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Mit Placebo gegen den Liebeskummer

PolaRocket / photocase.de

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Jeder hat in seinem Leben auf die eine oder andere Art schon das Herz gebrochen bekommen. Das Resultat sind meist Tage – wenn nicht sogar Wochen, Monate – der Trauer und des Schmerzes.

Die meisten haben sich spätestens nach dem dritten gebrochenen Herz wahrscheinlich schon eine Methode angeeignet, wie sie mit dem Schmerz umgehen und wie sie am besten darüber hinwegkommen. Nun haben sich auch Forscher mit dem Thema auseinandergesetzt und haben herausgefunden, dass der Placebo-Effekt helfen kann, über das gebrochene Herz wegzukommen. 

Von einem Placebo-Effekt spricht man allgemein, wenn einem Menschen ein Medikament, etwa eine Pille oder ein Spray, verabreicht und ihm dabei gesagt wird, welche Wirkung es auf ihn haben wird. Was der Patient nicht weiß: Solche Medikamente enthalten meistens gar kein Arzneimittel, sondern es handelt sich dabei um ein sogenanntes Placebo. Trotzdem kann man bei vielen der Patienten nach der Verabreichung eine gesundheitliche Verbesserung beobachten.

Genau dieser Placebo-Effekt wurde in einer Studie, die im März im Journal of Neuroscience erschien, an Menschen getestet, die kurz vorher verlassen worden waren. Die 40 Freiwilligen mussten jeweils ein Bild des Ex-Partners und ein Bild einer Person des anderen Geschlechts, mit der sie gut befreundet waren, mitbringen. In einem Kernspintomograph schauten sich die Teilnehmer nacheinander das Bild des Ex-Partners und das des Freundes an. Außerdem wurde ihnen leichter körperlicher Schmerz durch einen heißen Stimulus zugefügt. Dies diente dazu, den emotionalen und körperlichen Schmerz trennen zu können und festzulegen, in welchen Gehirnregionen die Hirnaktivität der verschiedenen Schmerzarten zu verorten war.

Danach gaben die Forscher jedem Teilnehmer ein Nasenspray, bei dem es sich um eine Kochsalzlösung handelte. Der einen Hälfte erklärten sie, dass das Spray ihnen helfe, emotionalen Schmerz zu verringern. Der Anderen erzählten sie die Wahrheit über das Spray. Daraufhin ging es für alle noch mal in den Kernspintomograph und die Hirnaktivität wurde ein weiteres Mal beobachtet, während die Teilnehmer das Bild des Ex-Partners betrachteten.

Das Ergebnis der Studie war, dass die Menschen, denen das Nasenspray als Mittel gegen emotionalen Schmerz verabreicht wurde, nach der Anwendung weniger emotionalen Schmerz empfanden. Die Forscher folgerten daraus, dass der Placebo-Effekt nicht nur bei manchen Krankheiten funktioniert, sondern auch bei einem gebrochenem Herz. Tor Wagner, Professor für Psychologie und Neurowissenschaft und Mitautor der Studie, sagte dazu: "Allein die Tatsache, dass man etwas tut, das einem Hoffnung gibt, kann einen Einfluss haben. In manchen Fällen ist das tatsächliche Medikament nicht so wichtig, wie wir dachten."

Das bedeutet: Alle Methoden, die man sich angeeignet hat, um mit Liebeskummer klarzukommen, tatsächlich helfen, solange man wirklich daran glaubt. Egal, ob du nach dem nächsten Beziehungsende also einen Liter Eis verputzt oder nächtelang durchfeierst: Wenn du denkst, dass es dir danach besser gehen wird, besteht eine gute Chance, dass es tatsächlich so sein wird.

vh

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