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The Roots: The Tipping Point

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Geffen Records „Unter dem Label Nu Jazz“, war vor wenigen Wochen im smarten Hamburger Stadtmagazin Hamburg Pur sinngemäß zu lesen, „wird einem ziemlich viel Schrott angedreht.“ Gleiches gilt 2004 – fast ohne Abstriche – für Hiphop. Machismo, dicke Eier und dämliches Pimpin’ von der US-amerikanischen Westcoast bis in eine Hochhaussiedlung in Berlin namens „Märkisches Viertel“: Die Jungs (seltener die Mädels) mit den großen Mäulern und den weiten Hosen haben in der öffentlichen Wahrnehmung von HipHop fast ausschließlich die Hand im Schritt bzw. an der Knarre, statt die Idee von Rap als CNN des Ghettos voranzutreiben. Meine Verwunderung über die Freude, die ich vor Jahren tatsächlich an Hiphop hatte, wuchs mit jedem chartplatziertem Track. Nun haben aber The Roots eine neues Album veröffentlicht. „The Tipping Point“ (zu Deutsch: der Wendepunkt) heißt es und macht von der ersten Sekunde vieles richtig, was ich in letzter Zeit – und erst jetzt wird klar: – schmerzlich vermisste: großartig geklaute und eingesetzte Soulsampels, smoothe Beats, dicke Bässe und gefälliges Storytelling, mal auf den Punkt, mal gegen den Beat nuschelnd. Auch wenn The Roots seit dem (übrigens nicht minder sexistischen, aber das störte ganz offensichtlich kaum jemanden) Über-Hit „The Seed 2.0“ weiter an ihrem Stil gefeilt und sich in mancher Weise wieder mehr in Richtung klassischen „Roots-Sound“ bewegt haben, dürfte „The Tipping Point“ a) vor allem die Seelen der conscious Old-School-Fraktion der Hiphop-Community streicheln und b) nichtsdestotrotz auch beim weniger Hiphop-affinen Allgemeinpublikum große Erfolge feiern. Und das obwohl, vielleicht aber gerade weil The Roots explizit nichts mit dem Chartzirkus am Hut haben wollen, wenn sie rappen: „Hiphop is not pop like Kylie Minogue“. Überfällig, dass das mal wieder jemand klar gestellt hat. Und wenn es dann auch noch ungezwungen klingt – toll. Ich jedenfalls will diesen Sommer nichts anderes tun, als die Fenster des Autos ganz runter drehen und bei erschlagender Hitze oder in heißen Sommernächten auf dem Balkon dieses Album hören. Wenn ich denn ein Auto oder einen Balkon hätte. Das Album „The Tipping Point“ von The Roots (Geffen Records) ist bereits erschienen.

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