Auszeichnung:Friedensnobelpreis geht an Kolumbiens Präsidenten Juan Manuel Santos

  • Für seine Verdienste im Friedensprozess zwischen Regierung und Farc-Rebellen erhält Juan Manuel Santos den Nobelpreis.
  • Der Anführer der Farc-Rebellen geht dagegen leer aus.
  • Die Bevölkerung hatte den Friedensvertrag in einem Referendum abgelehnt.

Von Benedikt Peters und Sebastian Gierke

Der Friedensnobelpreis 2016 geht an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos. Das gab das Komitee in Oslo bekannt. Es begründete seine Entscheidung damit, dass es ein Zeichen setzen wolle, dass der kolumbianische Friedensprozess weitergehen müsse.

Die Regierung in Bogotá und die Farc-Rebellen hatten zuletzt einen Waffenstillstand geschlossen und einen Friedensvertrag unterzeichnet. In einem Referendum am vergangenen Wochenende hatte die kolumbianische Bevölkerung den Vertrag allerdings abgelehnt - er kann damit nicht in Kraft treten. Mit der Entscheidung wolle das Komitee diejenigen ermutigen, die in dem lateinamerikanischen Land "für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung kämpfen", sagte die Komitee-Vorsitzende Kaci Kullmann Five.

Vor der Vergabe war spekuliert worden, ob der 65-jährige Santos den Preis gemeinsam mit Rodrigo Londoño alias "Timochenko" erhalten würde, dem Anführer der Farc-Rebellen. Dieser geht nun leer aus. Auf die Nachfrage, ob Londoño ebenfalls für den Preis in Erwägung gezogen worden sei, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees, sie wolle Fragen zu den Kandidaten nicht kommentieren. Man habe die Entwicklung in Kolumbien aber sehr genau verfolgt. Nominiert worden waren auch Opfer des kolumbianischen Bürgerkriegs, auch diese gingen leer aus.

Santos will sich bis zum letzten Tag im Amt um den Frieden bemühen

Kaci Kullmann Five lobte Santos' langjähriges Engagement. "Er hat den Friedensprozess stetig vorangetrieben." Zudem habe er versprochen, seine Bemühungen bis zu seinem letzten Tag im Amt fortzusetzen.

Vier Jahre lang hatten die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen in der kubanischen Hauptstadt Havanna verhandelt, bis sie sich auf einen Friedensvertrag einigen konnten. Damit sollte der mehr als 52 Jahre andauernde Bürgerkrieg beendet werden, der als Konflikt um Landbesitz begonnen hatte. Über die Jahre forderte der Krieg mindestens 220 000 Tote.

Bis zu dem Votum der kolumbianischen Bevölkerung, die sich mit einer hauchdünnen Mehrheit gegen den Vertrag entschieden hatte, galt ein Fortschreiten des Friedensprozesses als wahrscheinlich. Die Farc-Rebellen hatten sich unter anderem bereit erklärt, in den nächsten Monaten ihre Waffen abzugeben. Wie es nun weitergeht, ist unklar.

Das Nobelkomitee machte keinen Hehl daraus, mit der Vergabe an Santos die Entwicklung beeinflussen zu wollen. "Es besteht die große Gefahr, dass der Friedensprozess nun zum Erliegen kommt." Dies gelte es zu vermeiden.

Unter den zahlreichen Kandidaten für den Nobelpreis war auch Angela Merkel

Mit 376 Nominierungen durften sich so viele Kandidaten Hoffnungen auf die Ehrung machen wie noch nie zuvor in der über hundertjährigen Geschichte der prestigeträchtigen Auszeichnung. Bei den Nominierten handelte es sich um 228 Einzelpersonen und 148 Organisationen.

Zu den diesjährigen Favoriten hatten griechische Inselbewohner gehört, die Hunderttausende Flüchtlinge und Migranten nach gefährlichen Mittelmeer-Überfahrten aufgenommen haben, sowie die syrische Rettungsgruppe Weißhelme, die Zivilisten im Bürgerkrieg nach Angriffen versorgen. Als mögliche Preisträger waren auch Papst Franziskus und der kongolesische Chirurg Denis Mukwege gehandelt worden, ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nach der Entscheidung übermittelte die CDU-Chefin Preisträger Santos ihre Glückwünsche. Sie ließ mitteilen, sie kenne Santos als einen Mann, der für sein Land die Vision des Friedens und der Versöhnung habe.

Die Auszeichnung ging in der Vergangenheit unter anderem an den jüngst verstorbenen ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres, den südafrikanischen Freiheitskämpfer und späteren Präsidenten Nelson Mandela, an US-Präsident Barack Obama, Mutter Teresa und die Europäische Union. 2015 wurde mit dem nationalen Dialog-Quartett die tunesische Demokratiebewegung geehrt.

Der Friedensnobelpreis ist die einzige der renommierten Nobel-Auszeichnungen, die in Oslo überreicht wird. Die Verleihung findet traditionell am 10. Dezember statt - dem Todestag des schwedischen Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel.

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