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Ein pinker Mittelfinger empört die Kunstwelt

Bild: Screenshot

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In der britischen Kunstwelt spielt sich momentan ein Drama ab, das Shakespeare Konkurrenz machen könnte. Es geht dabei sozusagen um die Grundvoraussetzung für Kunst: um Farbe. Genauer gesagt um das Recht, bestimmte Farben zu benutzen.  

Angefangen hat dieser leicht surreale Streit damit, als die britische Firma Surrey NanoSystems 2014 das schwärzeste Schwarz aller Zeiten entwickelte - Vantablack.

Eigentlich sollte diese Farbe vor allem im Rüstungsbereich zur Anwendung kommen. Denn das Schwarz absorbiert Licht beinahe vollständig und dadurch verlieren damit beschichtete Gegenstände alle erkennbaren Formeigenschaften, was wiederum bedeutet, dass ein solcher schwarz beschichteter Tarnkappenbomber auf dem Radar nicht mehr erkennbar ist.  

Der indische Künstler Anish Kapoor, der in Großbritannien lebt, hat sich 2016 die Exklusivrechte für die Verwendung der Farbe im Kunstbereich gesichert. Die Tatsache, dass Kapoor nun das Monopol auf eine so faszinierende Farbe hat, ist in der Kunstwelt nicht unbedingt auf Gegenliebe gestoßen. Viele haben ihren Unmut darüber Ausdruck gegeben. Auch wenn es sich bei dieser Monopolisierung einer Farbe keineswegs um eine neue Sache handelt. Schon in den 1960er Jahren ließ sich der Künstler Yves Klein die Rechte an einem bestimmten Blau sichern.

Weil gegen diese Monopolisierung rechtlich nichts zu machen ist, hat es sich der Künstler Stuart Semple nun zur Aufgabe gemacht, Kapoor wenigstens ordentlich zu trollen. Semple hat ein Pigment entwickelt, das er „The Pinkest Pink“  nennt und über seine Website vertreibt. Diese Farbe ist – wie auf seiner Website zu lesen ist – allen Menschen zugänglich. Allen, außer Anish Kapoor. Und wer sie bestellt, muss glaubhaft versichern, dass er nicht Anish Kapoor ist, mit diesem nicht in Verbindung steht, die Farbe nicht im Auftrag von Kapoor kauft und nach bestem Wissen und Gewissen versichern kann, dass diese Farbe niemals in die Hände von Kapoor gelangen wird.

Nach dem pinksten Pink nun der glitzerigste Glitzer

Und um Kapoor noch ein wenig weiter zu nerven, hat er vor kurzem auch noch den glitzerigsten Glitzer der  Welt („The World’s Most Glittery Glitter“) auf seine Website genommen, den ebenfalls jeder Mensch dieser Welt für knapp acht Pfund erwerben darf, solange er nicht Anish Kapoor heißt.

Doch ausgerechnet am Tag vor Weihnachten hat nun Anish Kapoor zum Gegenschlag ausgeholt und auf seinem Instagram-Account einen mit dem pinkesten Pink bestrichenen Mittelfinger gepostet mit der Bemerkung „Up yours #pink“. 

Und jetzt ist Stuart Semple so richtig sauer. In einer Mail an artnet News schrieb er:  

 

"Wir alle sind extrem enttäuscht zu sehen, dass Anish Kapoor das pinkeste Pink der Welt auf illegalem Weg besorgt hat. Er ist mit einer Geste in diesen Maler-Krieg hineingegangen, die gar nicht missverstanden werden kann. Er hat der ganzen Kunstwelt einen sehr rosafarbenen Mittelfinger gezeigt. Er ist immer noch flüchtig. Er hat sich nicht nur geweigert, das Schwarz zu teilen, jetzt hat er auch noch unser Pink gestohlen. Seid versichert, dass wir herausfinden werden, wer die Farbe für Anish Kapoor besorgt hat und dadurch seine vertraglichen Vereinbarungen mit (der Website) gebrochen hat. Und wir werden unsere Rechtsanwälte beauftragen die geeigneten Mittel gegen solche Vertragsbrüche einzuleiten. Wir sind jedoch erfreut zu sagen, dass es ihm - noch - nicht gelungen ist, sich den glitzerigsten Glitzer der Welt zu sichern und wir wollen Käufer noch einmal dazu anmahnen, diese Produkte nicht mit Kapoor oder seinen Mitarbeitern zu teilen."

 

Klingt so, als sei die letzte Schlacht in diesem Maler-Krieg noch nicht geschlagen.

 

 

chwa

 

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