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Freitag, der 25. Juni 2004

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Heyne Verlag Der Prügelknabe Hank Thompson stammt aus Kalifornien, ist, wie alle Kalifornier, hilfsbereit und nett und trotz all dieser Voraussetzungen in New York gelandet. Nachdem seine vielversprechende Baseball-Karriere an einem Beinbruch scheiterte und sich sein bester Freund im heimischen Kalifornien durch seine Schuld um einen Baum wickelte, steht er jetzt hinter einem Tresen in der Lower East Side jener Stadt, in der er nie wieder Auto fahren muss. Er hat schmerzende Füße von dem Job, trinkt mehr als ihm gut tut und wartet ansonsten darauf, dass sich in seinem Leben einmal wieder etwas zum Besseren wendet. Als er eines Nachts in der Bar von zwei riesigen Russen mit kleinen Fäusten verprügelt wird, verliert er nicht nur eine Niere, sein Leben nimmt auch sonst eine ganz neue Wendung. Allerdings ist dieser neuartige Lebensstil nicht ganz so, wie er sich das vorgestellt hat, sondern in erster Linie nervenraubend und gesundheitsschädigend. Dass sein Nachbar Russ etwas damit zu tun haben muss, dämmert Hank langsam, als er zum zweiten Mal von den riesigen Russen und ihren Freunden durch die Mangel genommen wird. Der hatte ihm nämlich seine Katze im Käfig anvertraut und in dem befindet sich etwas, das eine Menge Leute haben möchten: die Russen mit den Mini-Fäusten, ein korrupter Polizist und zwei schwarze Brüder in Klapperschlangenleder-Cowboyschuhen mit passendem Hut. Was dann passiert, geht nicht nur Hank Thompson an die verbliebene Niere. Die folgenden ca. zweihundert Verfolgungsjagden, Schießereien und Prügel, die Hank einstecken muss, sind auch für den, der da lesend durch muss, ein geradezu körperliches Erlebnis. Charlie Huston, der Schriftsteller, Drehbuchautor und Gelegenheitsschauspieler, hat seine Recherchen für diesen Roman bündig zusammengefasst: "Saufen, saufen, saufen, Baseball gucken, hinter der Theke arbeiten und dabei saufen. Außerdem saufen." Bei einer dieser abwechslungsreichen Unternehmungen ist ihm auch der erste Satz eingefallen: "Meine Füße schmerzen". Dass daraus gleich eine Trilogie entstehen würde, war nicht unbedingt vorgesehen. Übrigens besteht der Autor auf einer klaren Trennung: Abgesehen davon, dass beide den gleichen Job haben, in der gleichen Stadt aufgewachsen sind, dasselbe Baseballteam lieben und in der gleichen Wohnung wohnen, sind Charlie Huston und Henry Thompson zwei völlig verschiedene Person. "Der Prügelknabe" ist eine Mischung aus "The Big Lebowski", dem "Malteserfalken" und einer gehörigen Portion Speed. Wer Krimis nicht aus Prinzip von der Bettkante stößt, sollte sich dieses Buch zulegen. Für die Nächte, in denen man nicht schlafen möchte, aber mal wieder das bisschen zu müde für James Joyce ist. "Der Prügelknabe" von Charlie Huston ist im Wilhelm Heyne Verlag erschienen und kostet 8 Euro.

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