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iTunes – der Abstieg eines Superstars

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Der Aufstieg ging rasend schnell: Als Apple 2001 den Online-Musikstore "iTunes" auf den Markt brachte, waren alle begeistert. Leicht verständlich, intuitiv zu bedienen und in einem ansprechenden Layout bot iTunes alles, was die Musik-Industrie bis dahin nicht geschafft hatte: eine einfache Art, im Netz Musik zu kaufen. Mittlerweile ist aus dem Musikladen ein Geschäft für zahlreiche andere Medien geworden. Doch spätestens seit die iTunes-Version 7.0 auf dem Markt ist, wächst die Kritik und der iTunes-Stern sinkt. 1. Coolness: Dass George W. Bush einen iPod hat, konnte man noch irgendwie hinnehmen. Aber als iTunes im Sommer gemeinsame Sache mit Coca Cola machte, um „mit musikbegeisterten Teenagern und jungen Erwachsenen in Kontakt zu treten“, war klar: die Coolness die den iPod in seinen Anfangstagen umgab, ist endgültig dahin. 2. Speicherplatz: Sein cooles Image hatte Apple durch lässige Klarheit erworben. Das Design ist einfach strukturiert, weiß, mit viel Raum. Edel halt. Was den Speicherplatz von iTunes 7.0 angeht, haben sich die Apple-Leute für das exakte Gegenteil entschieden: Das überladene, sperrige Programm-Paket ist nicht nur kompliziert zu installieren und braucht viel Platz, es ist auch langsamer geworden als seine Vorgänger. 3. Datenschutz: Schon der Vorgänger iTunes 6.02 stand Anfang des Jahres in der Kritik. Apple hatte mit dem Update eine Funktion eingeführt, die Informationen über die Nutzer an den Store verschickte, ohne den Käufer vorher darüber zu informieren. Apple reagierte: Mittlerweile findet sich am unteren Ende des iTunes Programmfensters ein Button, mit dem der Daten-Austausch unterbunden werden kann. 4. Fairplay: Die Hauptkritik an itunes bezieht sich auf eine Funktion, die die Musikverkäufer paradoxerweise FairPlay genannt haben. Dabei geht es um das so genannte Digitale Rechte Management (mehr zum Thema DRM im Interview mit Richard Joss von wirhabenbezahlt.de ). Dabei schränkt itunes die Nutzung der im Store gekauften MP3s massiv ein. So kann man iTunes-Songs zum Beispiel nur auf fünf Computern und überhaupt nur auf Apple iPod abgespielt werden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Illustration: Daniela Pass 5. Verbraucherkritik: Mit seinen Maßnahmen stößt Apple nicht nur auf Kritik aus dem Mac eher wohlgesonnenen Internet. Nicht nur Blogger, sondern auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisierte iTunes unlängst. Markus vom jetzt.de-Blogstipendium geförderten Blog netzpolitik.org berichtete bereits im Juli über die Kritik an den Lizenzbestimmungen des Online-Shops. Schon im Januar hatten sich norwegische Verbraucherschützer zu Wort gemeldet. Sie gingen mit ihrer Kritik an itunes sogar so weit, dass sie den Store als verfassungswidrig erklärten. Grund hierfür: itunes verstoße mit seinen iTunes-typischen Nutzer-Beschränkungen gegen das norwegische Konsumenten-Schutz-Gesetz. 6. Marktmacht: Wer bei iTunes einen Song oder einen Clip kauft, kauft damit auch indirekt einen iPod, jedenfalls wenn er oder sie den Song auch unterwegs hören will. Denn itunes-Ware läuft nur auf Apple-Endgeräten. So wird der iPod auf lange Sicht der beliebteste MP3-Player bleiben, es gibt ja keine Alternative. Und Microsofts Zune, der als iPod-Killer angekündigt wurde, funktioniert nach dem gleichen Konzept. Doch es gibt auch Alternativen zu iTunes. Eine Übersicht mit Links: 1. Songbird ist eine Open-Source-Programm, mit dem man MP3s abspielen und Podcasts produzieren kann. 2. Der als „DVD Jon“ bekannte Jon Johansen hat einen Weg gefunden, itunes-Songs aus ihrem iPod-Gefängnis zu befreien: Der 22jährige Norweger hat dafür die Firma DoubleTwist Ventures gegründet, die eine entsprechen Software vertreiben soll. 3. Lieder ohne DRM gibt es zum Beispiel bei finetunes.net, dort heißt es: “Das Kopieren sowie das Brennen ist unbeschränkt möglich. Bitte respektieren Sie jedoch das Schaffen der Künstler und gehen Sie verantwortungsvoll mit dem Copyright um. Die Künstler verdienen mit dem Verkauf von Musik ihren Lebensunterhalt.“ 4. Ebenfalls interessant: das Konzept von yossic.de. 5. Man kann auch selber was tun: die Aktion DefectiveByDesign der Free Software Foundation hat zum Beispiel eine Petition ins Leben gerufen, die Ask Bono To Stand With Us Against DRM heisst und zum Ziel hat den U2-Sänger (der auch schon Werbung mit und für den iPod gemacht hat), davon zu überzeugen, dass er sich gegen DRM einsetzt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mehr zum Thema DRM und Online-Musik im jetzt.de Themenschwerpunkt Urheberrecht

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