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Die neueste Retro-Welle scheint schon in Aussicht. Die der Boy- und Girl-Bands. Was sich im ersten Moment wie eine böse Drohung anhört, wird durch die Nachricht bestärkt, Take That, süß-klebriger Prototyp der tanzenden und summenden Jungs-Formationen, planen eine, wenigstens temporäre, Wiedervereinigung. Und das, nachdem bereits die Spice Girls eine Reunion bekannt gegeben haben. Paradoxerweise anlässlich des zehnjährigen Jubiläums ihrer Auflösung, planen Take That für den kommenden November ein Greatest Hits Album und eine sogenannte Never Forget DVD. Auch eine Fernsehdokumentation sowie Interviews in TV und Radio wurden bereits angekündigt. Der naheliegende Verdacht, es ginge nur ums Geld, perlt zumindest an Robbie Williams ab. Der war entgegen den anderen Vier auch nach der Trennung äußerst umtriebig, und stellt am 9. Oktober sein neues Album „Intensive Care“ vor. Kaum vorstellbar, dass er überhaupt Zeit für seine alten Freunde findet. Die Fans der alten Schule zeigen sich jedenfalls schon vorab begeistert: 94,7 % sind der Meinung „eine Reunion muss sein“, so das kaum anzweifelbare Ergebnis eines von MTV durchgeführten TEDs. Eine ähnliche Hysterie wie zu Take Thats’ besten Zeiten scheint jedoch kaum möglich. Das Pop-Geschäft zitiert sich zwar ständig selbst, aber der Barock der frühen Neunziger ist im Moment nicht gerade salonfähig und die damaligen Hardcore-Fans bewegen sich mit schnellen Schritten auf die 30 zu. Das Schema mit dem Gary, Howie, Jason, Mark und Robbie damals so erfolgreich waren, scheint auf die Jugend von heute nicht mehr anwendbar: Diese ewige Ambivalenz zwischen Verheißung (einen schmachtenden Blick von Mark erhascht) und Verzweiflung (keinen schmachtenden Blick von Mark erhascht). Denn nicht mehr „how deep is your love“ säuselt es aus den Kinderzimmern der Republik, sondern es hämmert 50 Cents’ „i’m a motherfuckin’ p.i.m.p.“.

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