Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Macht euch Nacktes noch an?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Mädchenfrage:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Neulich saß ich also in der Bibliothek, draußen war der Sommer im Gang, drinnen funktionierte die Klimaanlage nicht. Besonders konzentriert arbeitete ich also nicht und auf einmal lief ein wirklich außergewöhnlich schönes Paar Mädchenbeine in außerordentlich kurzen Hosen an mir vorbei. Das beeindruckte mich so, dass mein Blick hinter den Beinen her schlich. Auf dem Weg blieb er an einem gänzlich unbedeckten Rücken hängen, der zu einem anderen Exemplar meiner Geschlechtsgenossinnen gehörte. Ich bemerkte auf einmal, dass sich um mich herum nicht nur ganz viele Bücher und Studenten befanden, sondern eine ganze Masse an freigelegter Mädchenhaut: Beine, Dekolletes, Bäuche. Irgendwann wurde mir die Fleischbeschau dann aber doch recht fad, und ich begann, die zahlreichen Jungs um mich herum zu beobachten und wie sie eigentlich auf all die kurzen Hosen und Röcke, die diesem Sommer sehr Mode sind, so reagierten. Das einzige was ich feststellen konnte, war: Sie reagierten überhaupt nicht. Jetzt besitzen Mädchen für mich eigentlich keinen erotischen Reiz. Vielen von euch geht es da aber anders. Und wenn das, was man so liest und hört, stimmt, müsstet ihr ja bei der Hitze und den daraus folgenden exponierten Gliedmaßen vor Aufregung schier ausflippen. Tut ihr aber gar nicht. Ich frage mich und euch: Seid ihr mit nackter Haut überhaupt noch zu beeindrucken? Oder fändet ihr es mittlerweile eventuell spannender, wenn wir wieder zum knöchellangen Wickelrock greifen würden? meredith-haaf Die Jungsantwort:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Sache ist nun tatsächlich sehr einfach: mit der sommerlichen Mädchenhaut verhält es sich – entschuldige den Vergleich – wie mit Bier. Wir mögen es gern, erfreuen uns daran und kosten es gern – das Bier. Der Reiz, der von Mädchenhaut ausgeht, ist dem sehr ähnlich. Wobei wir durchaus froh sind, dass sommerlicher Beine, die unter kurzen Röcken hervorschauen oder sonnengebräunte Ausschnitte, die von dünnen Trägern gehalten werden, nicht in Kästen angeboten oder von Rudi Völler beworben werden. Was aber für Bier wie für Mädchenhaut gilt: Zuviel ist nicht gut und Jungs reagieren unterschiedlich drauf. Es gibt die einen, die schon nach einer Flasche Bier ganz besoffen und durchgedreht sind. Eine zweite Flasche ist ihr Niedergang, bringt sie aus der Fassung. Genau diesen Typus Junge erwartest du offenbar, wenn du in der Bibliothek sitzt und zeigefreudige Geschlechtsgenossinen bestaunst. Die meisten Jungs jedoch, die zum Beispiel in deiner Bibliothek sitzen, sind recht trinkfest – notgedrungen. Spätestens seitdem sie eine weiterführende Schule besuchen, machen sie sich weiterführende Gedanken: Nackte Mädchenhaut - zumindest in der Werbung - gehört in ihren Alltag wie Essen oder eben Trinken. Wenn diese Jungs an einem warmen Sommertag in der Bibliothek sitzen und Spaghetti-Träger und rasierte Mädchenbeine sehen, dann geht es ihnen wie euch, wenn ihr nach einer ausgiebigen Party am nächsten Morgen in die WG-Küche kommt. Das Bier, das dort auf dem Tisch steht, reizt euch in dem Moment auch nicht. Verstehste? Prost.

  • teilen
  • schließen