Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Ramona und Stephane - Zwerg und Defibrillator*

Text: klinsmaus
Stephane blinzelte. Was waren das für grüne Lichter, die so komisch vor seiner Nase tanzten? Warum wackelte das unter ihm? Und was wurde da gebrüllt. „Nimm den Defi weg“? Hä?



„Der wacht eh grad auf. Also nimm das weg. Herrgott!“ Stephane machte die Augen auf und sah, wie ein dicker Arzt einem Sanitäter etwas Bügeleisenartiges aus der Hand riss. Aber warum war er in einem Rettungswagen? „Wir dachten schon, wir müssten sie reanimieren. Aber zum Glück sind sie ja von selbst …“, sagte der Dicke. Er leuchtete Stephane in die Augen. „Sagen Sie, haben Sie etwas genommen?“



„Nur einen Zwerg, also da war ein Zwerg drauf.“ Stephane lallte ziemlich. „Den hab ich genommen und dann, dann war ich … Ich kann mich nicht mehr erinnern ... Ich glaub ich war weg, dann.“ „Sie sind tatsächlich in Ohnmacht gefallen.“ Der Arzt langte nach Stephanes Handgelenk. „Ihr Puls ist ungewöhnlich langsam für Extasy. Und dann noch so grün im Gesicht. Da stimmt was nicht. – Höpflinger, leg hier mal eine Infusion. – Und Sie, Herr Fink, beobachten wir die Nacht über im Krankenhaus.“



Während der Arzt noch Stephanes Schulter klopfte und Stephane sich wunderte, woher der Arzt seinen Namen kannte, begannen die Lichter wieder zu hüpfen.



Als Stephane drei Stunden später wieder blinzelte, war es seltsam weiß um ihn herum. Er lag weich, aber er hatte einen mordsmäßigen Kater. Der Schlauch in seinem Handrücken beunruhigte ihn. Und zu allem Überfluss kratzte es nun auch noch am Fenster. Widerwillig drehte Stephane sich auf die Seite.



„Ramona, was machst DU denn hier?“ Wozu war er eigentlich nach Kempten geflüchtet? „Ksst, lass mich rein, dann sag ich’s dir.“ Ramona hatte Nerven.



Umständlich schlurfte Stephane zur Balkontür. Das Infusionsgerüst war die Pest. „Da nimm. Ist für dich.“ Ramona überreichte ihm eine weiße Plastiktüte, die überraschend schwer war und beim Zurückschlurfen gefährlich gegen das Infusionsgerüst dengelte.



„Also, ich hab gehört, dass dir Schluckas sein Waschpulverzeug verkauft hat und dass du dann ziemlich weggeklappt bist. Und dann hab ich mir schon echt Sorgen gemacht – und die Familie erst!“ Wenn man genau hinschaute, war Ramona schon ziemlich bleich im Gesicht. „Jedenfalls hat mir die Familie das hier für dich gegeben, als Wiedergutmachung sozusagen.“ Ramona zog eine meterlange Merci-Luxuspackung aus der Tüte. „Und wär echt toll, wenn du den Schluckas nicht anzeigst.“ Bildete er sich das ein oder klimperte Ramona tatsächlich mit den Augen?



„Dieser Drogi, äh, der Schluckas, das ist dein Bruder?“ „Ja. Leider.“ Ramona klimperte nun nicht mehr, sie verdrehte jetzt genervt die Augen. „Ich hab den oft genug verflucht, aber, mei, Familie kann man sich halt nicht aussuchen. Und jetzt schau weiter.“



Warum grinste Ramona plötzlich so selbstgerecht? Da musste ja wohl etwas wirklich Abartiges in der Tüte sein. Zögernd langte Stephane hinein. Es war auf jedenfalls etwas großes, hartes, das aus Plastik war, einen Henkel hatte und kratzte. Und das – und das war wirklich merkwürdig – das fauchte, um danach gleich kläglich zu maunzen.



Das alles war nicht nur sehr merkwürdig, es erinnerte Stephane auch fatal an … eben jene Katze, die gerade buckelnd die Tür des Transportkäfigs aufstemmte.



„Frau Mao! Du lebst!“



Der Abend fing an, Stephane zu gefallen.





* Das ist hier ist ein kleiner Appetizer, damit die Zeit bis zum Ramona und Stephane-Buch nicht zu lang wird.



Weil die Handlung unvermittelt einsetzt, hier ein kleiner Überblick, was bisher geschah:



Also, Ramona (21) hat Stephane rausgeworfen. Dieser ist nach Kempten zu seiner Mutter und von seiner Mutter ins "Tropicana" geflüchtet, wo er Schluckas eine Pille mit Disneyzwerg drauf abgekauft hat. Inzwischen ist auch Ramona in Kempten, was Stephane aber nicht weiß. Alles klar? ; )

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: