Kubas Revolutionsführer:Kubas früherer Staatspräsident Fidel Castro gestorben

Kubas Revolutionsführer: Amszeit von nahezu einem halben Jahrhundert: Fidel Castro hält die kubanische Flagge hoch. (Archivbild aus dem Jahr 2001)

Amszeit von nahezu einem halben Jahrhundert: Fidel Castro hält die kubanische Flagge hoch. (Archivbild aus dem Jahr 2001)

(Foto: AFP)
  • Fidel Castro ist am Freitagabend in der kubanischen Hauptstadt Havanna gestorben. Das teilte sein Bruder im Staatsfernsehen mit.
  • Der ehemalige Revolutionsführer und Staatspräsident der Karibikinsel wurde 90 Jahre alt.
  • Er installierte einen sozialistischen Einparteienstaat und lenkte an dessen Spitze knapp 50 Jahre lang die Geschicke des Landes.

Das kubanische Staatsfernsehen berichtet, dass der frühere Präsident und Revolutionsführer des Landes Fidel Castro im Alter von 90 Jahren gestorben ist. Sein Bruder und jetziger Staatschef Raúl Castro richtete sich während einer Unterbrechung des Abendprogramms sichtlich bewegt mit einer kurzen Erklärung an die Fernsehzuschauer.

Demzufolge ist Castro am Freitagabend (Ortszeit) in der kubanischen Hauptstadt Havanna gestorben. Die Regierung hat eine neuntägige Staatstrauer ausgerufen. Die Trauer gelte ab Samstag und werde bis Sonntag, den 4. Dezember dauern, erklärte der Staatsrat. In dieser Zeit würden "alle öffentlichen Aktivitäten und Veranstaltungen" ausgesetzt. Am 4. Dezember soll das Begräbnis von Fidel Castro stattfinden. Zuvor sollen die Kubaner Abschied nehmen können. Zu Beginn der Woche würden seine Überreste zum Denkmal für den Nationalhelden José Martí gebracht. Dort soll es eine Massenkundgebung geben, bericht die Zeitung Juventud Rebelde.

Die Leiche des Revolutionsführers solle verbrannt werden, sagte sein Bruder. Das sei Castros Wunsch gewesen. Nach der Kundgebung soll die Urne mit der Asche in einem viertägigen Trauerzug über verschiedene Ortschaften von Havanna bis zur 900 Kilometer entfernten Stadt Santiago de Cuba gebracht werden. Dort findet nach einer Trauerzeremonie die Beisetzung auf dem Friedhof Santa Ilfgenia statt.

Fidel Castro, der die Geschicke des Landes fast ein halbes Jahrhundert lang lenkte, hatte wegen einer schweren Krankheit die Amtsgeschäfte im Juli 2006 sukzessive an seinen Bruder abgegeben. 2008 wurde dieser vom Parlament zu seinem Nachfolger gewählt. Obwohl er in den vergangenen Jahren immer seltener in der Öffentlichkeit auftrat, meldete sich Fidel Castro bis zuletzt aus dem Hintergrund zu den aktuellen politischen Entwicklungen der Karibikinsel. Castro war dort zur Schule gegangen und hatte dort 1953 mit Mitstreitern die Moncada-Militärkaserne zu stürmen versucht.

Knapp 50 Jahre an der Regierung

Fidel Castro wird von vielen Kubanern für die Befreiung Kubas von der Vorherrschaft der USA verehrt. 1959 stürzte er eine pro-amerikanische Regierung und installierte unter dem Einfluss der damaligen Sowjetunion eine sozialistische Regierung. Danach stand er 47 Jahre lang an der Spitze des Landes und trotze dort zehn US-Präsidenten.

Geboren wurde Castro seiner offiziellen Biografie zufolge als Kind spanischer Einwanderer am 26. Juli 1926 in Birán im Osten Kubas. Über sein tatsächliches Alter gab es immer wieder Spekulationen.

Schon früh empfand er die sozialen Verhältnisse auf der Insel als ungerecht. Als junger Rechtsanwalt nahm er den Kampf gegen den Diktator Fulgencio Batista auf. Nach dem gescheiterten Überfall auf die Moncada-Kaserne 1953 und einigen Jahren im Exil landete er Ende 1956 mit etwa 80 Mitkämpfern in einem Schiff auf Kuba und begann in den Bergen den Guerillakampf. Im Januar 1959 zogen seine Truppen siegreich in Havanna ein.

Mit einer Landreform und der Verstaatlichung von Unternehmen machte sich Castro schnell die USA zum Feind, die die Insel mit einem Handelsembargo belegten. Hilfe fand Kuba bei der Sowjetunion. Der Zusammenbruch des Ostblocks stürzte Kuba nach 1990 in eine schwere Wirtschaftskrise, die das kommunistischen System aber überlebte. In den vergangenen Jahren rangen sich Fidel und sein Bruder Raúl Castro zu begrenzten marktwirtschaftlichen Reformen durch.

Ende der offiziellen Tätigkeit

Mit seiner Unbeugsamkeit gegenüber Washington fand Castro in Lateinamerika auch über das linke Lager hinaus Anerkennung. Als sich der greise Revolutionsführer kurz vor seinem 80. Geburtstag einer schweren Operation unterziehen musste, gab er am 31. Juli 2006 seines Ämter zunächst provisorisch an seinen fünf Jahre jüngeren Burder ab. Mit der Neukonstituierung des Staatsrat 2008 übernahm Raúl dauerhaft die Führung des Landes.

Die historische Aussöhnung zwischen Kuba und den USA, die in der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen 2015 und dem Besuch von Präsident Barack Obama in Havanna im März 2016 gipfelte, verfolgte Fidel Castro mit unüberhörbarer Skepsis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: