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Der Religionskater

Glaube kann man nicht einfach an- und ausschalten – ihn zu finden, vor allem aber, sich von ihm abzuwenden, ist oft ein langer und schmerzhafter Prozess.
Foto: Adobe Stock

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Glaube kann eine Stütze oder eine Befreiung sein. Aber er kann auch beängstigen und einengen: Mesut, Misha und Gabriel haben diese Erfahrung gemacht. Sie sind streng religiös aufgewachsen, als Muslim, Zeuge Jehovas und Christ. Alle Drei haben sich an einem bestimmten Punkt von ihrem Glauben und seiner Gemeinschaft abgewandt. Wann und wieso haben sie angefangen, daran zu zweifeln? Wie hat ihre Entscheidung ihr Leben beeinflusst? Und wie stehen sie heute zum Glauben? Das haben sie uns erzählt. Zusätzlich hat uns der Diplompsychologe Dieter Rohmann, der Aussteiger aus Sekten und Kulten berät, erklärt, vor welchen Herausforderungen Menschen stehen, die ihren Glauben verlieren oder aus einer strengen Glaubensgemeinschaft ausscheiden.

Mesut*, 30

„Ich bin sehr religiös aufgewachsen, ich war jedes Wochenende in der Moschee, von Freitagabend bis Sonntagmittag, mit Übernachtung. Dort habe ich den Koran lesen gelernt und wurde unterrichtet. Die Gelehrten unterrichten den Glauben nie pur, sondern immer ihre Auslegung. Die Exegese meiner Lehrer war sehr konservativ und es wurde auch nie gefordert, das Gelernte zu hinterfragen, weder von der Gemeinschaft noch von meiner Familie. Das hat dazu geführt, dass ich lange sehr unkritisch war, außerdem antisemitisch und nationalistisch, das schwang immer mit. Für mich war zum Beispiel auch sofort klar, dass der 11. September ein ,Inside Job‘ war. Das hört sich immer so krass absurd an, wenn ich das heute erzähle. 

Durch 9/11 hat aber auch ein anderer Prozess eingesetzt. Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, bin schnell bei Palästina und Israel gelandet und hab mit Leuten aus der linken Szene in Foren diskutiert. Dann kam der Moment, in dem ich dachte: ,Fuck, die haben Recht!‘ Und in dem Moment wusste ich auch, dass alles, was ich vorher geglaubt habe, Bullshit war – wirklich in dieser Konsequenz.

Meine Erziehung wirkt heute trotzdem noch stark nach. Mir wurde zum Beispiel immer gesagt: ,Wenn du das und das nicht machst, dann landest du in der Hölle!‘ Und die Hölle im Islam ist nicht irgendein Ort, von dem man nicht so genau weiß, wie es da aussieht, sondern sie wird sehr konkret beschrieben, mit Gitterstäben, Feuer, einer Hitze, die du nicht aushalten kannst, und mit sieben verschieden schlimmen Stufen. Es gibt sehr viele Angstnarrative in dieser Religion. Andererseits sagt man dir aber auch, dass du nach einem guten Leben stirbst und dann wachst du wieder auf und alle sind da.

Das alles hat sich wirklich tief in mich eingebrannt, aber lange wollte ich mich gar nicht damit beschäftigen. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich es machen muss und nicht davor weglaufen kann. Jetzt realisiere ich Stück für Stück, dass nach dem Tod wahrscheinlich nichts kommt. Manchmal bekomme ich deswegen Panikattacken, weil das im ersten Moment so eine krasse Ausweglosigkeit bedeutet, das gesamte Netz, das ich mir aufgespannt hatte, ist ja jetzt weg. Dann denke ich: ,Ich darf nicht sterben, ich muss für immer leben!‘ Das passiert immer wieder. Wenn ich zum Beispiel Filme sehe, in denen es um den Tod geht. Oder ,Gravity‘, wo du das Weltall siehst, wo gezeigt wird, wie zufällig alles ist – das schüttelt mich dann noch mal extrem durch.

