Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Eine App funktioniert wie Tinder – nur für Freunde

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Links, rechts, links. Ein Foto, ein Wisch, ein Match. Jeder Single kennt den Tinder-Dreisatz. So läuft die Suche nach dem One-Night-Stand, vielleicht sogar nach der großen Liebe. Und bald nach der beste Freundin. In den USA ist das schon möglich. „Hey! VINA“ heißt die Tinder-Version für Freundinnen. Die iPhone-App aus San Francisco soll ein Mittel gegen die Einsamkeit im Großstadttrubel sein.  

Ein kurzer Blick auf ein Foto soll reichen, um eine Freundin zu finden. Eine, die einen bei Liebeskummer mit Schokoladeneis tröstet und mit der man seine Lieblingsserie in Dauerschleife anschauen kann. Klingt erstmal unwahrscheinlich. Und seltsam. Bei einem One-Night-Stand ist das Aussehen entscheidend. Aber bei einer Freundschaft? Sind blondhaarige Frauen etwa bessere Freundinnen? Oder können Frauen mit braunen Augen besser zuhören? Eher nicht. Doch der erste Eindruck zählt, das war schon immer so. Am ersten Tag in der Uni setzt man sich auch neben das Mädchen, das auf den ersten Blick sympathisch rüber kommt.

Trotzdem: Der Aufschrei wird kommen. Die Angst vor dem Untergang des Konstrukts Freundschaft an sich. Dabei ist die App nur der nächste logische Schritt. Unser Leben ist online. Wir sind flexibel, ziehen von einer fremden Stadt in die nächste. Zwischen den unausgepackten Umzugskartons schleicht sich schnell die Einsamkeit ein. Und selbst wenn die Whatsapp-Nachrichten im Minutentakt aufploppen, ist die Sandkastenfreundin gerade ganz weit weg. Das kann sogar gesundheitsgefährdend sein. Forscher wollen nachgewiesen haben, dass Einsamkeit so schädlich ist wie 15 Zigaretten pro Tag. 

Im Alltagtrubel ist es schwierig, Freunde zu finden. Zumindest, wenn man nicht Fußball spielt. „Willst du meine Freundin werden?“ kommt sehr schwer über die Lippen. Wir sind es nicht gewohnt, jemanden anzusprechen. Weder in der Schlange an der Supermarktkasse, noch in der Kneipe um die Ecke. Der neuen Freundin zufällig in die Arme zu laufen, ist also unwahrscheinlich. Dass sie nach einem Wisch auf dem iPhone plötzlich auftaucht, natürlich auch. Aber zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dann ein bisschen größer.

Das belegt eine Studie: In den USA haben 57 Prozent aller Teenager schon Freunde online gefunden. Freundschafts-Apps sind dort ein großer Trend. „Hey! VINA“ ist nur eine App von vielen, die in den letzten Monaten auf den Markt gekommen sind. Da gibt es noch „There’s Squad“ für Freundesgruppen, „Spotafriend“ für 13- bis 19-Jährige und „Wiith“. „Bro“ ist nur für Männer, „Rendezwho“ verspricht das „Match fürs Leben“. 

und bei „Ameego“ kann man sich gegen ein bisschen Geld Freunde leihen. 

In Deutschland werden gerade Nachbarschaftsapps wie „WirNachbarn“ oder „nebenan“ gefeiert. Und es gibt „spontacts“. Mit der App kann man sich zum Skifahren, Geocaching oder zum Feiern verabreden. Freundschafts-Apps hatten bisher aber wenig Erfolg. Bei „Mbrace“ ist schon die Anmeldung kompliziert (fünf User müssen zustimmen) und auch „FriendsUp“ konnte sich kaum durchsetzen. Freunde finden à la Tinder könnte aber funktionieren. Die Entwickler wollen „Hey! VINA“ weltweit groß raus bringen. 

  • teilen
  • schließen