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@mvvblitzer – Die Masse gegen Fahrschein-Kontrolleure

Text: DerAnhalter





Wer Auto fährt und Radio hört, der kennt sie: die Durchsagen, die vor Blitzern und Radarfallen warnen. Und im Winter wird mancherorts sogar vor Reifenkontrollen gewarnt. Solches hat manchen Autofahrer schon Geld und Punkte in Flensburg erspart.

In München ist jetzt ein ähnliches Projekt gestartet, das aber nicht vor Blitzern, sondern Kontrolleuren in S-, U-Bahnen und Bussen warnt. MVV Blitzer nennt sich der Dienst, der über Facebook und Twitter Warnungen vor Fahrschein-Prüfern verbreitet, die von Nutzern meist per Smartphone mitgeteilt werden: Die müssen einfach Linie, Haltestelle und eventuell Aussehen des Kontrolleurs anmerken und samt dem Hashtag #mvvblitzer bei Twitter posten, schon wird der aufgegriffen. Oder eben auf der Facebook-Seite von MVV Blitzer an die Pinnwand posten. Der Service wird schon von so einigen genutzt und dankenswert angenommen. Was die Nutzer jedoch mit den Infos tun? Ist ihnen selbst überlassen. Zum Schwarzfahren aufgefordert wird jedenfalls nicht.

Über 6.000 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe dennoch schon. Kein Wunder, zählt der MVV München doch zu den teuersten Verkehrsbetrieben Deutschlands. Erst Ende 2010 wurden die Preise um 5 Prozent erhöht. Eine Monatskarte kostet so für Bewohner der Außenbezirke locker bis zu 100 Euro im Monat. Vor allem für Studenten und Erwerbslose ist das eine echte Belastung. Für manch Münchner ohne Job ist das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel sogar schlichtweg nicht bezahlbar. Und die 40 Euro Strafe für Schwarzfahrer? Die verfehlt meist völlig ihre Wirkung, da viele der Belangten eben weder Ticket noch Bußgeld zahlen können.


MVV Blitzer scheint eine ähnliche aus der Not und auch Wut geborene Tat. Vielfach werden bei Facebook nicht nur schon Kontrolleure gemeldet, sondern auch verspottet. „Ich frag mich ja echt, aus welchen Gossen der MVG die Kontrolleure in den Kontrolldienst zitiert“, fragt ein Nutzer hämisch. Ein anderer bemängelt in groben Worten die Hygiene der vermeintlichen „Fahrschein-*****“. Doch trotz solcher Ausfälle, meine Rückfrage ergibt: der Service scheint zu funktionieren. „Bin schon zwei Kontrollen entgangen“, schreibt mir ein Anhänger von MVV Blitzer. „Die Preise sind einfach 'ne Frechheit. Würde ich nicht hin und wieder das Ticket vergessen, dann könnte ich hier nicht studieren.“



Wer hinter MVV Blitzer steckt? Bisher unbekannt. Doch habe ich beim Gründer der Gruppe und der entsprechenden Twitter-Site schon um ein Interview angefragt.

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