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Mädchenfrage: Jungs, wie steht ihr zu unseren Nachnamen?

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Müller, Meier, Schmidt hieß ich noch nicht. Meine Ex-Freunde hatten nämlich eher ausgefallene Nachnamen. Einer von ihnen ein so charmantes Exemplar, das ganz vorzüglich mit meinem Vornamen harmonierte – es ist fast schon allein deswegen schade, dass die Beziehung scheiterte. Da ich noch nicht ganz den Ehemännerverschleiß von Liz Taylor erreicht habe, hat sich auf dem Papier namenstechnisch natürlich rein gar nichts getan bisher. Gedanklich habe ich sie allerdings schon eingeholt und meinen Mädchennamen öfter mal an der Garderobe abgegeben, um stattdessen einen Herrenmantel anzuprobieren. Manchmal passte der Name, manchmal zwickte und zwackte er. Jungs, ihr solltet wissen: Auch eure Freundinnen haben sich unter Garantie schon eure Jacke ausgeborgt. Nicht wie sonst, wenn wir frieren, sondern in diesem Falle eher, wenn's heiß wird. Denn sobald wir für einen von euch Herzbuben ernsthaft schwärmen, schnörkeln wir Mädchen unsere Unterschrift testweise mit eurem Nachnamen. Stellen uns das mit dem neuen Monogramm bestickte Kopfkissen vor. Und sprechen uns leise – oder lauter, wenn ihr gerade nicht zuhört – die Verbindung aus unserem Vor- und eurem Zunamen vor. Sollte die Kombi harmonieren, sind wir gleich noch ein kleines bisschen verliebter in euch. Wenn Klang- und Schriftprobe dagegen negativ ausfallen, interpretiert eine Freundin von mir das allerdings als schlechtes Omen für die gemeinsame Zukunft. So weit würden ich und wohl die meisten von uns dann doch nicht gehen. Bei mir zumindest ist es aber ein äußerst zuverlässiger Indikator für mein Verschossenheitsniveau. Emotional lauwarme Liebschaften werden nicht dem Namenstest unterzogen, denn bei diesen Herren denkt Mädchen ja nicht über die Gegenwart hinaus. Aber bei den Anderen, da machen wir uns Gedanken. Ohne, dass wir schon konkrete Pläne in Sachen Traualtar, Windelpupser oder Häuschenbau hätten. Ob diese Optionen für mich zum Beispiel überhaupt in Frage kommen, weiß ich noch gar nicht. Ich weiß aber, welchen Namen dieses Leben tragen könnte. Und ja, nicht nur Mädchen mit einem eher unschönen Nachnamen wie dem meinen, sondern auch diejenigen, die ihren im Falle des Falles lieber behalten würden, haben das gedanklich schon ausprobiert. In meinem Freundinnenkreis alle – und das sind durchweg emanzipierte junge Frauen. Meine spontane, völlig unrepräsentative Umfrage unter ihnen ergab zudem: Wie sich umgekehrt euer Vorname mit unserem Nachnamen machen würde, darüber hatte sich noch keine Einzige Gedanken gemacht. Vielleicht, weil wir realistisch sind? Nur zwei Prozent aller Ehemänner hierzulande tragen den Namen ihrer Angetrauten. Dass ihr einst so heißen werdet wie wir jetzt noch, ist also eher unwahrscheinlich. Deshalb wäre ich auch überrascht, wenn ihr euch denn umgekehrt schon mal Gedanken über die Namensfrage gemacht hättet. Steht für euch nicht schon fest, dass wir samt Nachwuchs einmal sowieso heißen werden wie ihr? Ist das so ein Stammhalter-Ding? Oder tue ich euch gerade arg unrecht, weil ihr auch schicke neue Visitenkarten entwerft, wenn ihr euch verguckt habt? Liebe Jungs, würdet ihr je euren Nachnamen für uns aufgeben? Auf der nächsten Seite kannst du die Jungs-Antwort lesen.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Klar! Vorstellen können wir uns viel. Wir können uns ausmalen, wie wir gemeinsam mit vier Kindern und einem möglichst golden gelockten Hund über eine sommerliche Wiese laufen, wie wir Familienurlaube planen und ja, wir können uns sogar vorstellen, wie wir mit euch vor einen Standesbeamten treten. Und vor lauter Liebe in dieser Vorstellung geben wir dann sogar her, was zu uns gehört wie unsere Nase und unsere Haare: den Namen. Das als Antwort zum letzten Teil der Frage. Da du aber ein wenig ausgeholt hast um darauf zu kommen, müssen wir auch ein wenig ausholen um zu erklären, warum es dann vermutlich (und offenbar ja auch statistisch) doch nicht dazu kommt, dass Jungs ihren Namen hergeben. Der naheliegendste Grund ist der mit der Hochzeit. Die können wir uns zwar vorstellen, aber eher so wie wir uns vorstellen, wie wir als Kapitän der Nationalmannschaft auftreten würden. Das ist kein Plan, nicht mal eine wirkliche Option, sondern lediglich ein Gedankenspiel. Denn so wenig wie wir in Wettstreit mit Lahm und Ballack treten werden, so wenig braucht man heute noch einen Trauschein. Klingt vielleicht wenig romantisch, aber man kann auch ohne Hochzeit ganz gut ein Paar sein (wenn man das denn überhaupt will). Allein deshalb ist dieses Namensding nicht so präsent auf unserem Schirm. Denn Hochzeit ist für Jungs kein abstraktes Ding, sondern nur sehr konkret zu denken. Uns erfreut an diesem Gedanken nicht die Farbe der Kleidung, nicht die Musik und schon gar nicht der übrige Kram (was Blaues, was Geliehenes, was Geschenktes). Uns erfreut an diesem Gedanken einzig der Umstand, dass wenn wir heiraten würden, wir eine Frau haben müssen, die wirklich zu uns passt. Und wenn wir die gefunden haben, sind wir schon so glücklich, dass wir eigentlich auch nicht mehr heiraten müssten. Natürlich gibt es trotzdem Jungs, die heiraten. Und gar nicht mal so wenige scheinen damit auch sehr glücklich zu sein. Trotzdem: Wir malen uns diesen Vorgang und seine (namentlichen) Folgen nicht in der Form aus, wie du es beschreibst. Was übrigens nicht an einem Mangel an Phantasie liegt. Wir sind durchaus begabt darin, uns Dinge vorzustellen, die sich ergeben, wenn wir denn dann mit der einen zusammen sein werden, auf die wir spinnen. Wir stellen uns vor, wie ihr Vater sein Auto ausleiht (autoritärer Subaru-Fahrer oder sonnengebräunter Saab-Fahrer?), wie wir mit ihren Geschwistern zum Sport gehen (Hockey oder Ballett?) oder ihre Haustiere ausführen (Vogel oder Hund?). Das ist auch unter Jungs ein beliebter Zeitvertreib, wenn der Kontakt zu dem einen Mädchen gerade (noch) nicht besteht. Und in besonderen Fällen soll es auch Jungs geben, die sich dann ausmalen, wie sich eine Beziehung auf den Namen auswirkt: aber eher auf euren als auf ihren. In diesem Punkt gibt es übrigens unterschiedliche Jungs: Die, die sich wünschen, dass ihr ihren Namen annehmt und solche, denen das herzlich egal ist, weil sie wissen, dass ein Namen zu einem gehört wie Nase oder Haare. Unter letzteren sind dann allerdings ein paar wenige, die sich tatsächlich überlegen, wie sie wohl mit eurem Nachnamen klingen würden. Aber das sind eher wenige. christian-berg

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