Ab und zu denke ich immer noch: Wenn ich sterbe und es gibt das alles doch, dann gehe ich durch meine Erziehung wahrscheinlich immer noch als jemand durch, der gut gelebt hat. Ich weiß nicht, ob es dann was hilft und klar benehme ich mich auch betrunken manchmal wie ein Idiot oder bin auch mal egoistisch, aber ich glaube, alles in allem ist es schon okay, was ich mache.

Ich bin aktuell nicht gläubig. Beziehungsweise versuche ich mich damit anzufreunden, dass es aufhört.  Aber ich denke, ich bin trotzdem noch religiös – wie ich mich verhalte und wie ich mit Menschen umgehe, das ist religiös geprägt. Es tut gut, sich von den schlechten Sachen zu lösen, den faschistischen Aspekten zum Beispiel, aber den Rest zu behalten. Und ich habe zum Glück auch nicht komplett den Halt verloren. Der Gedanke, der mit hilft, ist, so kitschig das auch klingt, die Zeit, die man hat, als Geschenk zu begreifen. Und die Momente, in denen das klappt, die sind wirklich, wirklich cool.“

*Name geändert  

Misha, 32

„Ich bin von den Zeugen Jehovas ausgeschlossen geworden. Ich bin also nicht im eigentlichen Sinne ausgestiegen, sondern den Umweg über eine ,Sünde‘ gegangen, indem ich mit einer Frau geschlafen habe, mit der ich nicht verheiratet war, und das gestanden habe. Das führte dazu, dass mir die Gemeinschaft entzogen wurde. Ich habe das gemacht, weil ich Angst vor der endgültigen Abgrenzung vom Glauben und den Konsequenzen hatte. Obwohl ich mein ganzes Leben lang immer wieder Zweifel hatte, aber eher an mir selbst als am Glauben – ich dachte dann eher, dass mit mir etwas nicht stimmt; nicht, dass am Glauben etwas falsch sein könnte. Ich habe das schon für die Wahrheit gehalten, was mir eingetrichtert wurde. Es hat darum sehr lange gedauert, bis ich mich endgültig abnabeln konnte. Lange Zeit habe ich alles verdrängt. Als ich angefangen habe, mich mit professioneller Hilfe der Vergangenheit zu stellen, habe ich verstanden, welche Mechanismen auf mich gewirkt haben.

Gott habe ich mich nie nah gefühlt. Ich würde das bei mir eher als Aberglaube bezeichnen, eine Angst, das vorhergesagte Armageddon nicht zu überleben. Mein Antrieb war einfach: Ich möchte nicht sterben. Noch lange nach meinem Ausstieg hatte ich Angst, dass Armageddon doch eintritt, wenn irgendwo auf der Welt ein Erdbeben war.

Bei den Zeugen Jehovas wird einem Angst vor satanischem Einfluss gemacht und man soll zum Beispiel Filme vermeiden, in denen Zauberei vorkommt oder okkulte Dinge getan werden, weil man sich dadurch Dämonen ins Haus holt. Diese Angst hatte ich auch noch sehr lange. Ich hatte Panikattacken, war völlig verzweifelt, habe gezittert, hatte Schweißausbrüche, Nervenzusammenbrüche. Einmal habe ich nur den ersten Absatz einer Rezension des ersten Teils des Films "Paranormal Activity" gelesen und konnte danach ein halbes Jahr lang nicht mehr einschlafen, ohne dass der Fernseher lief, weil ich sonst bei jedem Geräusch Angst hatte, dass Dämonen im Haus sind. Mir war schon klar, dass das mit meiner Vergangenheit zusammenhängt, aber es war irgendwie immer noch der Glaube da, dass es stimmen könnte. Ich musste mich wirklich damit konfrontieren und habe das im Rahmen einer Therapie auch getan.

