Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

"Deutschland ist kein weltoffenes und tolerantes Land"

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Alle Welt freut sich auf die WM. Nur ihr nicht. Woran liegt das? Es geht nicht darum, dass wir uns nicht auf die WM freuen. Wir nehmen die WM nur zum Ausgangspunkt, um gesellschaftliche Missstände in Deutschland aufzugreifen. Das sind Themen wie Nationalismus, Rassismus und Sexismus in den Stadien oder sicherheitspolitische Verschärfungen im Kontext der Weltmeisterschaft. Unser gemeinsamer antinationalistischer Standpunkt führt uns auch dazu, dass wir uns über ein Vorrundenaus der deutschen Mannschaft sehr freuen würden. Denn damit bliebe uns an nationalem Taumel einiges erspart. Es geht also gar nicht gegen den Fußball, sondern gegen Deutschland? Wir möchten die deutschen Verhältnisse angreifen, nicht den Fußball. Die WM sorgt für eine gewisse Aufmerksamkeit für die Themen, die uns wichtig sind. Unsere Kampagne ist mehrgleisig. Wir führen Informations- und Diskussionsveranstaltungen zu den sicherheitspolitischen Verschärfungen durch, die vor und während der WM zu beobachten sind. Fußballfans waren ja schon oft der Ausgangspunkt solcher Maßnahmen. Aus einer simplen Hooligandatei wurde eine allgemeine Gewalttäter-Sport-Datei. Und mit ähnlichen Erfassungsinstrumenten agiert der Staat irgendwann auch gegen politische Demonstrationen. Hinzu kommen die klassische Aufklärungsarbeit mit Filmabenden, Faltblättern und eigenen Zeitungen, aber auch ein bisschen Medienguerilla.

Das heißt? Provokativ zu sein. Auf einem unserer Plakate steht neben dem verfremdeten Originallogo: „Vorrundenaus. Deutschland vom Platz fegen“. Das gibt es auf deutsch und englisch. Die Idee ist, eine Kampagne der anderen Seite aufzunehmen und sie mit den eigenen Inhalten zu füllen.

Seht ihr euch als Spielverderber? Im gewissen Sinne schon. Wenn es darum geht, gegen das Spiel und die Selbstpräsentation Deutschlands als weltoffene und tolerante Nation anzugehen, dann sind wir Spielverderber. Deutschland ist kein weltoffenes und tolerantes Land. Wir wollen auch die schönen Partys der deutschen Nationalisten verderben und hoffen dabei auf die Unterstützung anderer Mannschaften. Wir sind aber keine Spielverderber in dem Sinne, dass wir während der WM die Fußballfans dumm anmachen, nur weil sie Fußball sehen wollen. Seht ihr euch selbst die Spiele an? Ich werde mir sicher ein paar Spiele ansehen, einige aus dem Arbeitskreis werden das auch tun. Andere werden versuchen, sich dem Ganzen bestmöglich zu entziehen. Und wenn Deutschland tatsächlich nach der Vorrunde ausscheiden sollte ... ... dann werden wir das eine oder andere Glas Champagner auf den Torschützen trinken, der für das Ausscheiden Deutschlands verantwortlich ist. Das wäre ein großer Anlass zur Freude, denn dann bleiben uns wenigstens die Fernsehansprache einer glückstrunkenen Bundeskanzlerin und hupende Autokorsos erspart. Unsere politische Arbeit aber ist damit noch lange nicht beendet. Alle Bilder: vorrundenaus.de Mehr über die Fußball-Weltmeisterschaft auf jetzt.de: - ein Porträt des Fußballclubs SV Bühlertal, der zum Trainingsquatier des englischen Nationalteams bei der WM wird. - ein Einblick in die Münchner Hooligan-Szene vor der WM. - ein Porträt des jungen Polizisten Jörg, der beim Spezialkommando der Polizei während der Weltmeisterschaft für Sicherheit sorgen soll. - eine Sexkritik über Fußball in deutschen TV-Serien und Kino-Filmen. - eine Serie über die zur WM veränderten Lebensmittel in unseren Supermärkten: vom Milka Fußball-Mix über die Maggi Fußball-Suppe, die Müller Ecke des Monats bis zum schlanken Comeback der Cola-Dose.

  • teilen
  • schließen