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Hollywood für Weiße

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Black Swan: nach 24 Sekunden zu Ende. Moonrise Kingdom: nur 10 Sekunden Filmvergnügen. Noah: sofort vorbei. Der tumblr-Blog „Every Single Word“ zeigt, wie kurz die erfolgreichsten amerikanischen Filme eigentlich wären, wenn nur noch Schwarze und Menschen mit Migrationshintergrund zu Wort kämen. Keiner wäre länger als 60 Sekunden.

 "500 Days of summer" schneidet in Sachen Gleichberechtigung schlecht ab 

Daylan Marron, der Macher des Blogs, ist selbst Schauspieler und Regisseur. Er kennt das Gefühl, für eine Hauptrolle nicht genommen zu werden. Er sei "nicht der richtige Typ", hieß es oft. Und damit meinen die Castingagenten: "nicht weiß". Obwohl die Hautfarbe der Protagonisten in den Hollywood-Drehbüchern selten eine Rolle spielt, wird einfach davon ausgegangen, dass sie weiß sind. Marron kritisiert die Folgen dieser Selbstverständlichkeit: “Wenn Hollywood Geschichten, in denen es um grundlegende Emotionen wie Liebe oder Verlust geht, ausschließlich mit weißen Darstellern besetzt, ist das eine klare Botschaft: Schwarze können keine universellen Geschichten erzählen. Sie passen nicht zum Zeitgeist.”

Noah wird zum Stummfilm, wenn alle weißen Stimmen gestrichen werden

Klar, es gibt auch Filme wie “American Gangster”, in denen schwarze Menschen die Hauptrolle spielen. In den meisten dieser Filme ist Schwarzsein oder schwarzer Lifestyle dann aber auch explizit Thema. Marrens Auswahl ist ein Querschnitt der amerikanischen Kinolandschaft. In Liebeskomödien wie “Friends with benefits”, dem US-Klassiker “American Hustle” oder dem Bibelschinken “Noah” kommen zu 99% Prozent nur Weiße zu Wort. Schwarzen Schauspielern bleiben die Rollen der Sekretärinnen, Wachmänner und Taxifahrer. Und die haben weder Handlungsmacht, noch sind sie entscheidend für die Geschichte des Films.

Marron geht es nicht darum, die gesamte Filmindustrie zu verteufeln. “Ich wünschte, ich müsste diese Videos nicht machen”, sagt er in einem Interview . Aber die Clips seien wichtig für diejenigen, die von der ungleichen Rollenbesetzung direkt betroffen sind. Nur so könnten die Leute erkennen, dass es nicht am individuellen Können der Schauspieler liegt, sondern an einem grundlegend diskriminierenden System. Bisher hat der Blogger nur die amerikanische Filmbranche unter die Lupe genommen. Ob deutsche Erfolgsfilme wie “Keinohrhasen”, “Zweiohrküken” und “Fack You Göhte” genauso schlecht abschneiden würden? Wäre keine Überraschung.

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