Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Vorzeigen! Was kritzelst du so?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



Zeichnen ist nicht jedermanns Sache. Aber in manchen Situationen wird fast jeder zum Illustrator: Beim Telefonieren, Konferieren oder in der Vorlesung. Wer ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber zur Hand hat, während im Hörer oder auf der anderen Seite des Besprechungszimmers der Bankberater oder die Großtante aus Übersee reden, der produziert fast immer etwas Künstlerisches.

Dabei haben viele ein wiederkehrendes Lieblingsmotiv. Kollegin Haunhorst zeichnet (aus Gründen, die ihr selbst schleierhaft sind) immer ein Schweinchen. Kollege Helten skizziert automatisch den immergleichen Punk im Profil. Biazza wiederum tendiert zum "Muster", wie er es nennt.

Erklärung haben wir dafür keine. Es muss wohl ein paar Schablonen in jedem von uns geben, die in der Kindheit entstehen und aus denen unser Hirn der Einfachheit halber immer wieder ein ähnliches Motiv wählt, wenn wir nebenbei krakeln. Die Kritzelkunst des jetzt-Kosmos wollen wir sammeln: Fotografiere dein liebstes Kritzelmotiv und stelle es online, unter dem Label Kritzelkunst. Dazu hätten wir gern eine kurze Anleitung, auf was es bei deinem Werk besonders ankommt. Denn wer hundertmal ein Schweinchen gekritzelt hat, gilt ja wohl als Experte.

Die Redaktion hat schon mal angefangen: Auf der nächsten Seite findest du unsere Kritzeleien.



1. Der Punkerkopf

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Den Punkerkopf kann ich blind malen, ich habe ihn mit ungefähr sechs Jahren dem damaligen Freund meiner Schwester abgeschaut. Seitdem prangte er auf jedem meiner Schulhefte und Federmäppchen (und auf denen meiner Banknachbarn). Der Punkerkopf basiert auf einem einfachen Grundgerüst: Die Nase-Mund-Kinnpartie zeichne ich quasi in einem Schwung durch. Hier kann ich schon den Charakter vorgeben, je nach Zuspitzung des Kinns und der Nase. Dann setze ich ein Auge drüber - das wichtigste Element für den Gesichtsausdruck - und den Nacken. Sodann verfeinere ich mit der Frisur und runde mit Ohr- oder Nasenringen ab.
christian-helten

2. Das Schweinchen

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Das Charlotte-Schweinchen habe ich in der Grundschule gelernt. Mein Bruder hatte ein Buch zum Tierezeichnen aus Buchstaben, da gab es auch ein Schwein. Ich habe es mit der Zeit ein wenig abgewandelt - der Ringelschwanz ist immer noch ein kleines Schreibschrift-E, die Füße sind zwei Ws. Die Nase hingegen ist mittlerweile eher Steckdose als großes "E" wie im Original und die Augen sind glubschiger geworden. Oft zeichne ich das Schweinchen in Abwandlungen. Es gibt zum Beispiel auch das zerlaufende Dali-Schwein oder das abstrakte Picasso-Schwein.
charlotte-haunhorst

3. Der kantige Mann

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Entscheidend ist die Nase: der breite Rücken, die voluminösen Nüstern. Habe ich von einem Comiczeichner geklaut, der die Cartoons in meiner Schülerzeitung machte. Wenn die Nase auf dem Papier ist, kommen die Augen. Hier steckt der ganze Charakter eines Mannes, das habe ich über die Jahre gelernt: Runde Knopfaugen (s. Abb.) verleihen Naivität. Schlitzförmige Augen machen das Gesicht hart. Frisur oder Bart kommen zuletzt und werden grundsätzlich blockhaft an den Schädel gesetzt. Der Vollbart, hier im Bild, kam zustande, weil wir in der Konferenz über irgendein Religionsthema sprachen. Ist gut geworden, finde ich!
jan-stremmel

4. Das Muster



Ich muss es fühlen. Denn natürlich ist es nur ein Viereck, das durchgekreuzt ist. Ich darf keine Sekunde drüber nachdenken. Der Geist muss im Leerlauf sein, ich kann das Muster nur malen, während ich mich auf was anderes konzentriere. Die Punkte in der Mitte kommen nur, wenn es im Telefonat oder der Konferenz einen Themenwechsel gibt. Sie zeigen an: Ich musste plötzlich über was Anderes nachdenken, eher etwas Unangenehmes. Die Punkte sind ja auch sehr fest aufgedrückt.
jakob-biazza

  • teilen
  • schließen