama? Sechs Monate als Au-pair nach Australien gehen? Für viele Mädchen ist das heutzutage kein allzu großes Ding mehr. Auch wenn man nicht genau weiß, was einen die nächste Zeit erwartet, hat man zumindest eine erste Anlaufstelle am anderen Ende der Welt. Vor Ort helfen Gastfamilie und Betreuer dann beim Eingewöhnen. Aber wie sieht das Ganze aus, wenn man sich als Frau komplett alleine den Weg macht, um die Welt zu bereisen?

Jungs haben es da ja etwas leicher: Wenn sie von Berlin nach Moskau trampen oder auf der Couch der australischen Bar-Bekanntschaft übernachten wollen, müssen sich nicht so viele Gedanken über mögliche Risiken machen. Zweifel werden mit dem „Was soll mir schon passieren, schlimmstenfalls ist halt der Geldbeutel weg"-Argument beseitigt. Mädchen sollten bei solchen Aktionen etwas vorsichtiger sein  – findet auch Reisebloggerin Carina, die auf ihrer Seite "Pink Compass" praktische Tipps und Ratschläge speziell für Backpackerinnen sammelt. Wenn man ein paar Regeln befolgt und riskante Situationen nach Möglichkeiten vermeidet, kann man ihrer Meinung nach aber auch als Frau prima alleine verreisen.

"Wer sich unsicher fühlt, fängt am besten mit einem Land wie Thailand oder Australien an. Hier ist das Reisen sehr sicher und außerdem sind viele andere Backpacker unterwegs. Man findet  also schnell Anschluss und bleibt nie lange alleine", so die 32-Jährige. "Dazu muss man auch nicht besonders extrovertiert sein. Im Aufenthaltsraum eines Hostels kommt man immer schnell mit anderen Reisenden ins Gespräch, egal wie schüchtern man ist." Die Angst, den ganzen Urlaub über einsam zu sein, ist also unbegründet.

Wer dann doch über längere Strecken ohne Reisebegleitung im Land unterwegs ist, muss sich aber auch keine Sorgen machen. "Zum Thema Sicherheit gelten für mich im Ausland eigentlich ähnliche Regeln wie zu Hause. Da würde ich auch nicht unbedingt in einer fremden Stadt nachts alleine durch die Straßen laufen", erzählt Carina. Für öffentliche Verkehrsmittel gilt: Ein Platz in der Nähe des Fahrers oder im belebten Großraumwagen ist immer besser, als sich alleine in ein Abteil zu setzten. Nachtfahrten sollte man lieber ganz bleiben lassen. Und auch vom Trampen rät Carina ab. "Das ist mir persönlich zu unsicher." Wer nicht drauf verzichten will, schließt sich am besten mit anderen Anhaltern zusammen oder sucht sich an einer Tankstelle Familien oder andere vertrauenerweckende Autofahrer aus, die er direkt anspricht. Auf ihrem Blog rät Carina zudem immer jemanden über geplanten Touren und den nächsten Reisestopp zu informieren – sicher ist sicher. Das können Freunde zu Hause sein oder auch Hostel-Mitarbeiter und Urlaubsbekanntschaften vor Ort.

Und wie sieht es mit lästigen Anmachen aus? Beim Übernachten sieht Carina da keine Probleme:"Mittlerweile gibt es in viele Hostels reine Frauenräume." Wer sich mit einer Horde besoffener Engländer im Zimmer unwohl fühlt, muss also nicht gleich ins Hotel umziehen.  "Bei einer komischen Situation unterwegs hilft der alte Trick mit dem Telefonat – auch wenn niemand am Ende der Leitung ist –  auch auf Reisen ganz gut", erzählt Carina. Ein weiterer Tipp: Ein Goldring am Finger samt Erzählungen vom Ehemann, der nur schnell was zu Essen holt und gleich wieder da ist. Zudem empfiehlt es sich bei der Wahl des Outfits etwas feinfühlig zu sein. "Wer sich angemessen kleidet und die Moralvorstellungen des jeweiligen Landes beachtetet, wird meist auch respektvoll behandelt." Kurze Röcke und schulterfreie Tops sind also eher was für den Strand und sollten gerade bei einem Trip durch muslimische Länder lieber im Rucksack bleiben. Wenn allerdings weder imaginärer Ehemann noch keusche Kleidung helfen, bleibt einem immer noch ein harsches: "Nein!" und "Lass mich in Ruhe!" in der jeweiligen Landessprache.

Aber auch wenn Frauen nicht ganz so unbedarft drauf losziehen können wie ihre männlichen Reisekollegen, sollte man sich als Mädchen ruhig trauen, auch ohne Begleitung durch die Welt zu ziehen "Dafür muss man noch nicht einmal besonders mutig sein. Ich selbst bin in vielen Dingen auch eher ein ängstlicher Typ und reise trotzdem seit über 10 Jahren fast ausschließlich alleine. Bis jetzt habe ich noch keine meiner Touren bereut", erzählt Carina.

Auf Autorin Paulina Hoffmann, 22, kommen bald fünf Monate Afrika zu - die erste große Reise alleine. Nach einem zweimonatigen Uni-Kurs in Kapstadt will sie sich die restliche Zeit noch den Süden Afrikas ansehen.

Fünf Reisetipps für Mädchen, die alleine reisen wollen:

1. Für öffentlichen Verkehrsmitteln gilt: Such dir im Zug einen Platz im Großraumwagen und bei einer Busfahrt einen in der Nähe des Fahrers. Nachtfahrten und Trampen solltest du vermeiden oder dich mit anderen Reisenden oder Anhaltern zusammenschließen. 

2. Wenn du Couchsurfen möchtest, solltest du dir das Profil des Couch-Besitzers vorher genau ansehen. Wie sind die Bewertungen? Haben vielleicht andere Mädels den Account bereits mit „Super Gastgeber! Sehr sympathisch!“ kommentiert? Wenn du trotzdem ein komisches Gefühl dabei hat, such dir besser einen weiblichen Host. In vielen Hostels gibt es zudem mittlerweile reine Frauenräume.  

3. Auf jeden Fall sollte immer jemand wissen, wo du dich gerade herumtreibst. Schicke eine E-Mail an die Familie zu Hause, gibt im Hostel telefonisch Bescheid oder schreibe eine SMS an die nette Zimmernachbarin.  

4. Nicht gleich jedem erzählen, dass du ganz alleine unterwegs bist. Fühlt du dich belästigt, kannst du erzählen, dass dein Freund gleich kommt. Manchmal reicht der alte Ehering von Oma am Finger schon aus, um nicht ständig angequatscht zu werden. Zudem ist ein harsches: "Nein!" und "Hau ab!" in der jeweiligen Landessprache recht hilfreich.

5. Wenn du in fremden Kulturen unterwegs bist, solltest du dich an die dortigen Moralvorstellungen anpassen. Wer als Frau allein mit kurzem Kleidchen durch ein muslimisches Land stapft, darf sich über nervige Anmach-Sprüche nicht wundern. Wenn du dich angemessen verhälst und kleidest, wirst du auch gleich viel respektvoller behandelt, als die besoffene Australierin im Mini-Rock.

Text: paulina-hoffmann - Coverfoto: benicce / photocase.com

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