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Jungs, könnt ihr uns die chatroulette-Pimmel erklären?

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Die Mädchenfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Weil ich immer alles ausprobieren muss, was neu und von den Jonas Brothers für gut befunden wird, habe ich mich in den vergangenen Tagen in die Untiefen von chatroulette begeben – einer Website, die von einem 17-jährigen Russen programmiert wurde und in der ganzen Internet-Welt für Aufregung und Gekicher sorgt. Das Prinzip ist recht simpel: Sobald man sich auf chatroulette begibt, wird man zufällig mit einem Fremden verbunden. Und mit einem Klick auf den „Next“-Button kann man sich zum nächsten durchklicken. Das Neue daran ist die Tatsache, dass die meisten User ihre Webcam angeschaltet haben, so dass man sich nicht nur unterhalten, sondern auch anschauen kann. Offensichtlich haben die perversen Menschen dieser Welt nur auf eine Erfindung wie diese gewartet, denn jeder vierte Chatter hat seine Kamera nicht auf sein Gesicht, sondern auf seinen erigierten Penis gerichtet, den er dann auch schön bearbeitet. Ich glaube ehrlich, ich habe seit vorgestern mehr Schwänze gesehen, als ein durchschnittliches Porno-Starlet zu den guten alten prä-Internet-Zeiten. Klar – wir wollen hier die Oberperversen nicht mit euch sympathischen Jungs in einen Topf werfen, aber könntet ihr uns bitte trotzdem mal erklären, warum meine Statistik zwar Hunderte von Pimmeln, aber genau Null masturbierende Frauen aufweist? Jungs, was soll der Scheiß? Seid ihr von Natur aus zeigefreudig und diese chatroulette-Typen nur ein bisschen arg enthusiastisch? Und was genau ist der Reiz daran, sein Gemächt in eine Webcam zu halten? Sehr verwirrte und chatroulette-geschädigte Grüße! Auf der nächsten Seite kannst du die Jungsantwort lesen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wir, die sympathischen Jungs, distanzieren uns hiermit deutlich von unseren Geschlechtsgenossen, die andere Menschen mit ihrem Penis belästigen! Mit solchen Typen haben wir nichts zu tun. Es gibt auch niemanden in unserem größeren Bekanntenkreis, dem wir zutrauen würden, sich mit seinem Ding vor eine Webcam zu setzen und loszurubbeln. Genauso wenig kennen wir einen Trenchcoat-Onkel, der in seiner Freizeit im Gebüsch lauert. Wir – die sympathischen Jungs – sind genauso wenig exhibitionistisch wie ihr. Meistens. Na ja, vielleicht stimmt das nicht ganz. Es gibt da bestimmte Situationen, in denen wir uns tatsächlich öffentlich entkleiden. Wenn wir uns in der Gruppe betrinken, kann es passieren, dass einer plötzlich seine Hosen herunterlässt und den anderen seinen Hintern zeigt. Die Bekleideten finden das dann urkomisch und mindestens einer zückt stante pede sein Handy, um diesen urkomischen Moment zu verewigen. Wochen später in ähnlich bierseliger Stimmung wird dann das Foto wieder herumgezeigt mit den Worten: „Das ist der fette Arsch vom Hubsi“ und alle finden das wieder urkomisch. Eine Eskalationsstufe höher ist der „Sockenlauf“ anzusiedeln. Beim Sockenlauf rennen wir mit nichts außer einem Socken über unseren primären Geschlechtsorganen bekleidet durch eine Jugendherberge und kichern dabei permanent. Dem Hubsi rutscht dann genau in dem Moment, als der Herbergsvater um die Ecke biegt, der Socken weg. Von Lachkrämpfen geschüttelt rennen wir zurück in unsere Zimmer. Wochen später erzählt dann einer die Geschichte und die Stelle, „wo der Hubsi den Socken verliert“ finden alle wieder wahnsinnig lustig. Aber weder der Hubsi noch wir finden das irgendwie sexuell. Wir haben nur als kleine Jungs einmal kapiert, dass Nacktsein provozieren kann und dass Nacktheit in der Öffentlichkeit ein bisschen eine Mutprobe sein kann. Das finden wir lustig. Wir finden auch „Flitzer“ lustig, die nackt über ein Fußballfeld laufen und von 20 Polizisten gejagt werden. Aber ein Flitzer würde sich nie vor eine Webcam setzen, in der Hoffnung, dass eine Wildfremde sein Ding sieht und sagt: „Oh – das ist aber toll!“ Vielleicht solltet ihr einfach nicht so viel Zeit auf solchen Internetseiten rumhängen. Die sympathischen Jungs sind eh woanders. tobias-teller

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