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Ya no será ya no

Text: irrgaertnerin
Was komisch ist: zurückkommen und wissen, dass ich dich nicht anrufen muss. Nicht aufwecken, um ein Uhr nachts und sagen: alles ist gut. Wir waren sogar kurz in Prag, da hat der Kolumbianer sich falsches Gras andrehen lassen. Nicht zögern, wenn mich Thomas fragt, wo er mich absetzen soll, sondern gleich antworten - dort, wo die Fenster dunkel sind, wo der Schlüssel passt, wo die Luft steht seit Tagen.

Man muss sich nur vorstellen, dass alles wahr ist, was passiert, denke ich. Man muss anfangen daran zu glauben. Und ich drehe das Wasser auf, als ich nachhause komme, ich dusche ohne Licht, ich gehe nackt durch die Wohnung und finde dich nicht mehr, dort wo du immer warst. (am Küchentisch. vor dem Computer. im Bett. auf der Anrichte.) Ich weiß noch, wie du riechst, wenn du verschwitzt mit dem Rad endlich hier warst, ich weiß wie du klingst, wenn du das Telefon abhebst und ich erschrecke, dass ich Recht habe, wenn du es tust. Ich stehe am Fenster, vor mir die Nacht, aber es macht keinen Sinn mehr, dort zu stehen und zu warten. Zu warten, dass die Zeit vorübergeht, weil sie das sowieso macht. Zu warten, dass alles anders wird. Dass du zurückkommst und ich dich willkommen heiße, als wäre nichts gewesen.

Wir wie wir sitzen am Küchentisch und ich rede und du schweigst, wie wir merken, dass die Zukunft sich ohne uns entwickelt hat, wie alte Dias aus dem Urlaub, den wir nie gemacht haben. Und jetzt fragst du mich, wann ich weg fahre im Sommer und wohin und ich antworte, warum du das denn wissen willst.

Später sitze ich auch noch da, aber alleine. Und ich rufe niemanden an um es zu ändern. Ich gestehe sie mir ein, die Einsamkeit. Ich will sie nicht teilen. Wenn das Telefon schweigt, mache ich das selbe und überlege woher mein Zwang kommt, nichts an die Wände zu hängen und sie anzustarren, weiß wie Schnee.

Du musst wissen, es ist nicht gut, wie es ist. Es hätte nie soweit kommen sollen. Ich habe das nicht gewollt. Auch ich hatte Träume von einem Haus mit Garten und einem Jungen der Ball spielt. Und auch ich weiß, wie banal das klingt. Die Ziege, du weißt, ich wollte sie nur mit dir.

Wärst du jetzt hier, ich würde dir ein Butterbrot streichen und als erste davon abbeißen, es dir reichen und solange kauen, bist du als erstes geschluckt hast. Meine Hände behalte ich dabei bei mir und auch das Licht werde ich nicht ausschalten. Aber ansehen werde ich dich und endlich wieder traurig sein.

Darüber, dass ich weiß, wo ich dich küssen sollte und es trotzdem nicht mehr mache.

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