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Die Hälfte deiner Freunde mag dich nicht

Foto: der-clee / photocase.de

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Die Menschen, die du für deine Freunde hältst, sind es oft gar nicht. Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern das Ergebnis einer Studie des Massachusetts Institute of Technology zusammen mit der Universität Tel Aviv. Das Forscherteam fand heraus, dass wir extrem schlecht darin sind, unsere Beziehungen zu anderen Menschen einzuschätzen. Und dass viele Menschen, die wir für unsere Freunde halten, sich selbst gar nicht als solche sehen.

Für die Studie wurden 84 Studenten der Uni Tel Aviv aufgefordert, ihre Kommilitonen auf einer Skala von 0-5 zu bewerten. Dabei bedeutete 0 „Ich kenne diese Person  nicht“, 3 „Das ist mein Freund“ und 5 „Einer meiner besten Freunde“. Dann sollten die Studenten vorhersagen, wie ihre Kommilitonen im Gegenzug die Beziehung zu ihnen einschätzen. Fast alle gingen davon aus, dass ihre Freundschaften auf Gegenseitigkeit beruhen: In 94 Prozent der Fälle erwarteten sie, von denjenigen, die sie selbst als Freunde angeben, also mit einer 3,4 oder 5 bewertet hatten, ebenfalls als Freund nominiert zu werden.

Die Realität sah allerdings anders aus. Nur gut die Hälfte (53 Prozent) der Freundschaften wurde erwidert. Das bedeutet dann natürlich umgekehrt: Jede zweite Freundschaft, die von der einen Seite vorausgesetzt wurde, wird von der anderen nicht als solche wahrgenommen. Oder auf uns übertragen: Die Hälfte der Leute, die wir für unsere Freunde halten, sind es gar nicht!

Auch auf die Frage, warum das so ist, hält die Studie eine unbequeme Wahrheit bereit: Die Vorstellung, dass unsere Freundschaften nicht erwidert werden, stelle unser Selbstbild in Frage. Deswegen lassen wir in unserem Kopf die Ansicht gar nicht zu, dass unsere Freundschaften nicht auf Gegenseitigkeit beruhen könnten.

Und das zieht sich weiter: In einem zuzsätzlichen Test versuchte die Studie herauszufinden, was für einen Einfluss die Studenten aufeinander haben – etwa beim Versuch, das Verhalten einer Person zu ändern. Einfluss aufeinander nehmen konnten vor allem die Studenten, die sich jeweils beidseitig als Freunde angegeben hatten. Wenn mich also ein Freund dazu bringen will, mit dem Rauchen aufzuhören, dann klappt das viel eher, wenn wir uns beide als Freunde verstehen. Wenn aber nur er mich als Freund definiert, lasse ich mich nicht so leicht von ihm beeinflussen. Vorausgesetzt, ich möchte also das Verhalten von jemandem beeinflussen, sollte ich mir vorher Gedanken darüber machen, ob wir eine beidseitige Freundschaft führen. Und mich dabei auf keinen Fall darauf verlassen, wie ich selbst unsere Beziehung einschätze.

ses

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