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Cannabis gegen Regelschmerzen

Illustration: Lucia Götz

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Für alle, die es noch nicht wissen: Regelschmerzen sind eklig. Es pocht, zieht und sticht im Unterbauch, als buddle sich ein junger Hund durch den Uterus. Um die Schmerzen zu lindern, tun wir Frauen alles Mögliche: Wärmflasche, Melissentee, Sport, kein Alkohol. Am Ende helfen oft nur Schmerzmittel.

Zum Glück sind sie im Bundesstaat New York anscheinend einen Schritt weiter: Frauen mit Regelschmerzen könnten dort möglicherweise bald Gras konsumieren, das erlaubt vielleicht ein neues Gesetz. Seit 2014 ist medizinisches Cannabis in New York legal. Und gerade wird im US-Bundesstaat diskutiert, ob Cannabis, das bereits in 29 Staaten verschrieben werden darf, auch für Regelschmerzen zulässig ist. Auf diese Weise werden bereits Krebspatienten, Multiple-Sklerose- und HIV-Erkrankte behandelt. Während der Chemo-Therapie soll Cannabis beispielsweise gegen Übelkeit helfen. Cannabinoide, die Wirkstoffe von Cannabis, wirken unterschiedlich: Während THC für den Rausch verantwortlich ist und schmerzlindernd sein kann, ist CBD muskelentspannend und krampflösend. Beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) ziehen sich Muskeln im Uterus zusammen und können die Durchblutung der Gefäße unterbrechen, kurz: aua. Theoretisch macht der medizinische Einsatz von Cannabis bei PMS also Sinn, es geht schließlich um die Kombination von Muskelkrämpfen und Schmerzen.

Außerdem, so argumentiert der New Yorker Gesetzentwurf, werde durch die zusätzlichen Verschreibungen die Anbauindustrie des Staates gefördert: Das medizinische Cannabis wächst nämlich ganz legal in New York. Richtig einen durchziehen geht allerdings nicht. Anders als in Staaten wie Kalifornien und Hawaii soll das medizinische Gras in New York nicht klassisch geraucht werden, sondern als Lutschpastille, Pflaster, Spray oder Kapsel verabreicht werden.

In Deutschland ist medizinisches Marihuana in Form von Cannabisblüten und Cannabisextrakt seit Januar verfügbar. Bis jetzt nur für Schwerkranke und in der Palliativmedizin, doch die Diskussion um weitere Krankheitsformen läuft. Die Welt scheint bei der Legalisierung also langsam mitzuziehen.

Das Problem: Bedingt durch die lange Illegalität der Droge gibt es wenig medizinische Studien zur Wirkungsweise. Auch wenn die medizinische Behandlung mit Cannabis in vielen Kulturen eine Jahrtausende alte Tradition hat: Der Behandlungserfolg von PMS mit Cannabis ist nicht erforscht. 

Trotzdem scheint das Geschäft zu laufen. Im vergangenen Jahr begann die Schauspielerin Whoopi Goldberg, Anti-PMS-Produkte mit Gras zu verkaufen. Auf ihrer Website gibt es Schokolade, Tinkturen und einen Badezusatz, die Kundenrezensionen fallen recht positiv aus. In Kalifornien und Colorado sind bereits Cannabis-Tampons erhältlich, im Internet werden sie unter dem Namen Foria Relief weltweit versendet. Sie enthalten 60 Milligramm berauschendes THC und zusätzlich 10 Milligramm entkrampfendes CBD. Nach 15 bis 30 Minuten sollen sie von der Vaginalschleimhaut absorbiert werden. Aber auch dazu gibt es noch keine medizinischen Studien.

 

In New York soll es Gras-Tampons auch deshalb erst mal nicht geben. Stattdessen könnte ein allmonatliches Anti-PMS-Rezept bald lauten: Wärmflasche, Melissentee und ein Cannabispflaster. Wenn's hilft!

 

sina

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