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Jungs, findet ihr es schlimm, nur ein Sexobjekt zu sein?

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Im Handbuch der klassischen Rollenklischees, viertes Kapitel „Der rallige Mann und die Frau als Sexobjekt“: „Männer haben eine Vorliebe für casual sex, auf Deutsch Gelegenheitssex. Wechselnde, unverbindliche Affären bieten ihnen viele Vorteile, ist doch so die Weitergabe der Gene an nächste Generationen gewährleistet, ohne dass sie unnötigen Bindungsstress und Verpflichtungen eingehen müssen. Nach getaner Arbeit beziehungsweise Triebabfuhr zieht der Mann gerne Leine. Er hat es nicht so mit Kindern. Sieht auch nicht knackig aus, so ein dicker Frauenbauch. Frauen sind da eher anstrengend: sie tun sich während dem Geschlechtsverkehr immer in Männer reinverlieben. Sie sind auf langfristige Bindungen aus, suchen Sicherheit und Geborgenheit und wollen mehr sein als nur ein Körper.“ Ein anderer unvermeidlicher Allgemeinplatz: Sex, bei dem Gefühle im Spiel sind, ist der schönste Sex. Mag sogar sein. Nachhaltig befriedigend, das seht ihr wahrscheinlich auch so, sind One-Night-Stands und Fuck-Buddy-Beziehungen ja nicht so richtig. Aber darum geht’s nicht. Manchmal haben wir auch gar keinen Nerv, Gefühle für irgendwen zu hegen. Manchmal gönnt man sich was. Danach könnt ihr euch gerne wieder anziehen und die Tür hinter euch zumachen. Es gibt viele solcher Jungen: hübsches Gesicht, guter Körper, aber seelenmäßig in ihm herumkramen will man dann doch nicht. Dann bitte keine Zettel mit Handynummer beim Abgang hinterlassen. Haltet ihr uns in so einer Situation für SSG (danke Bushido!), für skrupellose Sexgangster? Findet ihr es schlimm, ein Sexobjekt zu sein? Ihr habt doch eigentlich nichts dagegen, von uns mal sexuell benutzt zu werden, oder? „Der Verstand muss Rücksicht auf Instinkte nehmen“, sagt Carla Bruni, die fatalste Femme von allen. Wie ist es für euch mit solch einem Mädchen zu schlafen, mit dem Wissen, nur ein Teil ihrer Trophäensammlung zu sein? Das Sexobjekt antwortet auf der nächsten Seite!


Die Jungsantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, das kommt ja sehr oft vor, dass wir einfach so mitgeschleift werden und dann die ganze Nacht richtig schön durchbenutzt... Nein, im Ernst, ab und zu wäre das gar nicht so schlecht. Denn gelegentlich denkt man als dauerspitzer Typ schon daran, wie fein es sein könnte, wenn die geschlechtliche Gegenseite auch mal so drauf wäre, wie man selber. Wenn man also nicht immer derjenige sein müsste, der diesen ganzen Rumkrieg-Rummel anzettelt, sondern einfach aus dem Stehgreif verführt wird. Es wäre irgendwie so gerecht, wenn ihr auch mal triebstgesteuert seid und nicht immer nur wir grunzen und gierig an Körperfalten denken. Schließlich haben wir zweibeinigen Erotikdiscounter auch eher mehr Probleme damit, wenn anhängliche/verliebte Mädchen an uns kleben, als wenn wir nach vollzogenem Liebemachen vor die Tür gestellt werden. Denn es ist – war bis zu deiner Mädchenfrage jedenfalls so - verbreitete Mädchensitte, sich zwar eines Abends traulich anflirten und sogar beschlafen zu lassen, das dann aber fortan als Pfand dafür zu nehmen, ununterbrochen bei uns anzurufen und sich treffen zu wollen. Trotz bilateral ausbleibender Verliebtheit! Diese Treffen sind aber nicht irgendwo in einer Alibi-Kneipe neben ihrem Bett, sondern wir sollen die Mädchen nachmittags auf einen Kaffee in ein schlimmes Stadtcafé geleiten und dort bitteschön zwei Europaletten Gefühlsverpackungsmaterial von ihnen entsorgen. Danach müssen wir vollkommen ungevögelt nach Hause gehen, weil sie Zeit brauchen oder Platz oder einen klaren Kopf oder weil ihre dummen Schwestern heute bei ihnen übernachten wollen. Wochenlang! Sie rufen trotz dieser Pleiten weiterhin nachts an, wenn sie sich ausheulen müssen oder krank sind, wenn sie sich in der WG gezofft haben oder um uns zu überreden, mit ihnen in irgendeinen Meryl-Streep-Film zu gehen. Da ist dann aber, hoppla, immer noch die beste Freundin dabei. Irgendwann im Laufe dieser unbefriedigenden Entwicklung, kann man sich als Junge gar nicht vorstellen, dass man mit der mal Sex hatte und sagt das auch. Daraufhin ist Tränenscheiße und Streit und Arschlochgesage und ich dachte du wärst anders. So geht es uns dauernd. Da wird also auch viel übertrieben, was das unbeschwerte heute hier morgen dort reinhängen angeht. Ich würde sagen, dass ein netter und gesunder Single-Mann der sich ein halbes Jahr lang durch die Stadt bewegte, schon allein deswegen eine feste Freundin ersehnt, weil er ein Dutzend anhänglicher Einweg-Sex-Mädchen zu organisieren hat. Wenn also „Sex und Hopp“ bei euch in Mode kommen würde, hätten die Singlemänner vielmehr Zeit für ihren Badminton-Verein. Allerdings würden die Stadtcafés maulen, geschieht denen aber recht. Also grundsätzlich: Mehr Sexobjektivität wagen, Mädchen! Aber vielleicht, ganz vielleicht fänden wir sie auch nicht so gut, eure neue, postkoitale Gefühlskälte. Denn irgendwie würde sich uns dann früher oder später die Frage stellen, wie wir als Sexobjekte euch denn noch verliebt machen können, rein theoretisch. Kann ja sein, dass das irgendwann mal wichtig würde. Und dann wisst ihr von uns ja nur, dass wir flirten können und granatös im Bett sind. Wir können auch zuhören und trösten und aufmerksam lachen! Aber dazu ist bei der ganzen Wolllust ja nie Zeit. Wie sollen wir euch das beweisen, wenn wir nur leergepumpt vor eurer Tür stehen dürfen? Vielleicht..., wenn wir uns einfach mal so im Stadtcafé treffen? fabian-fuchs

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