Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Geistiges Eigentum wird das Öl des 21. Jahrhundert - Interview zu einem Kongress in Berlin

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Von Mark Getty stammt der Satz, den ihr eurer Veranstaltung vorangestellt habt: „Geistiges Eigentum ist das Öl des 21. Jahrhundert“. Das heißt: Kreativität ist die wichtigste Wirtschaftskraft des neuen Jahrhundert? Wenn er es so formuliert hätte, wie du es jetzt zusammenfasst, wäre uns das sicher nicht so hängengeblieben. Der Vergleich mit dem Öl meint noch viel mehr. Es geht darum, dass er Kreativität oder Ideen für eine Ressource hält, genau wie Öl, für die die gleichen Verteilungs- und Eigentumsregeln gelten sollen wie für die natürlichen Ressourcen des 20. Jahrhunderts.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wenn man diesen Vergleich fortsetzt, heißt das: Um geistiges Eigentum könnten womöglich auch Kriege geführt werden ... Das einerseits. Es ist aber auch der Gedanke, dass diese Auseinandersetzung von Knappheit bestimmt wird. Und an dieser Stelle wird das Zitat ja wirklich witzig. Dass Ideen oder Kreativität genau wie Öl oder Kohle nur begrenzt verfügbar wären. Ideen gibt es doch eher zuviel als zuwenig. Darin liegt genau der Widerspruch in der Auseinandersetzung um geistiges Eigentum. Die Ressource Idee oder Information ist eine Ressource, die eben nicht weniger wird, wenn man sie verbreitet. Sie muss aber als Wirtschaftsgut verknappt werden. Das ist das Ziel von Mark Getty, dem immerhin eine der größten Bilddatenbanken der Welt gehört. Was er sagen will: diese immaterielle Produktion, auf deren materiellen Ergebnissen er sitzt, die muss wieder in dieses Korsett der Knappheit geführt werden, sonst entsteht da kein Markt. Und bei euerer Konferenz geht es um Regeln für diesen Markt? Die Konferenz will sich Formen von vernetzter Produktion anschauen, die tatsächlich außerhalb des klassischen Knappheits gesteuerten Marktes liegen. An dem Punkt ist Filesharing, was die tägliche Praxis von Millionen von Leuten ist, eine der interessantesten Formen der Produktion. Gerade Filesharing steht aber von Seiten derjenigen, die ihre Rechte verletzt sehen, stark in der Kritik. Ist auch jemand von der Unterhaltungsindustrie, die den so genannten Datenpiraten den Kampf angesagt haben, bei der Konferenz dabei? Als eingeladener Gast ist niemand dabei, aber es kann natürlich jeder kommen, der möchte. Aber wir wollen nicht so eine Pro- und Contra-Debatte, bei der man sich am Ende irgendwie in der Mitte trifft. Uns geht es mehr darum, einen Blick auf die Auseinandersetzung zu werfen, der schräg durch all die Fronten hindurchläuft. So können wir zum Beispiel die Filesharing-Betreiber auch fragen, wie es jetzt weitergeht. Wenn sie in zwei Jahren Medienindustrie sein werden, was passiert dann? Nach dem Willen der Unterhaltungsindustrie geht es gar nicht weiter. Sie will Filesharing eher bekämpfen. Genau dieser Kampf ist sehr interessant. Wir werden zum Beispiel auf unserer Einführungsveranstaltung morgen in Berlin, die „Drugs, Terror, Piracy“ heißt, diesen Krieg gegen Piraterie in Zusammenhang stellen mit dem „War on drugs“ und dem „War on terror“. Die scheinen uns nämlich ähnlichen Prinzipen zu folgen wie der Kampf gegen Filesharer. Es geht ja beim Krieg gegen Drogen nicht darum, den Drogenkonsum auf Null zu drücken und der Kampf gegen den Terror wird ja auch nicht gewinnbar sein in dem Sinne, dass der Terrorismus wirklich beseitigt wird. Und genauso wenig geht es beim Kampf gegen Piraterie darum, dass niemand mehr Filesharing betreibt. Es soll vielmehr ein System von Kontrolleinrichtungen aufgebaut werden – und darum geht es auf der Konferenz. Wieviel Leute erwartet ihr? Wir haben nicht so unglaublich große Räume, deshalb erwarten wir so viele Leute, bis keiner mehr reinpasst. Es wird also nicht höher dreistellig oder so. Die Tagung kostet nur fünf Euro Eintritt, das ist im Verhältnis zu vergleichbaren Veranstaltungen sehr günstig. Wir wollen nicht nur Leute erreichen, die in ein ökonomisches System eingebunden sind, wo alles selbstverständlich mindestens 20 Euro kostet. Außerdem ist die Veranstaltung von der Kulturstiftung des Bundes gefördert, wir sind also auch nicht darauf angewiesen, mit Eintrittsgeldern alle Kosten zu decken. Mehr über die Konferenz gibt es online unter oil21.org, mehr zum Oberthema im Themenschwerpunkt Urheberrecht auf jetzt.de

  • teilen
  • schließen