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Warum sind Piloten auf Tinder am beliebtesten?

Foto: Getty

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Der Beruf entscheidet, wie attraktiv du auf das andere Geschlecht wirkst. Behauptet zumindest Tinder. Das Unternehmen hat eine Untersuchung in den USA veröffentlicht, in der die Attraktivität von Berufsgruppen untersucht wurde. Neben Feuerwehrmännern, Ärzten und Unternehmern sind vor allem - Achtung, noch mehr Klischee - Piloten bei Frauen begehrt. Bei Männern ist das Ergebnis der Untersuchung nach ein wenig überraschender. Neben Lehrerinnen und Innenarchitektinnen sind Physiotherapeutinnen am begehrtesten. 

Warum das so ist, wissen wir nicht genau. Weiß auch Tinder nicht. Deswegen haben wir einfach mal nachgefragt. Ein Anruf bei Siegfried Lenz, Pilot und Sprecher der österreichischen Cockpit Vereinigung (und weiter unter findet ihr das Interview mit Elke Schliedermann, Vorsitzende des Verbands für Physiotherapie in Sachsen und selbst Physiotherapeutin). 

jetzt: Wussten Sie, dass  Piloten laut einer Umfrage auf Tinder die beliebteste Berufsgruppe sind?

Siegfried Lenz: Nein. Es überrascht mich auch ein wenig. Schließlich ist unsere Berufsgruppe bezogen auf die Gesamtbevölkerung ja sehr klein.

Woher dann die Beliebtheit?

Ich denke, dass die Leute den Piloten beim Fliegen eine ganze Menge Vertrauen entgegenbringen und dass das vielleicht attraktiv macht. Kann natürlich auch sein, dass der Beruf als Abenteuer gesehen wird und dass das vielleicht einen gewissen Sexappeal hat.

Bei Tinder kommt’s auf den äußeren Eindruck an. Manche stehen ja auf Uniformen.

Das hört man mitunter, aber dann müssten ja andere Uniformträger genauso gut abschneiden. Tun sie aber nicht. Ich glaube also nicht, dass nur der „Zauber der Montur“ für das Ergebnis ausschlaggebend war.

Vielleicht haben wir zu viele Piloten-Filme geschaut?

Ja, zum Beispiel diesenb einen über den Pilot, der eigentlich gar keiner ist.

Catch me if You Can?

Ja genau, da wird der Beruf ja schon fast satirisch überzeichnet und der Sex-Appeal-Effekt extrem ausgenutzt. Vielleicht ist das schuld. Der letzte Film, an den ich mich davor erinnern kann, wäre Top Gun, aber das würde für die Generation der Tinder-User zu weit zurück liegen. Die waren damals wahrscheinlich noch gar nicht auf der Welt. 

Fühlt man sich als Pilot von so einem Ergebnis geschmeichelt, oder nervt es, aufs Äußere reduziert zu werden?

Ich denke, das hängt stark davon ab, ob man auf Partnersuche ist oder nicht (lacht). Gefragt zu sein, ist schmeichelhaft, und wer schon einen Partner hat, darf sich ja ruhig darüber amüsieren.

 

Bei den Frauen sind Physiotherapeutinnen am gefragtesten. Was ist mit Pilotinnen?

Erstaunlicherweise ist dieses Berufsfeld nach wie vor sehr männerdominiert. Weniger als zehn Prozent der Pilotenschaft sind Frauen. Die weibliche Form „Pilotin“ ist deshalb als Beruf nicht so präsent. Im Gegensatz zur Flugbegleiterin, das wäre dann das stereotype Pendant zum männlichen Piloten.

Mal angenommen, man hat auf Tinder einen Piloten abgeschleppt: Dessen Alltag stelle ich mir nicht gerade beziehungstauglich vor.

Ganz nüchtern betrachtet, sind Piloten als Partner durchaus problematisch. Der Beruf erfordert extrem unregelmäßige Arbeitszeiten: Langstreckenpiloten sind bei jedem Einsatz mindestens drei Tage lang unterwegs, während Kurz- und Mittelstreckenpiloten auch mal ein paar Tage hintereinander zwischen ihren Einsätzen zu Hause schlafen können. Es gibt aber bei allen auch Einsätze, bei denen man zum Beispiel eine ganze Woche lang unterwegs ist. Für eine Beziehung, in der beide arbeiten, bedeutet das, dass  man den Partner kaum oder nur nachts zu Gesicht bekommt und das Leben stark vom Dienstplan bestimmt wird.  

 

Das klingt ziemlich unromantisch.

Ja, Dienstbeginn ist oft zwischen fünf und sechs Uhr morgens und Nachtschichten sind auch sehr strapaziös. Das beeinträchtigt auch die Freizeit rundherum. Vor einem Nachtflug wird man sich lieber ausruhen als auszugehen, und nach 13 Stunden Dienst fällt es manchmal schwer, sich ausreichend um den Partner zu kümmern.

 

Bei Tinder also lieber schnell weiterwischen, wenn ein Pilot kommt?

Würde ich so nicht raten. Schließlich bekommt man mit einem Piloten einen Partner, der gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen, unter Stress gelassen zu bleiben und der mit großer Wahrscheinlichkeit Freude an seinem Beruf hat. Ein großer Vorteil ist auch, dass man als Pilot keine Arbeit liegenlassen kann. Wenn man frei hat, dann hat man frei und muss sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass im Büro am Montag ein übervoller Schreibtisch oder eine volle Inbox warten. Viele schätzen dann einen festen Partner zu Hause, mit dem sie diese Freizeit verbringen können.  

 

Hier geht's zum Interview mit einer Physiotherapeutin, die sich sehr über die Vorliebe der Männer wundert: 

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