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Jungs, sind euch eure Füße egal?

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Sommer ist’s, und da sieht man von allen Menschen immer mehr als sonst. Selten beäugte, aber dennoch hochwichtige Körperteile für einen Tag am Badesee (und auch für alle anderen Tage) sind die Füße - aber als ihr euch am Morgen ordentlich mit Sonnencreme eingeschmiert habt, wurden diese dabei einfach ausgespart. Uns würde es im Traum nicht einfallen, sie akuter Verbrennungsgefahr auszusetzen! Überhaupt lassen wir ihnen ähnlich viel Aufmerksamkeit und Pflege zukommen wie den ihnen verwandten Händen. Manchmal ist die Pediküre sogar aufwändiger als die Maniküre: Da wird geschnitten und gefeilt, lackiert und gebadet, mit Muttis Bimsstein kräftig geschubbert und mit Omas Schrundensalbe gecremt. Weiche Fersen und schöne Fußnagelmonde finden wir gut, auch im Winter, wenn sie in dicken Socken stecken. Im Drogeriemarkt gibt es eine ganze Regalabteilung nur mit Fußpflegeprodukten, sogar Deodorant für die Füße kann man dort kaufen. Euch haben wir vor diesem Regal allerdings noch nie gesehen.

Obwohl euch das Tragen von Sandalen aus Stilgründen nicht erlaubt ist, ist es nun jedoch nicht so, dass man eure Füße nie sieht. Flip Flops tragt ihr häufiger mal und ob am Badesee oder beim Parkpicknick, ihr befreit euch gern von Strumpf und Schnürschuh. Aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass ihr eure Füße trotzdem recht stiefmütterlich behandelt. Dabei haben sie doch etwas Zuwendung verdient, schließlich tragen sie euch den ganzen Tag und nur weil ihr damit keine Bananen mehr schälen könnt wie eure Vorfahren, sind sie doch nicht nutzlos gewordenes Werkzeug, das man dem Verfall preisgeben kann. Eure Hände pflegt ihr doch auch – nicht zuletzt, weil ihr wisst, dass wir das Ergebnis mögen. Und gepflegte Füße, da seid gewiss, die würden wir auch mögen.  

Also verratet uns doch bitte mal, warum eure Eitelkeit nicht bis ganz hinunter reicht. Wieso sind euch eure Füße so egal?    



Ich muss tatsächlich gestehen, dass ich meinen Füßen keinen sonderlich großen Bade-, Creme- und Schubberbehandlungen zuteil werden lasse. Um ehrlich zu sein hat es mindestens bis zu meinem zwanzigsten Lebensjahr gedauert, bis ich überhaupt einen Gedanken an ihr Äußeres verschwendet habe. Es war eine lange Sommernacht in Berlin, sie begann im Park, ging in diversen Bars und Clubs weiter und endete in einer WG-Küche. Wegen der Hitze saßen wir dort unbeschuht und unbesockt herum und tranken unser letztes Bier. Es war eine rechte Blödelstimmung, und so begannen wir irgendwann, unsere Zehen zu vergleichen und ihnen Namen zu geben. Da waren Hobbitzeh, Pfannkuchenzeh und Hammerzeh, ich bekam den schönen Beinamen Ingwerknolle. Wir fanden das alle ziemlich witzig – bis auf das eine Mädchen in der Gruppe (ich glaube, sie trug den Beinamen Pfannkuchenzeh), das seine Füße nur nach Anwendung aller Überredungskünste herzeigen wollte und in den folgenden Tagen nicht in unser aller Gelächter einstimmte, wenn wir uns an den Abend erinnerten.

Das zeigt schon: Wir Jungs sind wirklich nicht sonderlich eitel, wenn es um unsere Füße geht. Denn wir begreifen sie vor allem als das, was sie in erster Linie nun mal sind: Made for walking. Du wunderst dich, dass wir unsere Füße nicht ständig schubbern und von jeglichem Hornhautansatz befreien, obwohl sie uns den ganzen Tag so brav durch die Gegend tragen. Wir denken da anders. Gerade weil sie uns durch die Gegend tragen müssen, darf die Hornhaut bleiben. Seidenweiche Sohlen mögen sich zwar per se gut anfühlen. Noch besser fühlt es sich allerdings an, am Strand vom Handtuch bis zum Meer gehen zu können, ohne dass der aufgeheizte Sand uns zu mädchenhaftem Gehüpfe und Schmerzensschreien zwingt. Solange ein bisschen Hornhaut also kein Trennungsgrund für euch ist, bleibt Omas Bimsstein in Omas Badewanne.

Das heißt aber nicht, dass uns Fußpflege gänzlich unbekannt wäre. Zehennägel gehören geschnitten, denn wenn sie wuchern, sieht das zum Davonlaufen aus. Und: Lange Nägel sind unpraktisch und unangenehm, wenn man klettert, wandert, oder Fußball spielt – wahrscheinlich bei den meisten Sportarten, die wir so treiben.

Ich glaube, man könnte unser Verhältnis ganz gut so zusammenfassen: Wenn wir unsere Füße pflegen, dann spielt also meistens ihre Funktionstüchtigkeit eine Rolle. Kurze Nägel leuchten ein, formschöne Nagelmonde eher weniger. Aber wer weiß, vielleicht helfen sie ja beim Bananenschälen.

christian-helten

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