Heute bin ich zwar nicht von meinen Ängsten ,geheilt‘, aber dadurch, dass ich mich intensiv damit beschäftigt habe, endet die Angst noch vor der Stufe, wo es für mich unkontrollierbar wird. Wenn mich in einem Film eine komisch verstellte Geisterstimme erschreckt, setzen Mechanismen ein, die mich davor beschützen. Rational betrachtet ist es so: Erstens glaube ich nicht an Geister und zweitens, wenn es sie doch gibt, wer sagt, dass sie böse sind?

Misha hat über seinen Ausstieg das Buch "Goodbye, Jehova!" geschrieben.

Gabriel*, 25 

„Ich wurde katholisch erzogen und komme aus einer sehr, sehr frommen Familie. Zwei meiner Tanten sind Nonnen, ein Onkel ist Mönch. Ich steckte also von Kindesbeinen an sehr tief drin im Glauben. Natürlich war ich Ministrant.

Mit 15 habe ich Bücher in die Hände bekommen, die meinen Glauben erschütterten, das fing ganz klassisch mit Nietzsche und Freud an. Ich habe angefangen, alles zu hinterfragen und wurde Atheist. Meine Mutter hatte in dieser Phase tatsächlich Angst, dass ich in die Hölle komme, weil ich mich von Gott abwende, aber das ist nie richtig bis zu mir vorgedrungen. Trotzdem hat das mit dem Atheismus bei mir nicht richtig funktioniert – ich hatte Nachwehen, weil mir meine Erziehung und der Habitus noch zu sehr in den Knochen steckten. Ich konnte nicht einfach entscheiden, mich abzunabeln, nicht einfach von heute auf morgen sagen ,Ich glaube nicht mehr daran!‘ Zum Beispiel habe ich mich immer wieder dabei erwischt, wie ich in schwierigen Zeiten Stoßgebete zum Himmel geschickt habe, das passierte ganz automatisiert.

Weil das mit dem Atheismus nicht so richtig hinhaute, beschloss ich Agnostiker zu werden – ich kann nicht beweisen, dass es Gott gibt, aber genauso wenig das Gegenteil, darum wollte ich, weil es mir am rationalsten erscheint, gar keine Meinung mehr dazu zu haben. Mittlerweile würde ich mich am ehesten als ,Kulturkatholik‘ oder ,säkularen Christ‘ bezeichnen. Ich gehe immer noch gerne in Kirchen – vor allem, wenn niemand da ist. Die stille  Erhabenheit imponiert mir nach wie vor. Außerdem hat die Bibel mich so stark geprägt, dass die Überlegungen, was gut und was ethisch richtig ist, sich oft heute noch nach den Prinzipien richten, die ich in meiner christlichen Erziehung verinnerlicht habe.

Eine Spätfolge ist vermutlich auch meine Abneigung gegen diesen pseudo-intellektuellen, antiklerikalen Reflex, also diese Anti-Haltung gegen alles Religiöse und die Herabstufung gläubiger Menschen auf eine geringere Entwicklungsstufe. Dafür bin ich sensibilisiert, weil ich während meiner eigenen Abkehr ebenfalls geglaubt habe, man müsse als gebildeter Mensch das Konzept der Religion verachten. Aber natürlich ist das Quatsch.“

*Name geändert

Dieter Rohmann ist Diplompsychologe und arbeitet tagtäglich mit Menschen, die eine Gemeinschaft verlassen und sich von einem Glauben abgewandt haben. Wie bewertet er den „Religionskater“ von Mesut, Misha und Gabriel?  

jetzt: Herr Romann, die Protokolle stehen unter dem Titel „Religionskater“ – es geht also um Momente, in denen man die Nachwehen des früheren Glaubens spürt. Welche Formen davon kennen Sie?

