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Wie komme ich mit dem Rad durch den Winter?

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Bloß nicht Fixie sagen. Mortimer ist es ein persönliches Anliegen, mir diese Verniedlichung auszutreiben. „Es heißt Fixed Gear. Fixie, das klingt doof", sagt der Inhaber des Fahrradshops Keirin in Berlin Kreuzberg. Sein Laden versteht sich als „Cycle Culture Cafe", nicht als reine Werkstatt plus Ersatzteillager. Im vorderen Verkaufsraum gibt es Getränke und Fachpalaver, an den Wänden hängen klassische Stahlrahmen aus Italien und seltene Briefmarken mit Zweirad-Motiven. Mortimers Kollege Gary Graham ist im hinteren Verkaufsraum, bei den Sätteln. Ich halte ein wunderbares Exemplar hoch, weiß und mit klitzekleinen Löchern im Leder. „Der Sattel ist nett, aber für den Winter nicht unbedingt geeignet", sagt Gary. 

Schade auch. Aber ich bin hier, um mich beraten zu lassen. Der letzte Winter hat meinem Rad ganz schön zugesetzt, der Feuchtigkeit und dem Streusalz sei Dank musste ich einige Teile austauschen. Ich will nun wissen, wie ich nicht nur mein Rad, sondern auch mich besser schützen kann, vor Glätte, Kälte und – wenn es so was gibt bei Fahrrädern – Aquaplaning. Ich lege den weißen Ledersattel mit den Löchern zurück ins Regal. „Aquaplaning gibt es bei Fahrrädern nicht", klärt mich Mortimer derweil auf, „so schnell kannst du eigentlich nicht mit einem Fahrrad fahren." Deswegen sei auch ein Reifen mit Extra-Profil wenig sinnvoll.

„Im Endeffekt hast du mehr Bodenhaftung mit Slicks, auch im Winter." Slicks sind Mäntel ohne Profil, glatt wie ein Babypopo. Ich dachte, mit den Dingern schlittert man bereits bei nasser Fahrbahn in einen sicheren Unfalltod. Doch da hab ich mich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall: Reifen mit Profil gehen schneller kaputt. Wenn der Boden nass ist, bleibt mehr in den Rillen kleben, Steine etwa und das besagte Salz, und die drücken sich dann in das weiche Gummi.

Während ich mir Handschuhe ansehe, kramt Gary ein absolutes Highlight hervor: Beheizbare Griffe. „Die muss man vorher aufladen, dann halten die warm." Wer braucht so was, frage ich, Kurierfahrer? Mortimer lacht. „Nee, die können sich die nicht leisten", sagt er, „das ist was für Mountainbike-Profis, die im Winter trainieren wollen." Bei Anschaffungskosten von 200 Euro entschließe ich mich dazu, auf mehrstündige Schussfahrten und ausufernde Stadttouren zu verzichten. Handschuhe reichen völlig aus. Man kann auch kostengünstig trocken und gesund durch den Winter kommen.

Tim Rittmann, 33, steckt voller Bewunderung für all jene, die ihr Rad im Winter nach jedem Gebrauch putzen. Selbst wird er es wohl nicht tun. 
5 Tipps um heile und gesund mit dem Rad durch den Winter zu kommen:

1. Wer sein Fahrrad liebt, poliert. Am besten nach jedem Winterausflug. Dafür braucht man kein teures Spezialwachs. Normales Autowachs und ein Tuch reichen aus. Für die Kette die gleiche Behandlung. Keine Reinigungsmittel benutzen. Die entfernen nur das Fett aus den Gliedern.

2. Mehr Licht. Die Energie dafür muss inzwischen nicht mehr von einem Dynamo erzeugt werden. Nur blinken dürfen sie nicht. Zugelassenes Batterielicht darf nicht einmal einen Blink-Modus besitzen. Anstatt Katzenaugen gibt es Mäntel mit eingebauten Reflektoren.

3. Für längere Fahrten sind Sealskinz (wasser- und winddichte Socken) ideal für Freunde trockener Füße. Man zieht sie einfach über die normalen Socken. Gut für jedes Mistwetter.

4. Es gibt für den Winter zwar spezielle Bremsblöcke, die kauft aber keiner. Wichtiger ist: aufmerksam fahren! Wer nur eine Pseudobremse am Rad hat, sollte (muss) sich unbedingt eine zweite besorgen. Denn wer nur vorne bremst, rutscht schwuppdiwupp weg. Und die anderen Bremsen sind ja schwer verboten.

5. Im Sommer ist der Verschleiß am Rad marginal, aber wenn der Winter vorbei ist, sollte man das gute Stück komplett durchchecken.

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