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Die Mädchenfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fast konnte man bei Kati Witt die Unterwäsche sehen, als sie neulich mit dem Hackl Schorsch bei „Olympia mit Harry und Waldi“ einen Rodel testete. Aber eben nur fast. Vielleicht war das enormes Glück für Kati Osteislaufwunder Witt. Man überlege sich nur mal die am nächsten Tag folgende Überschrift auf der Bildzeitung: „Kati Witt und der Omaschlüpfer!“. Oder „Sexy Kati verführt Waldi mit rotem Stringtanga.“ Nehmen wir aber mal rein hypothetisch an, nicht die Kati, sondern ich wäre aufgefordert worden, mich mit dem Schorsch auf den Rodel zu setzen. Hätte der Anblick meiner Unterwäsche die deutsche Nation fassungslos gemacht? Eher nicht, denn ich betreibe höchsten Aufwand mit der Auswahl meiner Unterbekleidung, ebenso wie meine Freundinnen, was ich von gemeinsamen Shoppingtouren weiß. In meinem Kleiderschrank befinden sich schon seit Jahren keine Dreierpack-Snoopy-Unterhosen mehr, dafür kann das über die Zeit aufgestockte Seidenrepertoire von La Perla preislich wahrscheinlich mit einem Gebrauchtwagen mithalten. War mit 15 die Kombination BH-Höschen noch vollkommen egal, wird das jetzt aufeinander abgestimmt. Ganz zu schweigen von einem ersten Date. Da wird die Unterwäsche mindestens so oft vor dem Spiegel umgezogen, wie die restlichen Kleidungsstücke. Die Unterwäsche muss zum Gesamtkunstwerk passen und dem von euch Jungs gefallen, der uns nackt sehen darf. Die falsche Wahl des Slips kann uns den ganzen Abend versauen. Wer will sich schon vor einem Jungen ausziehen und dann im ausgefranstem Baumwollschlüpper dastehen? Oder noch schlimmer: Man hat sich für einen roten durchsichtigen G-String entschieden, aber der Junge der Stunde, steht eher auf unschuldige, weiße Microfaserwäsche. In der Zeit jedenfalls, die dafür draufgeht unsere Unterwäsche auszuwählen, könnten wir vermutlich den Weltfrieden herstellen und Kriege beenden. Merkt ihr überhaupt, wie viel Mühe wir uns mit unserer Unterwäsche geben oder ist es euch völlig egal, ob wir hautfarbene Omaslips oder schwarze Seidentangas tragen? michele-loetzner Die Jungsantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Tja, in der Zeit, in der ihr Unterwäsche auswählt, beenden wir tatsächlich Kriege und kümmern uns um den Weltfrieden und abends kommen wir nach Hause und ziehen euch aus. Und zwar ganz, denn nackt seid ihr echt doppelt super. Insofern gibt es manches in uns, das bereit wäre zu sagen: Eure Unterwäsche ist endsüberflüssig. Das meinen wir aber nicht ernst, weil uns der Gedanke an ein Herumwandeln ohne Boxershorts auch nicht behagen würde. Einfach egal ist uns eure Wäsche aber auch nicht, schließlich wird uns schon seit Knabenjahren der Anblick zart verpackter Damenformen als Erotik verkauft. Und Erotik, liebe Mädchen, ist seitdem unser Hobby. Wie also verhalten wir uns zu euren Höschen? Ich würde sagen: Die Opulenz der Unterwäsche sollte sich diametral zur Knackigkeit der Trägerin verhalten. Junges Bein und straffer Podex – da kleidet nichts besser als eine schlichte Unterhose. Wohlgemerkt schlicht nicht schlecht, geleiert wird nicht. Und je oller das Verpackte, desto mehr muss die Verpackung hermachen, das ist ein einfaches kaufmännisches Prinzip – und deswegen könnt ihr euch mit aufwändigen Strassschmetterling-Spitzenklöppeleien am Busen ruhig noch ein wenig Zeit lassen. Persönlicher Geschmack des Ent-Wicklers spielt aber natürlich auch eine Rolle, ich spreche also nur für mich, wenn ich sage: Dessousensembles wie sie baumgroße, französische Schauspielerinnen in ganzseitigen Weichzeichner-Anzeigen tragen, machen mir eher Angst, denn ich fürchte die Fanfarenmusik, die beim Ausziehen unweigerlich ertönt. Da ist mir die rote kleine Baumwollpantie von nebenan irgendwie sympathischer. Außerdem sendet ein aufwändiges Unterkleid doch stets so einen leicht verzweifelten „Das ist ein ganz besonderer Moment“- Hilfeschrei aus. Wir mögen Ausziehspielchen, aber lieber oft und alltäglich, als selten und zeremoniell. Grundsätzlich, da rede ich den Wäscheherstellern das Wort, solltet ihr beim Buxenkauf aber vor allem erst mal an eure eigene gute Laune denken und nicht an unsere niederen Instinkte. Denn nur wenn diese gegeben ist, kriegen wir ja überhaupt die Chance jene auszuleben.

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