Dieter Rohmann: Das Hauptproblem ist, dass Aussteiger geliebte Menschen hinter sich lassen müssen. Das ist die bitterste Pille, die sie schlucken: Oft merken sie, dass sie nicht um ihrer selbst Willen geliebt wurden, sondern immer nur, wenn sie im Glauben und der Gemeinschaft gehorsam agiert haben. Wenn sie davon abweichen, schlägt ihnen eine Eiseskälte entgegen und sogar die Familie zieht sich zurück. 

Mesut, Misha und Gabriel haben ganz unterschiedliche religiöse Hintergründe. Haben Sie beim Lesen der Protokolle trotzdem Gemeinsamkeiten festgestellt?  

Ja, das ist sehr interessant: Bei allen dreien fällt der Begriff „Angst“, bei Misha sogar sieben Mal. Bei Gabriel und Mesut geht es außerdem ein Mal beziehungsweise drei Mal um die „Hölle“.

Es gibt also etwas, das alle religiösen Gemeinschaften, egal wie radikal oder liberal sie sind, gemeinsam haben.  

Da muss ich gleich widersprechen. Es ist richtig, dass alle Gemeinschaften, die wir als bedenklich erachten, als fremdbestimmend und totalitär, das gleiche Strickmuster haben, egal ob sie zum Beispiel einen christlichen oder einen islamischen Hintergrund haben. Aber die liberale Religiosität entspricht diesem Strickmuster nicht, weil das Maß der Kontrolle nicht so hoch ist. Für einen ganz normalen Katholiken, der ein Mal die Woche in die Kirche geht, kann Glaube und Religiosität etwas sehr Stützendes, im Alltag Hilfreiches sein und in Krisenzeiten stabilisierend wirken.  

Wo ist die Grenze?

Es kommt immer darauf an, in welchem Maß die Religiosität in den Alltag gehoben wird. Ist sie nur ein Bestandteil, der unter vielen anderen Bestandteilen im Leben mitschwingt? Oder bedeutet sie, 24 Stunden am Tag „das Richtige“ tun zu müssen, das richtige Denken, das richtige Fühlen, das richtige Tun, im Sinne der jeweiligen religiösen Ausrichtung? Dann ist man permanent in einer Bringschuld und kann das Ziel doch nie erreichen. Bei dem Versuch, es zu erreichen und ein besonders frommer und demütiger Mensch zu sein, verbiegt man sich bis zum Brechen. Man kann das mit einem Esel vergleichen, dem eine Karotte vors Maul gebunden wird: Er weiß nicht, dass er das Ziel niemals erreichen kann. Aber er weiß, dass sich das, was ihm versprochen wird, ganz gut anfühlen könnte.  

Es geht also nie um Ziele, die man sich selbst setzt und man wächst ohne Selbstbewusstsein auf.

Ja. Mit den Begriffen „ich“ und „selbst“ können Aussteiger lange nichts anfangen. Auch bei Mesut und Misha ist eine gewisse Selbstwertproblematik erkennbar. Das heißt, sie wurden immer dann gelobt, wenn sie im Sinne ihrer Religion gehorsam waren. Wenn in solchen Gemeinschaften im Alltag etwas Gutes stattfindet, eine gute Note in der Schule zum Beispiel oder ein erfolgreicher Vertragsabschluss, dann gebührt die Ehre immer einem Gott, man darf sie sich nie selbst zusprechen, das wäre stolz. Diese Menschen müssen später mühsam lernen, dass sie als Person gemeint sind, wenn ein Lob ausgesprochen wird. Dass sie Individuen sind, die liebenswert sind, unabhängig davon, was sie glauben.  

Ist es Voraussetzung für frommes Dasein, dass man sich selbst aufgibt?

