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23.4., Welttag des Buches

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DVA Lass mich die Nacht überleben Gras, Koks, LSD, Pillen – interessiert? Jörg Böckem hat ein Buch darüber geschrieben. Es ist seine Autobiografie. Über die Drogen und die Sucht: Wie er sich als 14-Jähriger in den Kopf setzte, alles zu tun, was die Enge seines Elternhauses im tristen Kaff Erkelenz sprengen würde. Nicht nur, indem er als Schülersprecher dem Schuldirektor als Dorn ins Auge wuchs, sondern auch dadurch, dass er unerschrocken alle Drogen wegklinkte, die zu kriegen waren. Das ging bis zum täglichen Druck. Bis zum Gefängnisaufenthalt, bis zum Pornodreh, bis zur Quasizuhälterei, bis in Suchttherapiekliniken. Ab den Neunzigern geriet Jörg Böckems Leben dann in immer größerer Fallhöhe, als er anfing, zwischen hochgradigen Süchten und hochgeachtetem Journalismus zu pendeln: Er schrieb Texte für die spannendsten Magazine Deutschlands – und kochte heimlich in Redaktionen Heroin auf. Er führte Interviews mit den größten Popstars der Welt – während er unter heftigen Entzugserscheinungen litt. Die erste Hälfte von „Lass mich die Nacht überleben“ ist eine Aneinanderreihung von immer krasseren Rauschgeschichten, mehr oder weniger nach Zahlen, Daten, Fakten schlicht auflistet. Hier hinkt beim Leser das Verständnis für den jungen Junkie hinter den Trips weit hinterher, weil der Autor wenige Erklärungen gibt, was für Gedanken der junge Junkie, der er mal war, sich beim Abtauchen in den Nebel machte. Davon erzählt er erst in der zweiten Hälfte des Buches – ab dem Bericht über seine erste Suchttherapie. Hier gewinnt die Autobiografie einiges an Tiefe. Und der Leser an Nähe zum Autor. Schön, dass Jörg Böckem nicht den Zeigefinger hebt und kein Rechtfertigungsbuch aus seiner Autobiografie gemacht hat. Sondern ein sehr mutiges Buch geschrieben hat. „Lass mich die Nacht überleben – Mein Leben als Journalist und Junkie“ von Jörg Böckem ist als Hardcover in der DVA erschienen.

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