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Wohin mit den alten Klamotten?

Foto: suze / photocase.de

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Es gibt in jedem Kleiderschrank diese eine Ecke, die stets von einem Flair der Niegetragenheit umgeben ist. Sie entstehen entweder, weil man sich aus Nostalgie noch nicht von dem längst schon zu eng gewordenen Boygroup-T-Shirt oder den Buffalo-Plateau-Schuhen, die vielleicht 1995 mal der letzte Schrei waren, trennen mag. Oder aber, weil man aus Schuldbewusstsein dem ein einziges Mal auf der Silberhochzeit der Eltern getragenen Kleid einen Platz an der Stange einräumt. Wenn du dich nun endlich dazu durchringst, deinen Klamotten ihre Entsorgung nicht länger zu verweigern, ist es sinnvoll, auf ein paar Sachen zu achten. Denn der vermeintliche Gnadenstoß für Klamotten muss nicht bedeuten, dass diese keine Chance auf ein (nützliches) Leben danach haben.

Das Nützlichste, was deinen Klamotten passieren kann, ist wahrscheinlich die Altkleiderspende. Gespendete Kleidung hilft, Ressourcen zu sparen und kommt in der Regel Bedürftigen zugute. In Deutschland gespendete Kleidung geht meistens nach Osteuropa sowie nach Afrika und Asien, wo die Bevölkerung sie auf den Märkten zu einem niedrigen Kaufpreis erstehen kann. Spenden kannst du nicht nur Kleidung, sondern so ziemlich alles was irgendwie mit Stoff zu tun hat: Handtücher, Decken, Stofftiere, Schuhe. Natürlich gibt es auch hier ein paar Ausnahmen. Als Grundsatz gilt: „Sauber, trocken, gut erhalten!“, wie mir Jörg Lacher vom Bundesverband Sekundärstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) erkärt. Zwar lasse sich aus durchlöcherten Textilien auch noch etwas machen (zum Beispiel Putzlappen, Teppiche und Dämmstoffe), allerdings sei es dann wichtig, dass diese wirklich nur durchlöchert seien. In der Kombination zerissen plus dreckig seien Altkleiderspenden unbrauchbar.

Wenn du nun ein paar spendetaugliche Klamotten zusammengestellt hast und dich fragst: „Wohin genau damit?“, fallen dir wahrscheinlich als erstes die Altkleidercontainer ein. Aber Vorsicht! Da die Altkleiderverwertung einen wachsenden Wirtschaftszweig darstellt, sind viele schwarze Schafe unterwegs. „Man sollte darauf achten, dass auf dem Container nachprüfbare Kontaktdaten stehen. Bei illegalen Sammlern steht dort oft eine nicht zu erreichende Handynummer oder eine 0180-Nummer, von der man an ein Callcenter weitergeleitet wird“, sagt Jörg Lacher. Ist das der Fall solltest du unbedingt die Finger davon lassen. Denn diese Container sind für legale, zu wohltätigen Zwecken aufgestellte Container existenzbedrohend, da sie ihnen die Warenzufuhr abgraben.

Da alles sehr verwirrend ist, hat der BVSE 2013 das „bvse Gütesiegel“ ins Leben gerufen

Leider bedeutet auch ein Aufkleber vom roten Kreuz oder ein Schriftzug wie „Hilfe für Flutopfer“ oder „Helfen Sie, damit wir helfen“ nicht immer, dass es sich um einen karitativen Verband handelt, der dahinter steht. Teils sind nämlich sogar das einfach dreiste Fälschungen. Da das alles sehr verwirrend ist, hat der BVSE 2013 das „bvse Gütesiegel“ ins Leben gerufen. Die damit ausgezeichneten Untenehmen verpflichten sich zum Beispiel, die Container mit nachprüfbaren Kontaktdaten zu versehen, den Zweck der Sammlung zu kennzeichnen und die Weiterverwendung der Kleidung oder die hochwertige Verwertung sicher zu stellen.

Dass die Klamotten, die von den Altkleidercontainern auf die Dörfer gebracht werden, nicht kostenlos an die Menschen abgegeben werden, hat zwei gute Gründe. Zum einen ist es der logistische Aufwand (Container leeren, Klamotten sortieren und transportieren), für den das Personal entlohnt werden muss. Zum anderen spielt hier auch die Würde der Empfänger eine Rolle. Denn die meisten Menschen kaufen sich lieber etwas als es gespendet zu bekommen, solange sie es sich leisten können.

Eine Alternative zu den Containern sind zum Beispiel Oxfam-Läden. Ihnen kann man seine Altkleider spenden und sie werden weiterverkauft. Das Geld fließt in soziale Projekte. Oder du bringst deine Sachen zur Kleiderkammer, wenn du möchtest, dass sie an Bedürftige abgegeben werden, ohne dass für sie Unkosten entstehen. Kleiderkammern gibt es in jeder größeren Stadt von verschiedenen karitativen Verbänden wie Caritas oder dem DRK. Da du die Klamotten dort selbst hinbringst und die Empfänger sie selbst abholen, fällt der logistische Aufwand weg und es ist möglich, sie gratis abzugeben.

Mariel McLaughlin, 19, wird nun alle ihre alten Klamotten brav verpacken und schnurstracks zu einem der "guten" Container bringen.

Fünf Tipps für ein erfolgreiches Kleiderleben danach:

  • Als Grundsatz für die abzugebenden Klamotten gilt: Sauber, trocken, gut erhalten. Also vorher gut sortieren und auswählen.
  • Schuhe immer paarweise bündeln, Klamotten vorher waschen und in wasserdichte Tüten verpacken (nicht zu große Pakete, da die Einwurflöcher der Container recht klein sind).
  • Auf das "bvse Gütesiegel" achten. Hier kann man sich relativ sicher sein, dass die Kleidung an einen gemeinnützigen Zweck geht.
  • Auf der Seite altkleiderspenden.de kann man auch eine Liste mit serösen Containern einsehen.
  • Wenn man will, dass die Kleider an Bedürftige in Deutschland gehen, bringt man sie am besten zur Kleiderkammer. Das DRK bietet auch eine Kleiderkammer-Suchmaschine auf seiner Website an.

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