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So wird das Jahr 2010

Text: Tastentiger
- geschrieben am 31.12.2009 -



Nach meiner persönlichen Jahresbilanz 2009 wird es höchste Zeit für einen Blick in die Zukunft: 2010 – was geht? Mit Sicherheit steht jetzt schon fest: 2010 wird weder Armageddon noch der Garten Eden werden. Wer es etwas Konkreter haben möchte, darf weiterlesen.



Januar



Ein auf 400-Euro-Basis arbeitender polnischer Klempner entdeckt bei Routinearbeiten auf der Herrentoilette im Bundeskanzleramt Karl-Theodor zu Guttenberg, wie er während einer Sitzungspause des Kabinetts heimlich Schwarzer Afghane raucht. Angela Merkel wirft ihn postwendend eigenhändig mit dem Wort „Besserwessi!“ aus dem Gebäude. Das Verteidigungsressort wird kommissarisch von Wolfgang Schäuble übernommen, der eine neue Strategie für Auslandseinsätze erarbeitet unter dem Arbeitstitel „Let‘s roll!“



Februar



Joey Kelly stürzt im entscheidenden Lauf der Wok-WM und rutscht die halbe Bobbahn auf dem Hosenboden ins Ziel. Seinen zweiten Platz kommentiert er mit den Worten: „Wieder so eine Show, in der ich mir für nix den Arsch aufgerissen hab.“



März



Die Bahn kommt nicht aus den Schlagzeilen. Diesmal sind es die verstopften stillen Örtchen der ersten Klasse der ICE-Züge, die dem Herstellerkonsortium Kopfzerbrechen bereiten. Ein Sprecher der Bahn teilt mit: „Die Wirtschaftskrise kann nicht vorbei sein, so lange unsere Geschäftsreisenden noch so viel Scheiße produzieren.“



April



Gesundheitsminister Philipp Rösler wird beim samstagmorgendlichen Kippen holen das Dienstfahrrad geklaut und muss zurücktreten.



Mai



Das Comeback des Jahres ist perfekt: Michael Jackson ist wieder da! Nach einer missglückten Schönheitsoperation fingierte der King of Pop im Jahr 2009 aus Scham vor der Öffentlichkeit seinen Tod, hat jetzt aber wieder die Kraft gefunden, um auf Jahrmärkten als Mickey-Rourke-Double zu brillieren.



Juni



Der Software-Gigant aus Redmond bringt das lang ersehnte Service-Pack 2 für Windows 7 auf dem Markt. Das Betriebssystem stürzt jetzt auch genauso schnell ab, wie es bootet. „Eine Idee von Microsoft und von mir“, sagt Steve Jobs.



Juli



Die BILD-Schlagzeile „Waaaaaahnsinn! Holland ist Weltmeister!“ erhält vom Deutschen Journalistenverband den Preis für die dreisteste Falschmeldung des Jahres.



August



Im Monat mit den höchsten Ozon- und Feinstaubwerten bringt Mercedes-Benz als erster Automobilhersteller ein revolutionäres Antriebskonzept mit null Schadstoffemissionen auf den Markt. Dieter Zetsche verkündet stolz: „Für die Einen mag es aussehen wie ein paar silberfarbene Rollschuhe, wir nennen es den ‚Smart for one‘.“



September



Offizieller Besuch des Deutschen Außenministers in den USA. Auf dem Programm stehen Gespräche über neue Strategien zur Terrorbekämpfung, das iranische Atomprogramm und den Klimaschutz. Großzügig erfüllt der Amerikanische Präsident auch drei ganz private Wünsche seines Gastes: einmal Airforce-One fliegen, einmal in Obamas Cadillac DTS die Pennsylvania Avenue rauf und runter fahren mit Blaulicht, einmal nachts in Monica Lewinskys blauem Kleid ohne Unterhose durchs Weiße Haus rennen.



Oktober



Die hohe Neuverschuldung des Staates zeigt ihre ersten negativen Konsequenzen: Die Polizei greift drei schwarz gekleidete, muskulöse, kahl rasierte Männer auf, die mit Fäusten an die Pforte des Bundesministeriums für Finanzen hämmern und mit schwerem osteuropäischen Akzent rufen: „Du, isch wollt nur mal mit dir reden wie des jetzt isch mit der Kohle wo du uns schulden tust!“



November



Der Arbeitslose Franz F. Aus K. erhält den Preis für die sinnvollste iPhone-App des Jahres: Eine geschliffene Edelstahlkante, die sich mit doppelseitigem Klebeband an der Stirnseite des Geräts befestigen lässt und mit der man so die Bierflaschen leichter öffnen kann.



Dezember



Wieder einmal verläuft das diesjährige Weihnachtsgeschäft sehr gut. Renner ist das Computerspiel „Hau sie weg in Masar-i-Scharif“. Das Verteidigungsministerium dementiert jegliche Verbindung und redet von einer „computerspielähnlichen Software“. Die Gesellschaft für deutsche Sprache kann sich bei der Wahl zum Unwort des Jahres nicht entscheiden zwischen „Steuersenkung“ und „Binnenkonjunktur“ und wählt daher die neutrale Alternative „Furzkugel“. Alle sind sich einig, dass die letzten zwölf Monate so schlecht nicht waren, betrinken sich ordentlich und jagen zum Jahresende ein paar Feuerwerksraketen der Marke „Patriot“ in die Luft.




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