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Jungs, habt ihr Angst vor sehr hübschen Mädchen?

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Die Mädchenfrage: Also, es gibt da diese Mädchen, ihr kennt die doch. Sie sind anders als der Rest von uns, und zwar insbesondere, was ihr Äußeres betrifft. Sie haben nicht nur schönere Haut und elegantere Fingernägel, selbst ihre Knochenstruktur ist irgendwie feiner als unsere, ihre Wimpern tragen die Tusche besser und sogar hässliche Felltroddelstiefel mit Jogginghosen sehen an solchen Mädchen sexy aus. Sie sind nicht einfach nur hübsch, sie sind turbohübsch und zeichnen sich durch Makellosigkeit aus, genetisch und auch pflegetechnisch gesehen. Es sind die Mädchen, die ab ihrem 15. Lebensjahr immer von Modellagenten angesprochen wurden, wenn wir mit ihnen unterwegs waren. Und was die Jungs betrifft, haben sie schon seit zehn Jahren immer denselben Freund. Oder hatten noch nie eine richtige Beziehung. Diese Mädchen sind oft sehr nett und doch befremden sie uns in ihrer Perfektion und unerreichbaren Schönheit ein wenig. Noch viel interessanter finden wir allerdings den Salzsäuleneffekt, den sie bei euch auslösen. Nämlich wenn wir mit euch Bier trinken gehen, dann sprecht ihr freimütig darüber, wie „hammer“ dieses Idealwesen doch ist und wie gerne ihr die mal und so. Scheinbar denkt ihr, dass uns das nicht tangiert, weil das Wesen ja eh in einer so genannten anderen Liga spielt. Und tatsächlich scheint uns bisweilen, dass wir und sie nicht ganz zur selben Spezies gehören. Das liegt aber auch daran, dass wir wissen: wenn ein solches Mädchen im Raum ist, sprecht ihr kein Wort mit ihr. Oder aber ihr verhaltet euch ihr gegenüber leicht schnoddrig bis extrem unhöflich. So kommt zwischen euch natürlich keine Freundschaft zustande. Infolgedessen sind wir Eher-Normalmädchen es, die mit euch in Kneipen gehen, eure netten Seiten kennen lernen und euch am Ende abschleppen. Leider fürchten wir manchmal ein bisschen, nur als billige Ersätzinnen herzuhalten. Obwohl, vielleicht ist es auch so, dass ihr uns am Ende vorzieht. Entweder das, oder ihr traut euch einfach nicht an die Turbohübschheiten ran. Habt ihr vielleicht Angst vor denen?


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Jungsantwort Das klingt vielleicht abgedroschen, aber Schönheit ist nun mal etwas sehr Subjektives. Zwar versuchen Werbung und Medien, uns ein einheitliches Schönheitsideal zu verkaufen, aber dieses Spiel durchschaut jeder Junge, seit er 16 ist. Das Verrückte ist, dass gerade die Gesichter von Topmodels eigentlich langweilig und ausdruckslos sind. Das müssen sie sein, damit man möglichst viele verschiedene Typen in sie hineinschminken kann. Wir aber wollen keine stromlinienförmige Modepüppchen, sondern Charakterfrauen. Deren Ecken und Kanten zeigen sich nun mal auch im Gesicht und am Körper. Gerade diese kleinen Unregelmäßigkeiten lieben wir so. Sie machen euch echt und lebendig und nicht zu einem Abziehbildchen einer Heiligen. Dass schöne Frauen dumm sind, ist natürlich ein Vorurteil. Allerdings ein bisschen was ist schon dran: Wenn eine Person von klein auf immer schon mit Anerkennung für ihr hübsches Gesichtchen überhäuft wird, muss sie sich in anderen Bereichen nicht mehr anstrengen. Die Lorbeeren, die sich normale Menschen hart erkämpfen müssen, hat sie schon längst. Deswegen wird sich eine makellose, nach süßen Parfum duftende Schönheit in ihrer Freizeit kaum mit Fotografie, Hannah Arendt oder dem französischen Film Noir beschäftigen. Warum also sollten wir vor solchen "Idealwesen" Angst haben? Außerdem, mal unter uns: mit einem Schönheitsideal auf zwei endlos langen Beinen durch die Straßen zu laufen, macht auch keinen Spaß. Ständig glotzen einen Testosteronredbullen an. In deren Blicken steht in aggressiven Buchstaben geschrieben: Was will die mit dem? Und schließlich sind wir ja auch keine Supermodels, sondern ganz normale Typen mit zu großen Nasen, Bauchansätzen und Haaren in der Nase. An all diese Argumente versuchen wir uns panikartig zu erinnern, sobald wir eine schöne Frau treffen. Wir verwandeln uns schlagartig in ein ängstliches, paralysiertes Kaninchen, das mit letzter Anstrengung noch irgendwie versucht, arrogant zu wirken. In Wahrheit nämlich fühlen wir uns wie ein Fußballer aus der Kreisliga, der plötzlich Olli Kahn gegenübersteht. Weil so schöne Frauen bestimmt ständig am Flirten sind, permanent von Profis angemacht werden und sich ganz, ganz sicher nicht für uns interessieren. Richtig schöne Frauen machen uns Angst, weil wir uns unattraktiv fühlen, weil wir denken, dass sie jeden haben können und wir uns nur lächerlich machen können.

Text: meredith-haaf - und johannes-siebold

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