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Eine Serie wie ein Besuch auf dem Kleinstadt-Rummel

Illustration: Katharina Bitzl

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Die Serie:

Willkommen in Stars Hollow, der Kleinstadt mit der schrulligsten Bevölkerung an der US-Ostküste: Da wäre Taylor Doose, eine Art selbsterklärter Bürgermeister, der geschäftig durch das fiktive Städtchen in Connecticut wandelt und dafür sorgt, dass zu jedem noch so banalen Anlass die ganze Stadt geschmückt wird und die gesamte Bevölkerung auf dem Marktplatz feiert. Oder Luke, der liebenswert-grimmige Cafe-Besitzer an genau jenem Marktplatz, der sich über Menschenmengen, Handys und auch sonst so ziemlich alles aufregt, aber eigentlich ein Herz aus Gold hat. Oder Sookie St. James, geniale Köchin in dem Hotel Dragonfly Inn, das sie zusammen mit ihrer Freundin Lorelai Gilmore betreibt. 

 

Womit wir beim Hauptpersonal der Serie angekommen wären: Lorelai Gilmore kommt aus allerbestem "White Anglosaxon Protestant"-Hause, ist Mitte Dreißig, Mutter einer halbwüchsigen Tochter, die sie mit 16 Jahren bekam und aus Trotz und Wut über die Männerwelt einfach nach sich selbst benannt hat. Vom Vater des Kindes, Christopher (ebenfalls so WASP wie einer Tommy Hillfiger-Werbung entsprungen) ist sie schon lang getrennt. Die Tochter Lorelai, genannt Rory, ist ein echtes Mustermädchen: Eine Einser-Schülerin mit dem einen großen Traum, einst in Harvard zu studieren. Rory ist aber kein langweiliges Nerd-Mädchen, sondern beliebt, wunderhübsch, extrem intelligent, unfassbar nett, witzig, schnell, sehr belesen, schlicht: das tollste Mädchen aller Zeiten. Rory und Lorelai haben eine sehr unkonventionelle Mutter-Tochter-Beziehung, sie sind tatsächlich beste Freundinnen und teilen alles miteinander. Nur in einer Sache sind die beiden sich nicht einig und das ist die Beziehung zu Lorelais Eltern. Doch um Rorys Besuch an der prestigeträchtigen Chilton Prep School zu ermöglichen, die sie ihrem Harvard-Traum näherbringen würde, lässt sich Lorelai auf einen Deal mit ihren Eltern ein: Die zahlen die Schulgebühren, dafür müssen Lorelai und Rory von nun an jeden Freitag zum Abendessen kommen.

Wo findest du die Serie?

Ab heute gibt es alle Folgen auf Netflix. Die DVD-Boxen gibt es auch sehr günstig im Internet zu kaufen.

Der Zeitaufwand:

Das kann dauern.... Die Serie hatte sieben Staffeln, insgesamt 153 Folgen, jede Folge hat ungefähr 42 Minuten, macht nach Adam Riese (bzw. Adam Taschenrechner) 107 Stunden. Soll heißen: du kannst dir die nächsten Wochen leider nichts Anderes vornehmen, dein Sozialleben wird verkümmern. Solltest du allerdings in der Lage sein, beim Glotzen zu stricken oder etwas anderes mit den Händen zu machen, könntest du währenddessen immerhin einen Pullover mit kompliziertem Zopfmuster stricken. Oder ein Kanu für deinen nächsten Urlaub schnitzen.  

Wo du Zeit sparen kannst:

Klingt etwas komisch, aber die letzte Staffel kannst du dir getrost sparen. Denn die wurde ohne die Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino gedreht – und das sieht man ihr in jeder Hinsicht an. Sherman-Palladino war nicht nur Erfinderin, sondern gleichzeitig auch Regisseurin, Produzentin und Autorin der Serie. Ohne sie ist alles ist ein bisschen lahmer, langweiliger, dümmer. Immerhin: die allerletzte Folge der Serie hat Sherman-Palladino geschrieben. Aber das reißt die Staffel auch nicht raus.

Womit kannst du das vor deinem Gewissen rechtfertigen?

Hm, hmmmm, gute Frage...Vielleicht so: „Gilmore Girls“ war Anfang der Nuller Jahre eine sehr erfrischende Serie. Neben all den Gefühligkeits-Teenie-Serien, wie „Dawson’s Creek“ und „One Tree Hill“ stach „Gilmore Girls“ da schon ziemlich heraus. Die Serie hatte ein gutes Ensemble, extrem schnelle Dialoge mit unzähligen popkulturellen Anspielungen; die Beziehungen der Figuren untereinander waren ziemlich gegen den Strich gebürstet und auch wenn Liebe und Romantik und Jungs natürlich immer eine wichtige Rolle spielte, standen im Zentrum der Serie Frauen und ihre komplexen Beziehungen zueinander.

Andererseits war die Zeit zwischen 2000 und 2007 auch genau die Jahre, zu der die „Sopranos“ die Fernsehgeschichte umgeschrieben haben. Und dem Vergleich hält „Gilmore Girls“ wiederum nicht stand. Aber manchmal hat man einfach keine Zeit und Energie, sich in epische Geschichten hineinzupfriemeln, sondern will tatsächlich so nebenbei unterhalten werden. Und genau für solche Stunden, in denen man eine leichte Gehirnmassage benötigt, ist „Gilmore Girls“ genau das richtige.

So fühlst du dich nach der Serie:

So, als wärst du gerade über einen Kleinstadtrummel gegangen. Du hast zu viel Zuckerwatte gegessen, das Kettenkarussel war zu schnell und das Geklingel und Geplinker der Automaten hat dich ein wenig meschugge werden lassen. Trotzdem bist du bestens gelaunt.

Und danach?

Du kannst auf die nächste Staffel warten. Netflix hat vier 90-Minütige Folgen geordert und tatsächlich sind alle wieder dabei. Sogar Sookie, aka Melissa McCarthy, die seitdem eine amtliche Karriere hingelegt hat und momentan im „Ghostbusters“-Remake zu sehen ist. Wann die Folgen gesendet werden, steht noch nicht fest.

Oder du begleitest Rory-Darstellerin Alexis Bledel in die Vergangenheit. In „Mad Men“ spielt sie in Staffel fünf die Hausfrau Beth Dawes, die eine Affäre mit Pete Campbell hat. 

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