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Wie beende ich eine platonische Freundschaft?

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 - „Hör zu, ich denke, wir sollten uns nicht mehr sehen. Diese Freundschaft funktioniert einfach nicht mehr." - „Was soll das heißen?"
- „Wir sind nicht dazu gemacht Freunde zu sein. Du bist ein netter Typ, aber wir haben einfach keine Gemeinsamkeiten."
- „Was habe ich getan? Ich möchte wissen, was ich getan habe!"
- „Du hast nichts getan! Es ist nicht deine Schuld, es ist meine Schuld."

Die beiden Freunde, deren Gespräch wir hier lesen, heißen Joel Horneck und Jerry Seinfeld - sie sind keine realen Personen. Die Szene stammt aus einer der ersten Episoden der berühmten amerikanischen Sitcom „Seinfeld". Sie ist bekannt dafür, Themen aus dem Alltag aufzugreifen. In diesem Fall möchte Jerry die Freundschaft zu seinem alten Schulfreund Joel nicht länger aufrechterhalten. Denn Joel nervt ihn zusehends. Er stellt die falschen Fragen, macht peinliche Dinge, ruft ungebeten an und merkt dabei gar nicht, wie wenig er und seine Geschichten Jerry interessieren. Am Ende kommt es, wie es kommen muss: Jerry trennt sich von Joel.

Sollte man mit Freunden Schluss machen wie mit seinem Partner? Kann man das? „Eine Freundschaft ist natürlich auch eine Beziehung und nicht weniger intensiv und berührend als eine Partnerschaft. Wenn also etwas nicht mehr stimmt, sollte man das in jedem Fall ansprechen, sagt Karin Krümmel, Psychologin und  Life-Coach aus Berlin: „Das ist man dem Gegenüber sogar schuldig, denn er oder sie sollte ja die Chance bekommen, zu verstehen, dass etwas schief läuft. Merkt man dann, dass es trotz der Aussprache einfach nicht mehr funktioniert, sollte man es tatsächlich offiziell beenden."

Wichtig sei dabei vor allem die Art und Weise, wie man es dem anderen mitteilt. Karin Krümmel rät von sogenannten „Du-Botschaften" ab. „Man sollte nicht sagen, „Du machst das und das falsch", sondern stattdessen berichten, wie es einem selbst mit dem Verhalten des anderen geht. Das ist weniger angreifend und für das Gegenüber viel besser nachvollziehbar. Diese Art von Gespräch führt zu mehr, denn sonst blockt die andere Person erfahrungsgemäß direkt ab."

Und wie endet die Geschichte aus Seinfeld? Joel ist am Boden zerstört und beginnt zu weinen. Jerry kann diesen Anblick nicht ertragen und nimmt zurück, was er gesagt hat. Die beiden sind wieder „Freunde". Das Problem beginnt von vorne. Klar ist: Eine Freundschaft zu beenden ist niemals leicht und erfordert ebenso viel Mut, wie eine Trennung vom Partner. Hinzu kommt: Oft ist das Ende einer Freundschaft ein schleichender Prozess. Meistens ist nichts Dramatisches vorgefallen, kein Zank, kein Streit. Man merkt nur einfach, dass man nicht mehr zusammen passt. Dass man sich auseinandergelebt hat - eben wie in einer Beziehung. Das macht ein Ende noch schwieriger, denn das schlechte Gewissen ist groß. Ein Trost aber bleibt: Nach einer Zeit der Trennung kommt in manchen Fällen eines Tages das Revival. Das ist bei platonischen Freundschaften nicht anders als bei Beziehungen. Dass das nicht immer gut geht, wissen wir natürlich. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Marie-Charlotte Maas, 28, hat vor Kurzem Freundinnen aus Kindertagen wiedergetroffen und gemerkt, dass der Spruch „Es war als hätten wir uns gestern erst gesehen", tatsächlich stimmen kann.


Fünf Tipps von Karin Krümmel, wie man reagieren sollte, wenn eine Freundschaft nicht mehr funktioniert:  1. Wann sollte man eine Freundschaft beenden? Wenn ich mich in der Gegenwart des anderen nicht mehr wohl fühle. Wenn die Treffen auslaugen, statt erfüllend zu sein. Wenn man das Gefühl hat, nur zu geben. Wenn man schlicht unzufrieden ist. Eine Freundschaft sollte ausgeglichen sein – in schwierigen Phasen ist eine „Schieflage" auf Zeit aber auch in Ordnung. Und bei alledem auch darauf achten: Fordert der/die andere wirklich so viel von mir, oder gebe ich eher freiwillig und beschwere mich hinterher unfairerweise darüber?

2. Man sollte gut überdenken, ob es sich bei den Unstimmigkeiten nur um eine Phase handelt. Bei langjährigen Freundschaften gibt es immer Zeiten, in denen man sich näher ist, und solche, in denen man sich ein wenig fremd fühlt. Dann hilft eine genaue Analyse: Überwiegen die guten Eigenschaften des Freundes oder der Freundin die ein, zwei oder drei Dinge, die mich an ihm oder ihr stören?

4. Bei Unstimmigkeiten nicht still und leise vor sich hin schmollen, sondern den Freund oder die Freundin ansprechen. Nur so hat er/sie die Chance sich zu ändern. Und die bekäme man im Zweifel doch selber auch gerne. Wenn einem tatsächlich nichts mehr an der Freundschaft liegt, bitte den nächsten Punkt beachten.

5. Eine Freundschaft nicht einfach auslaufen lassen und sich nicht mehr melden. Das hat der andere/die andere nicht verdient und ist feige. Eine Erklärung, warum man keine Lust mehr hat sich zu treffen, muss drin sein. Die Annahme „Er/sie muss doch merken, dass ich keinen Kontakt mehr möchte" ist oft falsch. Nicht alle Menschen haben so feine Antennen, wie wir uns das idealerweise vorstellen. Hinzu kommt: Man kann nicht loslassen, solange man nicht weiß, woran eine Freundschaft gescheitert ist. Die Freundschaft ist beendet und eines Tages bemerkt man, dass man selber auch Fehler gemacht hat und es ungerecht war, dem anderen die alleinige Schuld am Scheitern zu geben. Dann sollte man den Mut haben, und es mitteilen – auch wenn die Hemmschwelle ziemlich groß sein kann. Bleibt eine Reaktion von der anderen Seite aus, muss man damit leben. Aber schon auszusprechen ´Es tut mir leid´, kann sehr befreiend sein. 

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