Ja. In christlich-fundamentalistischen Bewegungen wird zum Beispiel die Bibel herangezogen und drin steht: "Werdet wie die Kinder". Das bedeutet, dass man seinen rationalen Verstand reduzieren und seinem Herzen vertrauen soll – das gefälligst das zu sagen hat, was die Vorgesetzten formulieren. Wenn ich da reingeboren werde, fange ich gar nicht erst an, rationale Zusammenhänge herzustellen, weil das verpönt ist und oft damit abgewiegelt wird, dass Satan die Saat des Zweifels in einem gesät hat oder dass man Dämonen Einlass gewährt hat. Normale Diskurse finden so gar nicht statt. Viele Aussteiger haben nie gelernt, Konflikte auszutragen und zu streiten. Genauso müssen viele auch lernen, über Witze zu lachen. Humor gab es in ihrem Leben bisher ja nicht.  

Es herrscht ein negatives Weltbild vor?  

Die Mechanismen sind in diesen Gemeinschaften immer dieselben: Sie definieren zuerst, was nicht funktioniert, was Schuld und Sünde ist. Dann sagt ein Suchender: Stimmt, das hat alles keinen Sinn. Und dann kommt der, der das Licht ausgeknipst hat, drückt ihm eine Kerze in die Hand und sagt: Ich kann dir den Weg aus dem Schlamassel zeigen.

Misha und Mesut erzählen von der Angst, die ihnen mit der Religion gemacht wurde, Gabriels Mutter hatte ebenfalls Angst, dass er in die Hölle kommt. Wieso wird Glaube so oft auf Angst aufgebaut?  

Ich habe für die Therapie ein Gedankenexperiment entwickelt: Stellen Sie sich vor, Sie wären auf einer Südseeinsel aufgewachsen und hätten diesen Gott, mit dem Sie aufgewachsen sind, nie kennengelernt – ist es möglich, dass Sie dann auch bestimmte Schuldgefühle niemals kennengelernt hätten? Da merkt man oft, dass erst mit der Definition des jeweiligen Gottes Angst und Schuld ins Leben eingekehrt sind. Das ist problematisch. Wieso sollte ein Gott es nötig haben, diese Instrumente einzusetzen, damit an ihn geglaubt werden kann? Ich denke, dass das zutiefst menschengemacht ist.  

Andererseits machen ein starker Glaube und eine religiöse Gemeinschaft es einem auch leicht: Es gibt feste Regeln, feste Definitionen für Gut und Böse.  

Es ist eher ein Dilemma. Die Menschen sind es gewohnt, in Extremen zu denken und zu handeln. Sie dürfen die Farben zwischen schwarz und weiß, all das Kreative und Schöpferische, gar nicht wahrnehmen. Wir nennen das in der Psychologie auch das verabsolutierte dichotome Denken. Alle Regeln sind absolut, da gibt es keinen Spielraum, und dichotom bedeutet, dass es entweder schwarz oder weiß, gut oder böse, gibt – und keine Zwischentöne. In einer Übung lege ich einen Meterstab auf den Boden und frage meine Klienten, was sie sehen, abgesehen vom Meterstab natürlich. Dann sagen die meisten: „Null und hundert.“ Die 99 Möglichkeiten dazwischen sehen sie nicht und müssen es nachträglich lernen. Das ist sehr mühsam.  

Wenn man aus einer Gemeinschaft aussteigt, was bereitet einem im Bezug auf den konkret fehlenden Glauben die größten Probleme?  

Das Gefühl der absoluten Orientierungslosigkeit. Man befindet sich im luftleeren Raum, in einem schwebenden Zustand. Diese Phase ist sehr schwierig, sie wird bezeichnet als "nicht mehr, noch nicht": Das Alte hat keinen Bestand mehr, aber ich habe noch nicht das Neue für mich gefunden. Man muss also anfangen, alles neu zu definieren, was vorher der Glaube deutlich definiert hat. Was ist richtig, was ist falsch? Was ist ethisches, moralisches Verhalten, was nicht? Was ist nötig, was ist unnötig? Was kommt nach dem Tod? Woher komme ich, wohin gehe ich? Meine Arbeit hat viel damit zu tun, Menschen behutsam näherzubringen, dass es vielleicht nicht auf jeden Frage eine Antwort geben muss. Diesen Punkt zu erreichen ist ungemein befreiend.  

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